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Aszendent zauberhaft

Aszendent zauberhaft

Titel: Aszendent zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jones Christina
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beschlossen wurden, ganz zu schweigen von NHS und PCT…«
    Essie prustete verächtlich bei all diesen Abkürzungen. Das klang ja wie ganz schlechte Karten beim Scrabble.
    »Papperlapapp, alles Mumpitz. Ach, gehen Sie doch, Joy, bitte. Sie ärgern mich nur – das könnte meinem Blutdruck schaden -, und bis zu meiner nächsten Vorsorgeuntersuchung ist es noch ewig lang hin. Wenn Tony und Sie uns hier ein bisschen was Interessantes zu bieten hätten, müssten diejenigen von uns, die körperlich noch rüstig und bei klarem Verstand sind, vielleicht nicht anderswo nach Unterhaltung suchen.«
    »Liebe Güte, Mrs Rivers, was wollen Sie denn noch mehr?
Sie haben ein gemütliches Heim, drei wohlschmeckende, nahrhafte Mahlzeiten am Tag, ganz zu schweigen von Ihrem Appartement mit Bad samt Küchenzeile mit allem Komfort, noch dazu haben Sie Ihren eigenen Fernseher und Radiorecorder sowie einen Teekocher. Dann gibt es für die Allgemeinheit noch den Plasmafernseher mit Kabelempfang im Aufenthaltsraum, und wir haben jeden Montag Tonys Bingo-Abende und einmal im Monat Martin Puseys Hoi-Polloi zum Liederabend. Alles ganz enorm. Was wollen Sie denn noch?«
    »Leben und Liebe und laute Musik«, antwortete Essie seufzend. »Und Quizabende und Literaturzirkel und aktuelle Filme und mal ein paar Leute unter neunzig zu Gesicht kriegen und irgendwas, um unsere Köpfchen zu trainieren, ganz zu schweigen von unseren Muskeln. Warum gibt es hier keine – tja – Kurse, um uns rundum fit zu halten, und Hobbys und Tanz und Unterhaltung? Und erzählen Sie mir bloß nicht«, sie schüttelte den Kopf, »dass Martin Puseys Hoi-Polloi in letztere Kategorie fallen. Die meisten von denen sind älter als wir, und sie singen jedes verdammte Mal die immer gleichen Gilbert-und-Sullivan-Titel – jämmerlich falsch und noch dazu mit fehlerhaften Texten. Wenn ich noch einmal mit anhören muss, wie ein Haufen alter Vogelscheuchen aus Winterbrook »Three Little Maids« singt, als wären sie Schulmädchen, muss ich garantiert kotzen. Ist es denn da ein Wunder, dass manche von uns den Drang verspüren, auszubrechen?«
    »Ausbrechen? Twilights ist doch kein Gefängnis, Essie. Es ist Ihr zweites Zuhause. Außerdem haben Tony und ich doch noch nie einen Bewohner an der Ausübung seines Hobbys gehindert. Nun, abgesehen von Ihnen, natürlich, und das war enorm bedauerlich, doch unter den gegebenen Umständen blieb uns ja schließlich gar nichts anderes übrig.«
    Essie gab sich alle Mühe, nicht loszuprusten. »Nein, vermutlich
nicht. Ich hätte an Ihrer Stelle wahrscheinlich genauso gehandelt. Auch wenn es damals ein Heidenspaß war.«
    »Ein Heidenspaß?«, fragte Joy Tugwell schockiert. »Also einen Heidenspaß kann man das wirklich nicht nennen, Mrs Rivers. Es war doch eher wie eine Seniorenepisode von Desperate Housewives – nicht, dass ich mir solche Sendungen ansehen würde, natürlich nicht, dokumentarische Tierfilme sind mir eindeutig lieber, aber ich habe davon gehört – nein, ich fürchte, nach Ihrem kleinen, ähm, Experiment, können wir hier nur allgemein akzeptierte Hobbys zulassen.«
    »Aber das tun Sie nicht.« Essie seufzte. »Das ist ja der Punkt. Es ist alles immer nur dieselbe alte Leier.«
    »Ganz im Gegenteil«, wehrte sich Joy. »Mrs Evans strickt in einem fort. Miss Hollywell hat herrliche Sammelalben – und denken Sie mal an Mr Fiddlers Vogelbeobachtung.«
    Essie gluckste. »Vogelbeobachtung? Darum geht’s ja nicht unbedingt, wenn Norman Fiddler durch sein Fernglas schaut, das kann ich Ihnen sagen. Und Floss Evans strickt an ein und demselben Schal seit neunzehnhundertzweiundsiebzig, und Gertie Hollywell klebt alles, was nicht niet- und nagelfest ist, in dieses blöde Sammelalbum: Marmeladenetiketten, alte Briefmarken, Papiertaschentücher, Cornflakes, weiße Bohnen … Ach, lassen Sie’s gut sein, Joy. Vergessen Sie die Hobbys fürs Erste. Bei dem Thema werden wir wohl uns nie einig werden. Und auch wenn es mir gegen den Strich geht, verspreche ich – wie täglich in den letzten Monaten – nicht alleine nach Hassocks oder Winterbrook zu gehen. Aber ein kleiner Spaziergang in der freien Natur kann doch sicher nicht schaden?«
    »Durchaus nicht.« Joy schüttelte den Kopf. Ihr helmförmiges Haar blieb unbewegt. »Bitte bedrängen Sie mich nicht so enorm. Sie werden doch sicher einsehen, dass Sie nach Ihrem kleinen … ähm … Missgeschick enorm gefährdet sind. Und
was Ihre übrigen Vorschläge betrifft, wir arbeiten hier mit

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