Aszendent zauberhaft
ist es eher Glücksache. Aber es freut mich, dass du es genossen hast. Ich weiß, wie scheußlich einsame Festtage sein können.«
Wieder sahen sie einander in stillem Einvernehmen an, dann erhob Rocky sein Glas auf ihr Wohl. »Also noch mal: Happy Birthday! Und darauf, dass wir beide das kommende Jahr gut überstehen.«
»Darauf trinke ich«, kicherte Phoebe, »und auf alles, was uns sonst noch einfällt, bis die Flaschen leer sind.«
Und so ging es weiter, zumindest bis kurz vor zehn die ersten dicken Regentropfen in den Garten pladderten. Das Gewitter
schien für eine halbe Minute den Atem anzuhalten, dann öffneten sich die Himmel, und wahre Sturzbäche ergossen sich wasserfallartig aus den Wolken, die Regentropfen tanzten wie kleine Bälle auf allen Oberflächen, beugten die Blätter der Sträucher und saugten die süßen, feuchten erdigen Düfte aus dem festgebackenen Boden.
Nachdem sie alles eingesammelt hatten, leicht beschwipst, im willkommenen Regen wie Kinder lachend, hatten Phoebe und Rocky schließlich den Garten geräumt, einander Gute Nacht zugerufen und waren in ihre jeweiligen Wohnungen gesaust.
Und jetzt, dachte Phoebe benommen, als sie einige Zeit später von sehr seltsamen Geräuschen geweckt wurde, schüttete es immer noch. Es war dunkel. Und kalt. Und von draußen war durch die offenen Terrassentüren ein unablässiges Getöse zu hören. Schläfrig warf sie lächelnd einen Blick auf Rockys wundervollen Blumenstrauß auf ihrem Nachttisch und hüllte sich enger in die rosa berüschte Bettdecke.
Sie knuffte das farblich passende Kopfkissen zurecht und kuschelte sich wieder hinein.
Verfluchter Lärm, dachte sie im Halbschlaf. Wann bin ich denn bitte auf einem Bahnhofsgleis eingeschlafen? Das klingt wie ein Dutzend Expresszüge in voller Fahrt, aber …
Sie setzte sich auf.
Sowohl die rosa Rüschen ihres Betthimmels wie auch die Vorhänge bauschten sich wild im Luftzug. Draußen regnete es noch immer schwer, laut und unaufhörlich in Strömen, das Wasser platschte auf den Boden, donnerte von der gusseisernen Treppe und hüpfte auf den Stühlen und Tischen.
Und der Wind … Wo kam der denn her? In Sturmstärke heulte er kreischend und klagend ums Haus, sodass Türen und Fenster klapperten.
Blinzelnd sah Phoebe auf ihren Wecker. Noch nicht ganz drei Uhr früh – ihr war, als hätte sie erst etwa fünf Minuten geschlafen. Ach, aber es war doch wunderbar behaglich, nun, da es nicht mehr so unerträglich heiß war, sicher und geborgen dem Gewitter zu lauschen und weiterzuschlafen. Sie schloss die Augen.
Und öffnete sie wieder.
Nun war da noch ein anderes Geräusch. Lauter als der Wind, eindringlicher als der Regen. Sie blinzelte schlaftrunken. Was in aller Welt …?
Da war jemand an der Eingangstür. Irgendwer hämmerte an die Tür und drückte unablässig auf den Klingelknopf.
Bitte, bitte, lass das nicht Clemmie und YaYa sein, auf dem Heimweg von irgendeinem Ausgeh-Abend und wild entschlossen, den Ausklang ihres Geburtstags als Pyjamaparty mit Alkopops zu feiern.
Stöhnend taumelte sie aus dem Bett, zog den Frotteebademantel über den nackten Körper und tapste nach erfolgreichem Kampf mit den Schlössern an ihrer Wohnungstür barfuß in die gemeinschaftliche Diele, als Rocky gerade in etwa dasselbe tat.
Er sah herrlich verschlafen und verstrubbelt aus und hatte unter seinem kurzen Bademantel wahrscheinlich ebenfalls nichts an, dachte sie benommen. Clemmie hätte ihre helle Freude daran gehabt.
»Ich hab geglaubt, ich träume«, sagte er gähnend und schloss die Tür auf. »Bin aufgewacht, hab das Unwetter gehört und mich wieder schlafen gelegt. Oder hab’s zumindest versucht.«
»Ich auch … Muss was Ernstes sein … So ein Krach – oh!«
Rocky hatte die Tür geöffnet. Die Wucht des Sturms wehte sie beinahe um, und das Tosen des Regens verstärkte sich.
Zwei Feuerwehrmänner und ein Polizist standen unter der Sicherheitsleuchte im Hauseingang, der Regen strömte von ihren wasserdichten Jacken. Clemmies sämtliche Frauenfantasien aus der Zeit vor Guy waren hier in einer Szene vereint.
»Entschuldigen Sie die Störung«, schrie der Polizist über das unablässige Tosen des Unwetters, »aber es besteht eine Notsituation. Der Kennet ist am unteren Ende der Winchester Road über die Ufer getreten. Einige Häuser werden bereits geflutet. An diesem Ende hier sollte es eigentlich keine Probleme geben, aufgrund der Steigung und der Mauer zwischen Ihnen und dem Fluss, aber wir
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