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Aszendent zauberhaft

Aszendent zauberhaft

Titel: Aszendent zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jones Christina
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seiner Rede goldrichtig, fandest du nicht? Ich glaube, sie wäre zufrieden gewesen. Aber dieses neue Steakhaus gegenüber vom Krematorium, das seit der letzten Beerdigung frisch hinzugekommen ist, war doch ein bisschen …«
    »Sag nichts, Honey! Ich wusste gar nicht, wo ich den Blick hinwenden sollte! Hab nicht gewagt, dich anzusehen. Ada war zwar für Scherze immer zu haben und hätte es wahrscheinlich komisch gefunden, aber es wäre ja nicht gerade respektvoll gewesen, wenn wir den ganzen Gottesdienst über gekichert hätten. Man hätte meinen können, dass sie die Formulierung ein bisschen sorgsamer hätten wählen dürfen – bei dem Standort – findest du nicht?«
    »Hmhm.« Essie schmunzelte. »Direkt gegenüber vom Krematorium ist ein riesiges Banner mit der Aufschrift ›Riech nur, wie es brutzelt‹ wirklich nicht gerade der passendste Slogan.«
    Sie sahen einander an und kicherten wie Schulmädchen. Schließlich wischte sich Lilith mit dem Saum ihres Rocks die Lachtränen aus den Augen. »Ach, jetzt geht’s mir schon besser. Du bist also nicht deprimiert?«
    »Nein, ehrlich nicht. Ich stehe hier nicht allein, weil ich unglücklich wäre, sondern weil ich nachdenke.«
    »Oh, Honey, das klingt aber gefährlich.« Lilith gluckste. »Denkst du über das nach, worüber wir neulich geredet haben?«
    »Genau.« Essie lächelte. »Aus Pietät wollte ich vor Adas Beerdigung nichts, ähm, unternehmen, aber jetzt finde ich, Twilights könnte allmählich ein bisschen mehr Leben in der Bude gebrauchen. Was meinst du?«
    »Oh ja.« Liliths mächtiger Körper schüttelte sich, als sie erneut
kicherte. »Aber ob die enorme Joy und der kleine Tony da mitmachen? Ich weiß ja nicht.«
    »Oh, ich werde ihnen natürlich nicht alles erzählen, was mir vorschwebt. Ich unterbreite ihnen nur die annehmbareren Ideen. Ach schau mal, da drüben sind die Schwestern Banding. Ich muss unbedingt mit ihnen sprechen, bevor sie gehen, aber beim Essen will ich sie mal lieber nicht stören. Die beiden heitern mich immer auf, weil sie so dermaßen durchgeknallt sind.«
    Lilith spähte durch den bevölkerten Raum zu den Schwestern Lavender und Lobelia Banding, alte Jungfern aus Hazy Hassocks, die sich mit gefährlich hoch aufgestapelten Tellern am Büfett häuslich niedergelassen hatten. Abgesehen von den gigantischen Essensbergen und der Tatsache, dass sie beide gekleidet waren wie Königin Victoria nach Alberts Tod, war das Bizarrste an den Bandings, dass sie zudem noch leuchtfarbene Fahrradhelme aufhatten, die dekorativ mit schwarzem Krepp umwickelt waren.
    »Was zum Teufel …«
    »Lange Geschichte.« Essie schmunzelte. »Aber in Kurzfassung: Sie tragen diese Fahrradhelme ständig, je nach Gelegenheit passend dekoriert. Anscheinend hat ihnen der Mann von Mitzi Blessings Tochter Lulu, er heißt Shay und ist Sanitäter, mal erklärt, dass Fahrradhelme Pflicht sind, um Kopfverletzungen zu vermeiden. Lav und Lob haben das so verstanden, dass sie die Dinger zu ihrer Sicherheit immer tragen müssen, und seitdem machen sie das.«
    »Auch wenn sie nicht Fahrrad fahren?«
    »Aber Lilith! Die Bandings sind in ihrem ganzen Leben noch auf keinem Fahrrad gesessen!«
    »Lilith!« Joy Tugwells Thatcher-Stimme tönte herrisch vom anderen Ende des Speisesaals herüber. »Könnten Sie bitte mal kurz herüberkommen, wenn Sie einen Moment Zeit haben?«
    »Geh schon.« Essie nickte. »Sie unterhält sich mit einem pomadigen Typ im schlecht sitzenden Anzug. Ich glaube, ich hab ihn im Krematorium gesehen – wahrscheinlich ist er von der Gemeinde, die schicken ja meistens einen Repräsentanten. Bestimmt will die enorme Joy dich vorführen, mal wieder, als eine unserer ethnischen Vorzeige-Bewohnerinnen, um in Sachen politische Korrektheit zu punkten. Geh und tu deine Pflicht, Mädchen. Ich will sowieso nach draußen ins Grüne. Hier drin ist es viel zu heiß. Wir sehen uns später.«
    Draußen flimmerte die Hitze vor dem grüngoldenen Horizont. Essie ließ die Geräuschkulisse des Leichenschmauses hinter sich, überquerte den Hof, nickte aus der Ferne höflich Bekannten zu, die gruppenweise beim Essen im Freien standen, und ging über den sanft abfallenden Rasen hinab zu einem kleinen Gehölz aus Holunderbüschen und Zierkirschen. Hier war es abgeschieden und kühl, Twilights lag außer Sicht, und man hatte einen herrlichen Blick über die Kornfelder und sanft welligen Hügel Berkshires. Es war einer von Essies Lieblingsplätzen.
    Seit dem grässlichen Vorfall

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