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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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dem jede Menge Blumen blühten. Hier wohnte Kai? Sicherheitshalber schaute ich noch einmal auf meinen Zettel. Amselweg 23, die Adresse stimmte. Ich wusste selbst nicht so genau, was mich hergetrieben hatte. Vielleicht die Hand des Gesetzes? Nachdem ich dem Polizisten die ganze Geschichte von Kai und seinen Intrigen brühwarm erzählt hatte und der anschließende Alkoholtest negativ ausgefallen war, hatte er erstaunlich verständnisvoll reagiert und noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen. Abgesehen von einem kleinen Bußgeld und einer Mängelkarte, die mich dazu verpflichtete, meine defekte Heckleuchte innerhalb einer Woche reparieren zu lassen, hatte er die Sache mit dem Unfall auf sich beruhen lassen. Nichtsdestotrotz hatte er mir geraten, die Schadensregulierung mit meinem Kollegen schnellstmöglich zu klären. Moralisch sei er auf meiner Seite, rechtlich gesehen jedoch … O. K., O. K., ich hatte verstanden. Eine Anzeige wegen Fahrerflucht war so ziemlich das Letzte, was ich jetzt brauchen konnte. Abgesehen davon, dass ich Kai meine Versicherungsdaten mitteilen wollte, hatte ich mich dazu durchgerungen, eine Aussprache herbeizuführen. So konnte es auf keinen Fall weitergehen. Wenn Kai einen Meter weiter rechts gestanden hätte, wäre er nun platt wie eine Flunder. Irgendwie geriet die ganze Sache langsam außer Kontrolle. Vielleicht hatte der Vorfall auf dem Parkplatz Kai ja auch wachgerüttelt, und er ließ endlich vernünftig mit sich reden. Obwohl ich mir diesbezüglich eigentlich nicht allzu viele Hoffnungen machte, wollte ich es zumindest probieren. Also hatte ich mir Kais Adresse aus dem Internet rausgesucht und war hergefahren.
    Keine Ahnung, was ich erwartet hatte, aber ganz bestimmt nicht eine solche ländliche Idylle. Doch noch etwas passte so gar nicht ins Bild. Wie bei einem Suchspiel in der Zeitschrift, bei dem man die versteckten Fehler finden musste, nahm ich das Haus und den Garten genauestens unter die Lupe. Erst beim zweiten Hinsehen entdeckte ich, was es war. Mitten in einem Beet stand ein leuchtend rotes Bobbycar, ein paar Meter weiter entdeckte ich ein Kinderfahrrad, das ziemlich nachlässig gegen den Gartenzaun gelehnt worden war. Und war das dort hinten nicht ein Roller? Nach der Anzahl der fahrbaren Untersätze zu urteilen, die überall wild verstreut im Garten herumstanden und -lagen, musste es sich um eine Großfamilie handeln. Ärgerlich knallte ich die Autotür zu. Pah, von wegen Single und kalte Pizza! Da hatte ich mir von Kai ja einen schönen Bären aufbinden lassen!
    Über einen schmalen Kiesweg, der sich zwischen farbenprächtigen Blumenbeeten entlangschlängelte, erreichte ich die Eingangstür. Im Gegensatz zu Charlottes und Andreas’ Haus hing hier bedauerlicherweise kein Tonschild, das Auskunft über die Anzahl der Bewohner gab. Lediglich eine kleine Messingplatte mit einer Gravur: HOFFMANN.
    Zögernd drückte ich den Klingelknopf.
    »Hallo«, sagte ich. Ich erkannte die Frau, die mir die Tür öffnete, auf Anhieb. Es war die Blondine, die ich neulich mit Kai beim Eisessen beobachtet hatte.
    »Hallo«, erwiderte sie freundlich und wischte sich die Finger an einem karierten Küchenhandtuch ab. Bevor ich mich für die Störung entschuldigen und nach Kai fragen konnte, wandte sie mir den Rücken zu und rief in den dunklen Flur hinein. »Lisa und Laurenz, Finger weg vom Kuchen! Es wird nicht genascht, verstanden!« Sie lachte fröhlich. »Verzeihen Sie, dass ich hier so rumbrülle, aber wenn ich nicht aufpasse, ist das Blech ruck, zuck leer. Meine beiden Racker sind nämlich furchtbare Naschkatzen.«
    »Ganz der Papa«, entfuhr es mir.
    »Stimmt, aber dummerweise sind sie von beiden Seiten erblich vorbelastet.« Sie strich sich mit den Händen vielsagend über ihre Hüften. »Aber Sie sind bestimmt nicht hier, um mit mir über meine Speckröllchen zu plaudern. Was kann ich denn für Sie tun?«
    »Entschuldigung, dass ich einfach so unangemeldet hereinplatze. Ich möchte zu Kai.«
    »Kai liegt unter einem Auto.«
    »Endlich mal eine gute Nachricht!« Das war mir einfach so rausgerutscht. »Ich hoffe doch sehr, dass das Auto vorher über ihn drübergefahren ist.«
    Ich versuchte mir in Erinnerung zu rufen, dass ich in friedlicher Mission gekommen war. Aber trotz aller guten Vorsätze hatte ich schon wieder eine Heidenwut auf Kai. Warum er bei seinen Familienverhältnissen geschwindelt hatte, wollte mir einfach nicht in den Kopf. Aber vielleicht log er ja schon aus purer

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