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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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So eine dumme Nuss! Das Trinkgeld konnte sie sich abschminken. Wusste sie eigentlich, was sie da angerichtet hatte? Mit einem einzigen Satz hatte sie den Erfolg eines ganzen Nachmittags zunichtegemacht.
    Leicht verstimmt verlangte Conrad mit der Bestellung auch gleich die Rechnung und drängte, nachdem wir unseren Latte Macchiato ausgetrunken hatten, schon bald zum Aufbruch. Mist. So konnten wir den Tag unmöglich beenden. Davon mal abgesehen, war es noch viel zu früh, um Ben wieder zu Hause abzuliefern. Charlotte erwartete uns nicht vor sechs Uhr zurück, und ich hoffte inständig, dass Andreas und sie die kinderfreien Stunden doch noch für andere Dinge als zum Schlafen nutzen würden …
    Den Rückweg zu meiner Wohnung legten wir schweigend zurück. Ich schob den Kinderwagen, und Conrad stapfte mit undurchdringlicher Miene neben mir her. Der Cafébesuch hatte einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen, und das lag bestimmt nicht am Latte Macchiato. Bangen Herzens fragte ich mich, was in Conrads Kopf gerade vor sich ging.
    »Meinst du, ich sollte mir die Haare färben?«, fragte Conrad plötzlich in die Stille hinein.
    »Blödsinn! Ich liebe deine grauen Schläfen.« Zärtlich wuschelte ich ihm durch die kurzen, leicht ergrauten Haare, die trotz seines Alters noch voll und dicht waren.
    »Auch die grauen Schläfen am Hinterkopf?« Zum Glück funkelten Conrads Augen schon wieder vergnügt.
    »Auch die«, bestätigte ich lachend.
    »Na, dann bin ich ja beruhigt.«
    Wenn sich jede Midlife-Crisis so schnell und einfach therapieren ließe, könnten die meisten Psychiater ihre Praxis dichtmachen. Doch bei mir zu Hause wartete bereits das nächste Problem auf uns. Und das ließ sich allenfalls mit einem Abbruchhammer, aber nicht durch Reden aus der Welt schaffen: Das Treppenhaus war zu eng. Wenn ich den Kinderwagen unten im Eingangsbereich stehen ließ, konnte man die Haustür kaum noch auf- und zumachen. Das würde todsicher Ärger mit den anderen Mietern geben.
    Conrad stemmte die Hände in die Hüften und unterzog den Kinderwagen einer kritischen Prüfung. »Du erwartest doch nicht im Ernst, dass ich diese sperrige Kutsche mit den riesigen Rädern in den vierten Stock hochtrage, oder?«
    »Hast du vielleicht eine bessere Idee?«
    »Und ob. Wir lassen den Kinderwagen vor dem Haus auf dem Bürgersteig stehen.«
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage.« Ich schüttelte so nachdrücklich den Kopf, dass mein Pferdeschwanz wild hin und her flog. »Charly lyncht mich, wenn der Kinderwagen geklaut wird. Weißt du eigentlich, wie schwer es ist, ein Modell aus den Siebzigern zu finden, das noch so gut in Schuss ist wie der da?«
    »Und weißt du eigentlich, wie schwer es ist, ein Modell aus den Sechzigern zu finden, dass noch so gut in Schuss ist wie ich?«, parierte Conrad verstimmt. »Wenn Charlotte auf dem Nostalgietrip ist, soll sie mit Kohlen heizen oder sich ein Grammophon zulegen.« Ärgerlich versuchte Conrad, Bens fahrbaren Untersatz zu fassen zu kriegen. Dabei schimpfte er wie ein Rohrspatz. »Es gibt heutzutage so tolle Kinderwagen. Schick, handlich und leicht wie eine Feder. Aber nein, deine Freundin musste sich ja unbedingt so ein Monstrum zulegen. Wahrscheinlich wäre es einfacher, einen Smart die Treppe raufzutragen.«
    Beim Stichwort Smart fiel mir der Film wieder ein, den Kai mir per E-Mail geschickt hatte. Und der Computervirus. Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend versuchte ich, den Gedanken zu verdrängen. Dummerweise konnte ich nicht beweisen, dass zwischen Kais Mail und dem Virus, der meine Festplatte ruiniert hatte, ein Zusammenhang bestand. Ich biss die Zähne so fest aufeinander, dass mein Kiefer schmerzte. Bis jetzt war Kai bei seinen Sabotageaktionen sehr schlau vorgegangen und hatte keine Spuren hinterlassen. Blieb nur zu hoffen, dass er mit der Zeit nachlässiger werden würde und ihm beim nächsten Mal ein Fehler unterlief.
    »Sag mal, bekomme ich eigentlich rote Ohren, wenn ich mich aufrege?«, fragte ich Conrad unvermittelt.
    »Wie zum Teufel kommst du denn jetzt darauf?! Ja, du bekommst rote Ohren, aber es steht dir. Zufrieden? Davon mal abgesehen, habe ich im Augenblick ja wohl mehr Grund, mich aufzuregen.«
    Während ich Ben auf den Arm nahm, schulterte Conrad den Kinderwagen. Keuchend schleppte er ihn die Treppe hinauf. Als wir schon fast im vierten Stock angekommen waren, stieß Conrad plötzlich einen lauten Schmerzensschrei aus. »Auuuutsch! So ’n Mist. Ich glaube, ich hab mir

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