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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Arizona. Aber von der Columbia kommt die Mehrheit der akademischen Neurochirurgen in den USA.«
    »Da klingelt irgendwas bei mir«, sagt Miles.
    »Wobei? Bei Columbia?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht fällt es mir gleich wieder ein. Vielleicht aber auch erst in zehn Jahren. In dieser Hinsicht ist das Gehirn dem Computer wirklich unterlegen. Wenn ich in meinem Gehirn eine Datei verloren habe, kann ich sie einfach nicht zurückholen, ganz egal, wie sehr ich mich anstrenge.«
    Erinnerungen an Lenz’ Ausführungen zur Psychologie von Serienmördern blitzen durch mein Bewußtsein. »Glaubst du wirklich, das Motiv könnte tatsächlich nur Geld sein?«
    » Nur Geld?« faucht Miles. »Mann, du mußt ja noch reicher sein, als ich dachte. Ich stelle mir lediglich die Frage, wie Brahma dieses Verfahren je zu Geld machen könnte. Selbstwenn ihm die Transplantation gelingen sollte, hätte er sich des Mordes schuldig gemacht.«
    »Stimmt«, sagt Drewe. »Aber wenn es klappt, könnten gesetzestreue Chirurgen mit dem Verfahren arbeiten.«
    »Wie?«
    »Genau wie bei Transplantationen. Man könnte frisch Verstorbenen die Zirbeldrüse entnehmen. Euer Brahma hat keinen Zugang zu legitimen Spenderorganisationen, da seine Forschungen illegal sind. Deshalb muß er Menschen entführen oder töten, um an Spender zu kommen. Sollten Zirbeldrüsentransplantationen jedoch tatsächlich den Alterungsprozeß aufhalten, würde eine unvorstellbare Nachfrage einsetzen.«
    »Aber er persönlich würde keinen roten Heller daran verdienen«, stelle ich klar.
    »Aber er wäre berühmt«, sagt Miles. »Und beim derzeitigen juristischen Klima schafft er es vielleicht, einen Buchvertrag über ein paar Millionen Dollar abzuschließen.«
    »Geld und Ruhm«, murmelt Drewe. »Die beiden Götter unserer Gesellschaft. Für die richtige Person eine ziemlich starke Motivation.«
    »Das kaufe ich euch einfach nicht ab«, beharre ich.
    »Na ja, offensichtlich gibt es noch die metaphysische Seite«, sagt Miles. »Ich meine, wer auch immer so etwas durchzieht, würde damit etwas vollbringen, was in der gesamten Geschichte der Menschheit noch keinem gelungen ist. Wenn man die Moral vergißt, ist sein Versuch heldenhaft. Sogar edel.«
    »Edel!«
    »Ja, verdammt! In einem melvilleschen Sinn. Kapitän Ahab mit dem Skalpell. Die entfesselte Mary Shelley. Vergeßt nicht, eins seiner Pseudonyme lautet Prometheus. Und ich will euch noch was sagen. Wir drei sind noch keine fünfunddreißig. Aber eines Tages werden wir an uns hinabschauen und Pergamenthaut sehen, verschrumpelte Brüste, schlaffe Schwänze und geschwollene Gelenke, die wie Zahnkränzeknarren, wenn wir uns zu bewegen versuchen. Und an diesem Tag werden wir das Jungbrunnen-Motiv wohl viel besser verstehen, als es jetzt der Fall ist.«
    Drewe rümpft die Nase. »Du bist zwar unhöflich, hast aber auch recht. Das verrät uns, daß der Mörder mindestens ... wie alt sein muß?«
    »Fünfundvierzig«, sagt Miles.
    »Das ist die obere Grenze für einen Serienmörder«, erkläre ich ihnen. »Und ihr seht sie als untere. Zumindest haben das meine Nachforschungen ergeben.«
    »Wenn wir uns Drewes Theorie anschließen«, sagt Miles, »können wir nicht davon ausgehen, daß Brahma ein Serienmörder ist. Die Morde sind für ihn höchstens unvermeidliches Beiwerk. Er ist Arzt, Punktum, Wissenschaftler. Wenn wir ihn mit Jeffrey Dahmer und John Wayne Gacy in einen Topf werfen, könnten wir auch Denton Cooly mit Doc Adams aus Rauchende Colts vergleichen.«
    »Fünfundvierzig klingt gut«, pflichtet Drewe ihm bei. »Es dauert eine Weile, bis man die Ausbildung hinter sich hat. Es reicht nicht, gut mit einem Messer umgehen zu können.«
    In diesem Augenblick verlassen meine Gedanken die eingefahrenen Gleise und geben mir eine neue Perspektive. »Wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht!« rufe ich und lasse damit beide zusammenfahren. »Wenn Drewe das alles über die Zirbeldrüse herausfinden konnte, muß es dem FBI doch auch möglich gewesen sein?«
    Sie schaut angesichts meiner Abwertung ihrer Detektiv-Arbeit entrüstet drein. »Was besagen deine Unterlagen?« fragt sie Miles.
    »Zumindest gestern abend noch haben sie Ärzten nicht mehr Bedeutung beigemessen als allen anderen Gruppen. Das könnte sich aber nach der Autopsie des Kopfes der Wheat geändert haben.«
    »Das bezweifle ich«, sage ich. »Und wißt ihr auch, warum?«
    Meine Orakel schweigen.
    »Wir haben einen Verdächtigen geschaffen, der so brillant ist, daß er

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