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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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wurden meine schlimmsten Befürchtungen sogar noch übertroffen: Aus einem der Nachbarzimmer hatte Kai zwei Stühle organisiert, nun saß er bei einer Tasse Kaffee gemeinsam mit Mama und Papa an seinem Schreibtisch und plauschte.
    Als meine Mutter mich sah, sprang sie auf und drückte mich mit einem spitzen Aufschrei so fest an sich, dass ich außer einem Hörsturz auch noch ein paar Rippenquetschungen davontrug. »Ein echtes Goldstück, dein Kai«, flüsterte sie mir ins Ohr. Dann schob sie mich auf Armeslänge von sich. »Ist uns die Überraschung geglückt?«
    »Das kann man wohl sagen«, antwortete ich dumpf und vermied es, in Kais Richtung zu schauen. Das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte, war er splitterfasernackt gewesen. Beim Gedanken an den vergangenen Abend errötete ich, und mein Pulsschlag setzte zu einem Trommelwirbel an.
    Nachdem ich auch meinen Dad mit einem Küsschen begrüßt hatte, stand ich unschlüssig mitten im Zimmer herum. Was nun? Ich konnte Kai ja wohl schlecht aus seinem eigenen Büro werfen. Obwohl ich nicht übel Lust dazu gehabt hätte.
    »Wir haben uns bereits miteinander bekannt gemacht«, versuchte mein Vater, mir aus der Verlegenheit zu helfen.
    Kai lächelte harmlos. »Ich freue mich wirklich sehr, deine Eltern kennenzulernen.«
    Mist, verdammter! Wie viel wusste er?
    »Noch eine Tasse Kaffee?«, fragte Kai an meine Mutter gewandt.
    Die kicherte, als hätte Kai ihr ein unmoralisches Angebot gemacht. »Bloß nicht! Ich brauche nur an Kaffee zu denken, schon klettert mein Blutdruck wie eine Bergziege in die Höhe.«
    »Und Sie, Herr Müller?«
    »Paul«, korrigierte mein Vater. »So weit kommt das noch, dass mich der Freund unserer Tochter mit ›Herr Müller‹ anredet.«
    Da Kai noch nicht einmal den Ansatz eines Stirnrunzelns zeigte, war schwer davon auszugehen, dass er bereits wusste, dass ich ihn meinen Eltern als meine bessere Hälfte verkauft hatte. Vor Scham wäre ich am liebsten im Erdboden versunken. »Wie lange …«, ich räusperte mich, weil mir die Stimme zu versagen drohte, »… wie lange habt ihr denn vor zu bleiben?«
    »Nur bis morgen.«
    Erleichtert atmete ich auf. Das war mit Abstand die beste Nachricht des Tages! Und der Tag war noch jung, das hieß, es gab durchaus noch Steigerungspotenzial.
    »Wir sind eigentlich nur auf der Durchreise«, erklärte Mama. »Du weißt doch: Tante Mathilde heiratet am Sonntag.«
    Nein, das wusste ich nicht, wollte aber nicht völlig ausschließen, dass meine Mutter mir irgendwann schon mal am Telefon davon erzählt hatte. Wahrscheinlich hatte ich in der Zwischenzeit den Fortsetzungsroman in meiner Fernsehzeitung weitergelesen. Nichts gegen Tante Mathilde, aber die Liebes- und Leidensgeschichte der jungen Gräfin Carlotta fand ich um einiges spannender.
    »Als die Einladung zu der Hochzeit bei uns eingetrudelt ist, haben dein Vater und ich sofort gemeinsam beschlossen, dass das eine prima Gelegenheit ist, um endlich mal im Wallemrath Hotel abzusteigen.«
    Wenn meine Eltern gemeinsam etwas beschlossen, lief das stets sehr harmonisch und immer nach dem gleichen Schema ab: Meine Mutter traf eine Entscheidung, und mein Vater hatte sich zu fügen. Kein Streit. Keine Diskussionen. Nichts dergleichen. Das funktionierte seit über dreißig Jahren eins a. Wenn mehr Paare auf diese Weise miteinander umgehen würden, gäbe es viel weniger Scheidungen, aber auch viel mehr hässliche Teichfiguren.
    »Du hast so davon geschwärmt.«
    Mama machte eine weit ausholende Bewegung, die sowohl den Hotelkomplex als auch Kai mit einschloss. Netter Versuch. Aber mir konnte meine Mutter nichts vormachen! Das Hotel interessierte sie allenfalls am Rande, schließlich arbeitete ich bereits seit fast fünf Jahren dort. Zeit genug, um sich alles anzuschauen. Ihr unbändiges Interesse an meiner Arbeitsstätte kam also ein bisschen sehr plötzlich. In Wirklichkeit wollte sie nicht das Hotel, sondern meinen neuen Freund unter die Lupe nehmen. Bis jetzt schien er dabei ganz ordentlich abgeschnitten zu haben. Trotzdem wurde es allerhöchste Zeit, dass ich meine Eltern aus Kais Dunstkreis entfernte.
    »Ihr wollt hier im Hotel absteigen? Kommt ja gar nicht in Frage, natürlich wohnt ihr bei mir. Außerdem ist Hochsaison. Wir sind bis auf die Besenkammer ausgebucht.«
    »Aber Schätzchen, wir haben reserviert.«
    Also war dieser Überfall von langer Hand geplant. Verdammt, warum hatte Verena mich nicht gewarnt? Entweder hatte sie meinen Eltern die Überraschung

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