Aszendent Liebe: Roman (German Edition)

Nicks Hand. Mit der anderen Hand klopft er ihm männlich auf die Schulter. »Tut mir leid, wegen des Missverständnisses, ich hoffe, Sie sind nicht nachtragend. Ich komme mir wie ein Idiot vor, weil ich mich so verhalten habe.«
    »Schwamm drüber, ich bin sicher, Sie können nichts dafür, sich wie ein Idiot zu verhalten.«
    »Wie bitte?«
    »Bloß ein Witz. Entschuldigung, exzentrischer Professorenhumor.« Nick legt sein Mikrofon ab und verlässt die Bühne. »Ich hoffe, dass Ihr beide eine tolle Feier habt, und noch mal alles Gute.« Ich beobachte ihn, wie er mit hängenden Schultern zwischen den Kameras hindurchgeht.
    »Moment noch, ich muss ihn was fragen«, sage ich zu Doug und laufe hinter Nick her. Ich erwische ihn an der Tür und packe ihn am Arm.
    »Warte eine Minute. Wie kann ich dir danken? Du warst brillant. Ich dachte schon, die Situation wäre hoffnungslos verfahren. Du wirst doch keine Probleme mit CSICOP bekommen, oder?«
    »Ein paar Leute werden verärgert sein. Die Gruppe als Ganzes bevorzugt einen rationaleren Ansatz, um über Hellseher zu diskutieren. Jemanden zu engagieren, damit derjenige als Betrüger auftritt, ist kein Ansatz, den wir normalerweise unterstützen würden. Ich werde später eine Erklärung abgeben, damit klar wird, dass es meine Idee war und es nichts mit der Vereinigung zu tun hat. Ein paar Leute werden das Ganze als Spaß abtun.«
    »Ich wollte nicht, dass du da mit reingezogen wirst. Ich habe ein schlechtes Gewissen.«
    »Das musst du nicht. Ich war hier, weil ich hier sein wollte. Schlussendlich ist doch alles gut ausgegangen: CSICOP hat Medienaufmerksamkeit bekommen, und du und Doug – ihr seid immer noch zusammen.«
    »Es tut mir leid, dass er ein bisschen langweilig ist. Er hat vorgefasste Meinungen.« Irgendwie finde ich keine Worte, um das Gefühl in meiner Brust zu erklären. »Ich fand das, was du gesagt hast, wunderschön, also dass die Wissenschaft das wahre Wunder ist, dass du an Logik und Verstand glaubst, dass die normalen Dinge die Besonderen sind.«
    »Ich glaube aber an eine Sache, die unlogisch und irrational ist.«
    »Was denn?«
    »Ich glaube an dich.« Er küsst mich sanft und geht dann durch die Tür. Ich strecke die Hand aus und berühre sie, sie fühlt sich kalt und hart an. Ich will ihm nachlaufen, aber das ist sinnlos. Ich kenne ihn ja kaum, und außerdem hat er eine Freundin. Ich frage mich, wie Cathie aussieht. Ich stelle sie mir als sexy Bibliothekarin vor. Sie löst wahrscheinlich zum Zeitvertreib Mathegleichungen. Die beiden liegen wohl im Bett und diskutieren über Quantenphysik und erzählen sich schlüpfrige Witze mit wissenschaftlichen Fachbegriffen. Sie gehören zusammen. Ich atme tief ein und wende mich wieder Doug zu. Es ist an der Zeit, dass ich das Vernünftige tue und mit die Person zusammenbleibe, die ich jahrelang geliebt habe, die mich geliebt hat. Doug und ich passen vielleicht nicht perfekt zusammen, aber man verlässt unsere Art von Stabilität nicht. Liebe ist ja nicht nur Feuerwerk und Aufregung. Ich lege ein Lächeln auf und gehe zu ihm zurück.

Zweiundvierzig
     
    JUNGFRAU
     
    Alles auf den ersten Blick zu beurteilen, das könnte
dazu führen, dass Sie etwas ganz Besonderes ver
passen. Folgen Sie den Hinweisen in Ihrem Leben,
und Sie werden einen neuen Schatz entdecken,
der darauf gewartet hat, gefunden zu werden. Wenn
Sie nicht schnell handeln, wird sich Ihre Kutsche
wieder in einen Kürbis zurückverwandeln.
    Doug und ich spazierten auf dem Uferdamm am Hafen entlang, nachdem wir das Studio verlassen hatten. Er hat gesagt, dass er nicht wütend sei, aber ich spürte, dass er es doch war. Er überlegte, was schlimmer war: als er gedacht hatte, dass Nick und ich zusammen seien, oder die Vorstellung, dass ich ein Geheimnis vor ihm gehabt hatte. Ich wusste, dass er darauf wartete, dass ich um Vergebung bat, dabei habe ich genau genommen gar nichts getan . Na gut, genau genommen habe ich ihn verfolgt und mich als Hellseherin ausgegeben, um ihn zurückzubekommen, aber nach allem, was er wusste, habe ich einfach nur über etwas geschwiegen, von dem ich versprochen hatte, es geheim zu halten. Wenn man es sich mal so ansieht, dann habe ich das einzig Ehrenhafte getan – ich habe Wort gehalten. Will er, dass ich zu einer der Frauen werde, die jedem alles erzählen? Ich habe mich trotzdem entschuldigt, ich habe auch ein bisschen geweint und versprochen, dass ich nie wieder so etwas vor ihm verschweigen würde.
    Dougs offizielle