Aszendent Blödmann
haben, von dannen.
Pah, von wegen den Rückspiegel nur zum Schminken benutzen! Das Letzte, was ich im Rückspiegel sah, war Kais entsetzter Gesichtsausdruck. Volltreffer. Ich hatte den Mistkerl an seiner empfindlichsten Stelle getroffen. Da, wo es richtig wehtat: an seiner Penisverlängerung!
Das Gefühl des Triumphes hielt jedoch bedauerlicherweise nicht lange an. Zwei Querstraßen weiter sprang ein grünes Männchen auf die Fahrbahn. Da ich nicht an Außerirdische glaubte, musste es sich wohl um einen Polizisten handeln. Und die Kelle, die er in der Hand schwenkte, war auch keine von der Art, mit der man Suppe auszugeben pflegte. Mist, das war einfach nicht mein Tag! Hatten wir vielleicht Freitag, den dreizehnten? Freitag: ja, den dreizehnten jedoch nicht. Seufzend lenkte ich meinen Wagen an den Straßenrand.
Der Ordnungshüter trat an das geöffnete Fenster. Immerhin wusste er, was sich gehörte, er grüßte und stellte sich vor. Dann kam er zur Sache. »Führerschein?«
»Natürlich habe ich einen Führerschein.« Das war an diesem Tag nun schon der Zweite, der an meiner Fahrerlaubnis zweifelte. »Und den habe ich weder in der Lotterie gewonnen noch bei eBay ersteigert«, setzte ich patzig hinzu.
»Das ist schön. Aber wir, bei der Polizei, arbeiten nach dem Motto ›Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser‹. Und wenn Sie bei der Gelegenheit so nett wären, mir auch noch Ihre Fahrzeugpapiere zu zeigen.«
Zähneknirschend kramte ich in meiner Handtasche herum und förderte, nachdem ich einen Labello, einen Kugelschreiber und einen Tampon herausgefischt hatte, auch die gewünschten Papiere ans Tageslicht.
Der Polizist hatte die Wartezeit genutzt, um mein Auto etwas genauer in Augenschein zu nehmen. »Sie wissen, dass Ihre linke Heckleuchte defekt ist?«
»Nein, das weiß ich nicht. Das heißt, eigentlich hätte ich es mir denken können, so wie es vorhin gescheppert hat.«
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Doch nun war es zu spät. Der Mann in Uniform war bereits hellhörig geworden. »Der Unfall ist also gerade erst passiert?«
Ich nickte.
Der Polizist ging in die Hocke und besah sich den Schaden an meinem Auto etwas genauer. Nachdem er einmal komplett um das Fahrzeug herumgelaufen war, tauchte er wieder neben mir am Fenster auf. »Wären Sie wohl so freundlich, mir den Unfallhergang zu schildern?«
»Ich habe den Vorwärts- mit dem Rückwärtsgang verwechselt. Versehentlich, zumindest beim ersten Zusammenstoß … Ich meine, das kann schließlich jedem mal passieren. Als ich das Auto das zweite Mal gerammt habe …« Beim Blick in das ungläubige Gesicht des Ordnungshüters verstummte ich. Heilandsack, vor lauter Aufregung ritt ich mich immer tiefer in die Scheiße rein. Ohne meinen Anwalt sag ich nichts mehr!
Unschlüssig, was er mit mir anfangen sollte – ob er mich gleich in die Psychiatrie einweisen oder lieber erst in die Ausnüchterungszelle stecken sollte –, betrachtete der Polizist abwechselnd meine Papiere und mein Auto. »Frau Müller, steigen Sie bitte einmal aus«, befahl er schließlich streng.
Können vor Lachen! Von innen stemmte ich mich mit aller Kraft gegen die Autotür, doch es tat sich nichts. Irgendetwas musste sich bei dem zweiten Aufprall verklemmt haben. Fluchend kletterte ich über die Beifahrerseite ins Freie.
»Hören Sie, Lady, ich glaube, es ist das Beste, wenn Sie sich als Erstes einem Alkoholtest unterziehen.«
Der scharfe Unterton in seiner Stimme war der Tropfen, der das Fass im wahrsten Sinne des Wortes zum Überlaufen brachte. Irgendwo tief in mir drin musste sich eine Schleuse geöffnet haben, denn plötzlich strömten die Tränen in reißenden Sturzbächen über mein Gesicht, so als hätte ich sie mir eigens für diesen Moment aufgespart.
Offenbar war der Polizist doch nicht so ein scharfer Hund, wie er vorgab. Oder ich hatte es mit einem Vertreter der männlichen Spezies zu tun, der Frauen nicht weinen sehen konnte. Tröstend tätschelte er meine Schulter. Ich fand diese mitfühlende Geste rührend – und heulte gleich noch ein bisschen mehr. Die Polizei – dein Freund und Helfer. Schön, am eigenen Leib zu erfahren, dass es sich dabei nicht nur um eine leere Redewendung handelte. Auch wenn mir nicht zu helfen war, einen Freund konnte ich jetzt dringend brauchen! Und so schüttete ich dem völlig verdutzten Polizisten erst einmal mein Herz aus.
Kapitel 13
I ch hielt vor einem hübschen Fachwerkhäuschen mit einem großen verwilderten Garten, in
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