Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
Gesicht wird heiß. Brandon schaut ständig zwischen Holly, Melanie und mir hin und her, als wäre es eine Art von bösem, emotionalem Tennismatch.
»Melanie, was für eine Vorstellung. Endlich die Liebe seines Lebens getroffen zu haben, nur um zu hören, dass das Schicksal gegen euch ist. Du musst verzweifelt gewesen sein.« Holly schnalzt mit der Zunge. Ihre Darbietung ist oscarreif. Ich nehme alle netten Dinge, die ich über sie gesagt habe, zurück. Sie ist ein Troll, der an Kristallen reibt. »Aber gerade als du gedacht haben musst, dass alles vorbei ist, hast du etwas erfahren, das die Sache für dich geändert hat?«
»Ich habe herausgefunden, dass Emma Lulaks wahrer Name Sophie Kintock ist«, sagt Melanie und sieht mich an.
Wenn ich meinen Mund öffne, um etwas zu sagen, riskiere ich zu kotzen. Bei meinem Glück würde das Erbrochene zu einem Kurzschluss am Reglerpult führen und mir einen tödlichen Stromschlag versetzen. Ehrlich gesagt fände ich es in diesem Augenblick gar nicht so verkehrt, einen tödlichen Stromschlag zu erleiden. Es wäre vielleicht gut, es so zu beenden. Mich beschleicht der Verdacht, dass ein Stromschlag das einzig positive Ende dieser Situation wäre.
»Ihren Namen herauszufinden war das eine, aber dann entdeckte ich, dass die Exfreundin meines Freundes Sophie heißt.« Brandon klappt der Mund auf. Ich hoffe, dass er sie unterbricht und eine Werbung schaltet, aber er sieht aus, als würde er sich gern einen Stuhl heranziehen, ein Bier öffnen und eine Weile bleiben.
»Du machst Witze!«, sagt Holly, überhaupt nicht überrascht, das zu hören.
»Nein, Holly, ich befürchte, es ist kein Witz. Die Person, der ich mein Leben anvertraut habe, hatte kein Interesse daran, mir Ratschläge zu geben. Sie versuchte, mein Leben zu zerstören.«
»So war es nicht«, schaffe ich zu sagen. Ich überlege, ob es besser klingt, die Wahrheit zuzugeben. Ich hatte kein Interesse daran, ihr Leben zu zerstören, ich wollte mein eigenes retten.
»Was wolltest du denn erreichen?«
»Ich wollte, ich hatte gehofft...« Meine Stimme verhallt. Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll.
»Findest du es nicht unethisch, deine Fähigkeiten so zu nutzen?«, will Holly wissen. Himmel hilf, sie hält mich immer noch für eine Hellseherin, wenn auch für eine unethische. Eine, die sich nicht zu schade ist, so tief zu sinken, das Leben der neuen Freundin ihres Ex zu zerstören. »Indem du ihr das vorhergesagt hast, hast du dich in ihre Zukunft eingemischt! Das muss schlechtes Karma sein. Mal sehen, was unsere Anrufer denken.« Die Telefonanlage leuchtet wie ein Weihnachtsbaum.
Habt ihr schon mal einen dieser Tierfilme gesehen, bei dem sich ein Rudel Raubtiere auf ein altes oder verletztes Tier stürzt und es reißt? So war es. Im Wasser war Blut, und diese Gruppe von durchgedrehten, kristallreibenden Hippies war hungrig. Ich frage mich, ob ich immer noch meine Vision anbringen kann, ohne verzweifelt zu klingen. Ein Anrufer nach dem anderen fragt, für wen ich mich halte, und sagt mir, wie enttäuscht er ist. Ich habe mich nicht mehr so geschämt, seit meine Mom mich erwischt hat, wie ich Geld aus ihrem Geldbeutel geklaut hatte, um mir Clavin-Klein-Jeans zu kaufen. Brandon winkt hektisch Holly zu und hält drei Finger hoch; wer auch immer auf Leitung drei ist, er ist spannend. Vielleicht noch jemand, der gern ganz genau beschreiben möchte, welche Folter ich verdiene. Die Stimme des Anrufers erklingt.
»Hat vielleicht auch schon mal jemand in Betracht gezogen, dass, selbst wenn sie dich bei ihrem Namen getäuscht hat, ihre Aussage, dass deine Beziehung nichts wert ist, trotzdem stimmt?« Die Stimme dringt durch meinen Kopfhörer. Ich kenne diese Stimme. Ich lege meine Hände über die Kopfhörer, um den Klang zu fangen, damit diese Stimme komplett in meine Ohren dringt und nicht verschwindet. »Manchmal sieht man nicht, was direkt vor einem ist. Man braucht etwas Magisches, um zu erkennen, dass das, was man für gewöhnlich hielt, eigentlich außergewöhnlich ist.« Holly sieht verwirrt aus, aber als ich Melanie anschaue, weiß ich, dass sie die Stimme auch erkannt hat. Sie ist nicht glücklich. Melanie zieht einen Finger über ihren Hals. Sie will, dass der Anruf abgebrochen wird. Brandon schaut zu Holly. Ich stehe auf und schüttele hektisch den Kopf. Wenn Brandon versucht, diesen Anruf zu beenden, werde ich mich durch das Fenster stürzen.
»Vielen Dank für Ihren Anruf, hören wir noch jemand anderen...«,
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