Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
und Doug haben ihre Szene. Dann sieht man, wie Nick eintritt und mir unter dem Tisch hervorhilft. Das Video stoppt. Melanie lächelt selbstgefällig. Sie lehnt sich zurück und schlägt die Beine übereinander. Ich fühle mich wie eine Luftmatratze, aus der langsam Luft entweicht. Es erscheint mir möglich, dass ich bald ganz ohne Luft bin und von der Couch rutsche.
»Ich weiß nicht genau, was ich sagen soll«, schnurrt Ellen und strengt sich sehr an, ihr Lächeln zu verbergen. Ich hasse sie. Sie ist zum Jerry Springer des kanadischen Fernsehens geworden. Alles, was noch fehlt, sind ein paar Frauen im Publikum, die ihre Oberteile ausziehen, ein Kampf und die Enthüllung, dass Melanie insgeheim eine Affäre mit der Geliebten ihres Vaters hat.
»Sophie? Kannst du das erklären?« Doug sieht mich mit großen Augen an, als hätte er erfahren, dass ich ein geheimes Vorleben als Stripperin habe.
»Klar.« Ich mache eine Pause, während der ich darauf warte, dass mir eine Antwort einfällt. Ich wusste ja, dass es irgendwann mal dazu kommen würde, dass ich Doug die Wahrheit sagen muss. Ich habe allerdings nicht erwartet, es ihm vor einem Studiopublikum sagen zu müssen, das bereit ist, mich an den Lampenkabeln aufzuhängen.
»Legen Sie los. Erklären Sie. Erklären Sie allen, wie Sie den ganzen Betrug geplant haben«, sagt Melanie triumphierend. Ich sehe zwischen ihr und Doug hin und her. Das war’s. Wenn ich die Wahrheit sage, wird alles vorbei sein. Doug wird wieder zu ihr zurückkehren, verdammt, kann sein, dass er mich sofort zwingen wird, den Ring auszuziehen, um ihn ihr zu übergeben.
»Ich kann es erklären«, sagt Nick und bricht das Schweigen. Alle drehen sich zu ihm um, wir hatten ganz vergessen, dass er da ist.
»Ich habe Ms. Kintock engagiert, um als Hellseherin aufzutreten. Ich hatte vor, einen Artikel über Glauben zu schreiben und darüber, wie leicht Leute dazu verführt werden können, an etwas wie Vorhersagen zu glauben. Es war nicht ihre Idee, es war meine. Ich muss die Verantwortung für die Situation übernehmen.«
»Sie lügen«, sagt Melanie leise.
»Ich fürchte, nein. Wenn Sie die Geschäftsunterlagen von Stack of Books überprüfen, wo Ms. Kintock arbeitet, werden Sie den Vertrag finden. Ich muss schon sagen, für jemanden, der so stolz darauf ist, eine investigative Journalistin zu sein, haben Sie nicht viel nachgeforscht. Es steht schwarz auf weiß da. Ich glaube, dass die Rechnung bereits komplett bezahlt ist. Rufen Sie ruhig sofort an, ich bin mir sicher, dass man die Unterlagen an den Sender faxen kann, falls Sie zusätzliche Beweise brauchen.«
»Aber warum hat sie dann Doug nachspioniert?«, fragt Melanie. Nick schüttelt langsam den Kopf, als wäre er schwer enttäuscht von ihr. Ich bin auch an der Antwort interessiert.
»Sie hat nicht Doug nachspioniert, sondern Ihnen. Das ist das Problem, wenn man voreilig Schlüsse zieht, ohne kritisch zu denken. Nachdem Sie beschlossen hatten, dass sie Doug verfolgt, haben Sie alles, was Sie erfahren haben, durch diesen Filter interpretiert. Das hat die Wirklichkeit verdreht und Ihnen das Bild geboten, das Sie sehen wollten. Nur fürs Protokoll, ich wohne ebenfalls in diesem Haus. Ich wusste, dass Sie Journalistin bei der Zeitung sind. Die Tatsache, dass Sie etwas mit Sophies Exfreund angefangen haben, war bloß ein unglücklicher Zufall. Damals bat Sophie mich aufzuhören, aber das wollte ich nicht, weil es so gut lief. Als sie und Doug wieder zusammenkamen, hat sie mir gesagt, dass sie nicht mehr weitermachen könne, und wir beendeten das Experiment. Sie war in dieser Situation völlig ehrenvoll und aufrichtig.«
»Warum hast du mir das nicht erzählt?«, fragt Doug und sieht mich an.
»Das durfte sie nicht. Sie musste eine Schweigevereinbarung unterzeichnen«, sagt Nick, bevor ich irgendwas antworten und die Geschichte ruinieren kann. Ich sehe Doug an und zucke mit den Schultern. Was hätte ich armes Mädchen schon tun können?
»Das war also ein Trick, um mich hereinzulegen?«, flüstert Melanie.
»Es war kein Trick, es war ein Test. Sie wurden mit jemandem konfrontiert, der behauptete, hellseherische Fähigkeiten zu haben. Anstatt nachzuforschen, Fragen zu stellen, irgendetwas in der Art, haben Sie es komplett gekauft und der Öffentlichkeit als Tatsache präsentiert. Selbst als die Geschichte auseinanderzufallen begann, haben Sie den hanebüchenen Teil, nämlich, dass sie eine Hellseherin ist, immer noch nicht infrage gestellt. Was
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