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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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»Die Arbeit ruft« floh sie mit klappernden Absätzen aus dem Büro.
    Die Glückliche! Liebend gerne wäre ich hinterhergerannt! Auch ich hatte jede Menge zu tun, bedauerlicherweise dachte mein neuer Zimmergenosse aber gar nicht daran, mich endlich in Ruhe arbeiten zu lassen. Ring frei zur nächsten Runde.
    »Was ist das?«, fragte er leicht dümmlich. Ohne hinzusehen, wusste ich, dass er Fred, unseren Untermieter, meinte.
    »Wonach sieht’s denn aus?«
    »Ist das eigentlich ein Tick von Ihnen, jede Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?« Langsam begann mir das Spiel Spaß zu machen.
    »Ich kenne mich mit Nagetieren nicht so gut aus, aber ich würde sagen, es handelt sich um ein Meerschweinchen.«
    »Falsch, völlig falsch«, triumphierte ich und sah Kai dabei fest in die Augen. »Es ist ein Goldhamster.«
    »Gut, wir haben nun geklärt, dass es sich bei dem Tier um einen Goldhamster handelt. Aber können Sie mir auch verraten, was dieser Goldhamster oder vielmehr sein Käfig auf meinem Schreibtisch verloren hat?«
    »Der Besitzer von Fred ist im Hotel verstorben.«
    »Was? Hier an meinem Schreibtisch?« Unwillkürlich wich Kai ein paar Schritte zurück.
    Bis jetzt hatte es in diesem Büro noch keine Toten gegeben. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, dachte ich ärgerlich. »Nein, natürlich nicht, der Gast hat unten im Restaurant den Löffel abgegeben. Was aber nicht an Werners Kochkünsten lag«, beeilte ich mich, als ich Kais fragenden Gesichtsausdruck sah, schnell zu versichern. »Irgendwas muss bei seiner vierten Bypassoperation wohl schiefgelaufen sein. Na, wie auch immer, der Mann hatte keine Angehörigen, und wir haben es einfach nicht übers Herz gebracht, den putzigen Kerl ins Tierheim zu bringen.« Ich warf dem Goldhamster, der gerade zufrieden ein Salatblatt mümmelte, einen liebevollen Blick zu. »Tja, so ist Fred also hier bei uns gelandet. Irgendjemand muss sich schließlich um ihn kümmern. Durch den Tod seines Besitzers ist er mit einem Schlag Vollwaise geworden.«
    Kai riss entsetzt die Augen auf. »Und da haben Sie … ähm … wie soll ich sagen, als Adoptivvater an mich gedacht?«
    »Blödsinn. Ihnen würde ich noch nicht mal die Pflege einer mickrigen Geranie anvertrauen. Ich sorge für Fred.«
    »Da bin ich aber beruhigt.« Kai tat, als würde er sich den Schweiß von der Stirn wischen. »Ich dachte schon, ich hätte in meiner Stellenbeschreibung etwas übersehen.«
    Gleichmütig zuckte ich mit den Schultern. »Manchmal kann man sich eben nicht aussuchen, wen man unter seine Fittiche nehmen muss.« Mit vielsagendem Gesichtsausdruck musterte ich Kai von oben bis unten. Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder angenehmeren Dingen zu. »Achtung, Fred, jetzt schaukelt’s ein bisschen.« Ich stellte den Goldhamsterkäfig neben meinem Arbeitsplatz auf den Boden und machte eine einladende Geste. »So, bitteschön, der Schreibtisch gehört Ihnen. Viel Spaß bei der Arbeit.«
    »Sehr liebenswürdig.« Kai ließ sich in seinen schwarzen Lederdrehstuhl fallen, kippte die Rückenlehne in die Horizontale und legte die Füße auf die Arbeitsplatte. »Darf ich Sie dann gleich mal zum Diktat bitten?«
    Mir blieb fast die Luft weg. »Wie bitte?!« Na, der traute sich was!
    »Ich würde ja selbst schreiben, aber bedauerlicherweise habe ich keinen Kugelschreiber. Streng genommen habe ich überhaupt keinen Stift, nicht einmal einen Bleistift, ganz zu schweigen von einem Radiergummi, Büroklammern, einem Locher und dem ganzen anderen Zeug.«
    Widerstrebend stand ich von meinem Schreibtischstuhl auf. »Eigentlich ist Yvonne für das Büromaterial zuständig.«
    »Warum sagen Sie das denn nicht gleich? Bemühen Sie sich nicht, ich kümmere mich schon darum.« Sprach’s und verschwand aus der Tür.
    Erleichtert atmete ich auf. Weg war er!
    Ich kniete mich vor den Hamsterkäfig. Während ich Fred bei seiner Körperpflege beobachtete, knetete ich mechanisch meine verspannten Schultern und meinen schmerzenden Nacken, die Muskeln waren steinhart. »Ach, Fred«, seufzte ich. »Du magst ihn auch nicht. Stimmt’s? Tut mir leid, dass du deinen Platz räumen musstest. Die Aussicht da unten ist bestimmt lausig. Glaub mir, ich kann mir auch Schöneres vorstellen, als mir mit dem Lackaffen ein Büro zu teilen.« Fred schien mir mit seinen dunklen Knopfaugen verschwörerisch zuzublinzeln. »Vielleicht fällt uns ja was ein, wie wir ihn wieder loswerden.«
    Erst einmal sah es aber

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