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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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weit hergeholt«, sage ich dann.
    »Aber seine anderen Pseudonyme waren Shiva, Kali, Levon. Shiva ist der Zerstörer. Kali ist eine Göttin des Bluts und des Todes.«
    »Levon war kein Mörder.«
    »Er war aber auch nicht gerade der Weihnachtsmann: ›Er wurde einem armen Bauern geboren, an einem Weihnachtstag, an dem die New York Times »Gott ist tot!« schrieb und der Krieg anfing ...‹«
    »Das ist unheimlich, Miles.«
    Er wirft noch einen Blick auf die Ausdrucke. »Lenz hatte das Arschloch und hat es verpatzt.«
    »Ich dachte, er würde versuchen, Karin Wheats Persönlichkeit stärker zu imitieren. Sich mit der Unsterblichkeit und dem Okkulten und so weiter zu befassen.«
    Miles schüttelt den Kopf. »Lenz hat es eilig. Er versucht, alles gleichzeitig abzudecken. Er gibt Brahma eine Frau, die gleichzeitig stark und schwach ist. Aber wenn wir von Drewes Szenario ausgehen, ist Lenz’ Versuch sinnlos. Er legt es darauf an, mit unverhohlener Sexualität zu provozieren, während Brahmas Kriterien vielleicht rein medizinischer Natur sind.«
    »Welche Wahl hat Lenz denn? Er kann sich nicht einloggen und schreiben: ›Siebenundvierzigjährige Frau sucht saftige dreiundzwanzigjährige Zirbeldrüse. Bitte Foto mitschicken.‹«
    Miles’ Gelächter wird vom Klingeln des Telefons unterbrochen. In seinen Augen blitzt der Fluchtinstinkt auf.
    »Wir zeichnen das Gespräch auf«, sage ich.
    Nach zwei Klingeltönen springt mein Anrufbeantworter an. Die übliche Ansage wird abgespielt, und ein Ton fordert den Anrufer auf, eine Nachricht zu hinterlassen.
    »Cole, gehen Sie ran«, sagt eine tiefe Stimme.
    »Lenz«, sagt Miles. Er geht durch den Raum, greift sich das schnurlose Telefon, trottet zu mir zurück und gibt mir das Gerät.
    »Ich bin hier.«
    »Haben Sie es gesehen?« fragt der Psychiater. Seine Stimme vibriert vor Erregung.
    »Ja. Nicht schlecht, Doktor.«
    »Ich habe ihn ganz schön in Fahrt gebracht, was?«
    Hat Lenz lediglich angerufen, um seinen Triumph auszukosten? Wie ein Junge an der High School, der von seinem Footballspiel erzählt? Vielleicht glaubt er, daß ich der einzige bin, der die Parameter seiner seltsamen Aufgabe wirklich versteht.
    »Haben Sie gesehen, wie alt er ist?« fragt er. »Siebenundvierzig?«
    »Ja.«
    »Und er hat eingestanden, daß er in der Medizin arbeitet! Cole, es funktioniert!«
    Miles beugt sich über den Anrufbeantworter.
    »Was ist mit dem Ende des Gesprächs?« fragt Lenz. Plötzlich klingt er reuevoll. »Bin ich zu weit gegangen?«
    »Schwer zu sagen.«
    »Ich weiß, ich habe ihn bedrängt, aber die Zeit läuft.«
    Miles gibt mir einen Knuff in die Seite.
    »Baxter verlangt von Ihnen wahrscheinlich, daß Sie ihn festnageln, bevor er erneut tötet, was?«
    »Ich spreche von der Telefonüberwachung.«
    Miles knufft mich erneut; diesmal knuffe ich zurück. »Sie meinen, sie stehen kurz davor, ihn zu erwischen?«
    »Nein. Sie versuchen nicht mehr, ihn auf diese Weise aufzuspüren.«
    »Was?«
    »Bevor wir den Lockvogelplan in die Tat umsetzten, wurde uns klar, daß wir es mit einer Entweder/Oder-Situation zu tun haben. Hätten sie versucht, das UNSUB jedesmal aufzuspüren, wenn wir online miteinander sprechen, wäre offensichtlich geworden, daß ich dem FBI helfe. Verstehen Sie jetzt?«
    »Ja, klar. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß Baxter die Überwachung beendet hat.«
    »Nicht endgültig. Er hat mir sieben Tage gegeben.«
    »Dann setzen sie die Überwachung fort?«
    »Jetzt wird Ihnen klar, wieso ich härter rangehen muß, als mir lieb ist.«
    »Brauchen Sie sonst noch etwas?«
    »Ja«, sagt Lenz mit seltsamer Stimme. »Ich frage mich, warum Sie sich noch nicht nach Turner erkundigt haben.«
    Ich sehe Miles an. »Ich habe mir gedacht, Sie würden sich damit brüsten, wenn Sie ihn schon erwischt hätten.«
    »Wenn Sie wissen, wo er ist, Cole, tun Sie sich selbst und Ihrer Frau einen Gefallen. Turner würde nicht seinen Arsch riskieren, um den Ihren zu retten.«
    Ich spüre aus einem halben Meter Entfernung die Hitze von Miles’ Zorn. »Na ja, mit Meinungen ist es wie mit Arschlöchern.«
    »Jeder hat eines«, beweist Lenz, daß er mich verstanden hat. »Aber eine Menge Leute bezahlen viel Geld, um meine Meinung zu hören.«
    »Die Dummen sterben nie aus.«
    »Gute Nacht, Cole.«
    Ich trage das schnurlose Telefon durch den Raum und stecke es wieder in die Station. »Ein netter Mensch, was?«
    »Es gibt schlechtere als ihn«, sagt Miles. Er zeigt auf die rote 21 im

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