Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
die du beschrieben hast.«
»Das weiß ich nicht. Es muss doch eine Art von lesbischem Schicksal geben. Ich vermute, wenn es sein soll, dann klappt es auch.«
»Aber das ist doch nicht wirklich Schicksal? Ich meine, du hast ihr etwas erzählt, das nicht stimmt.«
»Ich habe ihr erzählt, was sie hören wollte. Dass es da drau ßen jemanden für sie gibt. Ist es wirklich wichtig, ob diese Person dunkelhaarig, blond oder grün gefärbt ist? Hör mal, wenn’s dich stört, denn werde ich das nächste Mal, wenn ich in Hollys Sendung bin, sagen, dass ich mich, was die dunklen Haare angeht, geirrt haben könnte. Die Anruferin sollte für alle Möglichkeiten offen bleiben.« Jane legt ihren Löffel in den Karton zurück.
»Was meinst du mit ›das nächste Mal‹? Du wirst die Show doch nicht noch mal machen?«
»Das hatte ich eigentlich nicht vorgehabt, aber Holly und Myron bettelten sozusagen darum. Ich kann dir sagen, es war fast peinlich.«
»Ich dachte, du wolltest ein Mal hingehen, um diese Holly loszuwerden.«
»Was macht das schon? Es hat wirklich tierisch Spaß gemacht. Habe ich dir erzählt, wie sie mir Perrier gebracht haben? Weißt du, als ich in der Junior Highschool war, habe ich immer gespielt, ich wäre Radiosprecherin. Ich habe für meine Freunde Kassetten aufgenommen, inklusive der Kommentare zwischen den Liedern. Vielleicht sollte diese Radiosache einfach passieren.« Jane isst kein Eis mehr. Sie hat diesen speziellen Gesichtsausdruck bekommen. Der perfekte Mutterausdruck, der »Ich bin so enttäuscht von dir« vermitteln soll und mir wegen meines Verhaltens Schuldgefühle einjagen soll.
»Das ist aber nicht dasselbe, wie Moderatorin zu sein, nicht wahr? Du kündigst keine Lieder an, du machst Vorhersagen. Und du bist keine echte Hellseherin.«
»Der springende Punkt ist doch, dass niemand hellsehen kann. Es ist ja nicht so, als würde ich einem hochtalentierten Hellseher die Arbeit wegnehmen, indem ich falsche Vorhersagen mache. Sie sind alle falsch.« Jane kaut auf ihrer Backe.
»Ich weiß, du glaubst nicht an Hellseher«, sagt Jane.
»Erzähl mir bloß nicht, dass du daran glaubst.« Das kann ich nicht fassen. Jane glaubt an diesen Hokuspokus? Jane, die Meisterin von Details und Organisation? Jane, Ms. Beidebeineaufdembodenderrealität glaubt daran?
»Ich weiß nicht. Ich gehe nicht automatisch davon aus, dass alles getrickst ist. Ich glaube, es gibt viele Dinge, die wir nicht verstehen und die wir nicht verstehen können. Ich finde aber, dass du nicht damit spielen solltest. Ich meine, es war eine Sache zu versuchen, Doug zurückzubekommen, aber hiermit weiterzumachen erscheint mir falsch.«
»Du machst Witze. Komm schon, Jane, schalte dein Gehirn ein.«
»Willst du damit sagen, dass es dumm ist, an diesen Kram zu glauben? Dass jeder, der was anderes glaubt als du, dumm ist?«
»Nein. Ich sage nur, dass das alles lächerlich ist. Ehrlich, Jane, ich kann dir erklären, wie’s gemacht wird. Es ist nur ein Spiel.«
»Du kannst mir erklären, wie du es machst. Mehr weißt du nicht. Du weißt nicht, wie andere Leute es machen. Ich habe schon viele Geschichten gehört, die ich nicht erklären kann. Ich finde, so zu tun, als wüsstest du alles, ist lächerlicher, als wenn ich sage, dass ich nicht weiß, wie alles funktioniert. Warum nicht ab und zu an ein bisschen Magie glauben?« Plötzlich habe ich keine Lust mehr, Eiscreme zu essen.
»Sagen wir einfach, dass wir hierbei unterschiedlicher Meinung sind, in Ordnung?« Ich biete die Friedenspfeife an.
»Okay, ich bin bereit, das Thema fallen zu lassen, aber ich finde, du solltest auch die Radioshow fallen lassen.«
»Vom Hellsehen mal ganz abgesehen, gebe ich den Leuten gute Ratschläge. Hast du die Menschen gehört, mit denen ich gesprochen habe? Sie waren dankbar. Sie mochten, was sie gehört haben. Ich habe Leuten geholfen.«
»Du sagst mir also, dass du das machen willst, um anderen zu helfen? Du willst nur aus humanitären Gründen wieder ins Radio. Bist du jetzt die Mutter Teresa des parapsychologischen Heilens? Und es hat ganz bestimmt nichts damit zu tun, dass du im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen willst?«
Ich stehe auf und gehe in die Küche, um die Eiscreme wieder in den Gefrierschrank zu stellen. Es war ein toller Tag gewesen. Ich hatte das Was-kostet-die-Welt-Gefühl. Alles, was ich jetzt noch wollte, war, den Tag mit Eiscreme und mit meiner angeblich besten Freundin zu beschließen, von der ich gedacht hatte, dass sie
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