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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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pinkfarbenen Buchstaben zu lesen: AN DIR IST JEDER ZENTIMETER ZARTESTER WAHNSINN. Ein Urlaubsmitbringsel von Charlotte, nachdem ich die ersten zehn Kilo abgenommen hatte. Seitdem war die Tasse für mich so eine Art Trophäe, die ich in Ehren hielt. Dass ausgerechnet Kai daraus trank, kam fast schon der Entweihung eines Heiligtums gleich.
    Doch das war längst noch nicht alles. Hier ging es um weit mehr als um einen Porzellanbecher. Bevor Kai sich im Hotel breitmachen konnte, war es wichtig, ihn gleich von Anfang an in seine Schranken zu weisen. Deshalb war ich fest entschlossen, mir meine Tasse zurückzuerobern. Notfalls mit Gewalt. Zum Glück leistete Kai keine Gegenwehr. Ehe ich handgreiflich werden musste, leerte er die Tasse in einem großen Zug und stellte sie ohne weiteren Protest auf meinem Schreibtisch ab. 1:0 für mich.
    Na bitte, lief doch gar nicht so schlecht. Das Pochen hinter meinen Schläfen war verschwunden. Zufrieden strich ich meinen Rock glatt. Für ein Freudenfest war es noch zu früh, aber ich erlaubte mir einen kurzen Moment der Genugtuung. Die erste Schlacht hatte ich gewonnen, von mir aus konnte es so weitergehen. Ich strafte Kai mit Nichtachtung und drehte ihm demonstrativ den Rücken zu.
    »Das Schild Personalparkplatz ist doch nun wirklich nicht zu übersehen. Manche Leute sind einfach zu blöd zum Lesen«, schimpfte ich an Yvonne gewandt. »Du wirst es nicht glauben: Mein Parkplatz ist schon wieder besetzt. Da steht so ein fetter schwarzer Mercedes. Ein richtiger Angeberschlitten.«
    Yvonne verdrehte die Augen. »Männer und Autos. Je dicker die Schlitten, desto größer die Komplexe.«
    »Stimmt. Soviel ich weiß, ist das sogar wissenschaftlich bewiesen. Irgendwo habe ich mal gehört oder gelesen, dass so eine Karre im Grunde nichts weiter ist als eine Penisverlängerung.«
    »Penisverlängerung«, Yvonne kicherte, »das ist gut.«
    »Ich mische mich ja nur ungern ein.«
    »Und warum tun Sie es dann?« Wütend funkelte ich Kai an.
    »Die Penisverlängerung gehört mir.« Kai tippte sich an seine breite Brust. »Allerdings bevorzuge ich die Bezeichnung Heckflosse. So nennt man diesen Mercedestyp im Allgemeinen. Übrigens, falls es die Damen interessiert: Es handelt sich dabei um einen Oldtimer.«
    »Ooooh.« Yvonne war die Situation sichtlich unangenehm. »Ich hoffe, du nimmst das nicht persönlich. Ich meine unser Gerede über deinen Penis, also deine Penisverlängerung«, verhaspelte sie sich. Man konnte sehen, wie ihr das Blut in Rekordzeit ins Gesicht schoss. Sogar ihr zart gebräuntes Dekolleté rötete sich, als hätte sie zu lange in der Sonne gelegen. »Also, ich meine das, was wir gerade über dein Auto gesagt haben«, korrigierte sie sich hastig. »Nur ein dummes Klischee, nichts weiter.«
    »Nur ein Klischee«, gab ich ihr recht und pustete mir ärgerlich eine blonde Haarsträhne aus dem erhitzten Gesicht. »Ein Klischee, das in 99,9 % der Fälle zutrifft. Ich hätte mir ja eigentlich gleich denken können, dass die Karre Ihnen gehört«, schnappte ich in Kais Richtung, der sich lässig gegen die Fensterbank gelehnt hatte. Offenbar hatte er es nicht allzu eilig, mit der Arbeit zu beginnen.
    Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und schaltete meinen Computer ein. Schlimm genug, dass dieser Blödmannsgehilfe mir meinen Parkplatz geklaut hatte, jetzt wollte ich mir von ihm nicht auch noch kostbare Arbeitszeit stehlen lassen.
    Aber Kai hatte das Bedürfnis, sich noch ein wenig auszutauschen. »Ich glaube, wir werden ein sehr angenehmes Arbeitsklima haben.« Seine braunen Augen blitzten vergnügt. »Reibung erzeugt Wärme …«
    »Dann hoffen wir mal, dass bei so viel Wärme Ihr Deo nicht versagt«, unterbrach ich ihn ungeduldig. »Eins muss man Ihnen auf alle Fälle lassen: Sie haben ein sehr einnehmendes Wesen.«
    Kai lächelte. »Danke.«
    »Nur damit wir uns nicht missverstehen: Das mit dem einnehmenden Wesen war kein Kompliment, sondern lediglich eine Feststellung. Sie nehmen sich alles, was Sie kriegen können.«
    Yvonne, die unseren kleinen Schlagabtausch wie ein Tennismatch mit weit aufgerissenen Augen und leicht schräg gelegtem Kopf verfolgt hatte, trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Ich sah ihr an der frisch gepuderten Nasenspitze an, dass sie es sich mit dem neuen Kollegen, der womöglich bald ihr neuer Chef sein würde, nicht verderben wollte. Nun befürchtete sie – vermutlich nicht ganz zu Unrecht – zwischen die Fronten zu geraten. Mit einem gemurmelten

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