@ E.R.O.S.
mich dazu entschließe, kann ich den Lauf der Welt anhalten.
LILITH>
Wer ist John Galt?
Lenz mußte in der köstlichen Ironie schwelgen, diese Worte zu tippen, diese Frage, so als hätte er nie zuvor von dieser literarischen Figur gehört.
MAXWELL>
Ein fiktiver Held in einem großartigen, aber letztlich albernen Roman von Ayn Rand. Die Anspielung kam mir vor zehn Minuten passend vor.
LILITH>
Wie bist du wirklich, Maxwell? Ich möchte mehr über dich wissen. Ich bin neugierig.
MAXWELL>
Das wäre ich an deiner Stelle lieber nicht.
»Na also«, sage ich leise. »Jetzt geht es los.«
LILITH>
Drohst du mir?
MAXWELL>
Reagierst du auf Drohungen?
LILITH>
Nicht angenehm. Warum sollte ich nicht neugierig sein? Du hast mir doch auch alle Fragen gestellt, die dir in den Sinn gekommen sind.
MAXWELL>
Was möchtest du wissen?
LILITH>
Wie alt bist du?
MAXWELL>
Siebenundvierzig.
»Ach du Scheiße.« Ich schaue nach rechts, um mich zu vergewissern, daß der Drucker noch immer jedes Wort aufzeichnet. Sagt Brahma die Wahrheit? Ich drehe mich zum Bett um. »Miles, wach auf!« rufe ich. Dann drehe ich die Lautstärke höher.
LILITH>
Das ist ein gutes Alter.
MAXWELL>
Wieso?
LILITH>
Alt genug, um zu wissen, was man tut, und nicht zu alt, um es zu tun.
MAXWELL>
Worauf beziehst du dich da?
LILITH>
Auf alles, was einem gefällt. Gefällt dir deine Arbeit?
MAXWELL>
Ich konzentriere mich mehr auf meinen echten Beruf.
LILITH>
Hast du eine Firma oder so?
MAXWELL>
Ich besitze mehrere Firmen, aber die sind nur Papierkram. Was die meisten Leute als Karriere bezeichnen, nenne ich glorifizierte Sekretariatsarbeit.
LILITH>
Höre ich da eine bestimmte Einstellung heraus?
MAXWELL>
Ich habe mit dummen Leuten keine Geduld.
LILITH>
Was ist also dein richtiger Beruf?
MAXWELL>
Ich bin im medizinischen Bereich tätig.
»Ein Punkt für Drewe«, sagt Miles hinter mir.
»Du hattest recht«, gestehe ich ein. »Lenz scheint es durchzuziehen. Und er macht es verdammt gut.«
»Damit habe ich gerechnet.«
LILITH>
Bist du Arzt?
MAXWELL>
Bitte sei nicht so neugierig. Wir kennen uns noch nicht gut genug.
LILITH>
Wie können wir uns noch näherkommen? Ich habe dir bereits mein dunkelstes Geheimnis erzählt.
MAXWELL>
Wirklich? Es muß in deiner Vergangenheit mehr geben als eine postpubertäre Gruppen-Vergewaltigung, wie tragisch die auch gewesen sein mag. Eine Frau, die betrunkene Studenten: »Wer ist der nächste?« fragt, verbirgt mehr als nur das.
LILITH>
Was du glaubst, ist mir egal.
MAXWELL>
Du kannst das Gespräch jederzeit beenden.
»Na los, tu’s«, sage ich scharf, obwohl Lenz fast zweitausend Kilometer entfernt ist.
»Steig aus, du Arschloch!« faucht Miles den Bildschirm an.
Aber Lenz ist gierig.
LILITH>
Warum willst du mich unbedingt so sehr schikanieren?
MAXWELL>
Ich dachte, du ließest dich von niemandem mehr schikanieren.
LILITH>
Ich bin nicht aus Stein.
»Widersprüchlich«, sagt Miles. »Er versaut es. Gottverdammt, steig aus!«
LILITH>
Seit geraumer Zeit habe ich keinen Mann mehr in mein Leben treten lassen. Aber heute abend hatte ich ein neues Gefühl.
MAXWELL>
Ich muß jetzt gehen. Vielleicht sprechen wir uns noch mal.
LILITH>
Wie finde ich dich?
»Hör auf, ihn zu drängen!« rufe ich.
MAXWELL>
Ich werde dich finden. _Auf Wiedersehen._
Miles starrt die Buchstaben an, die noch auf dem Bildschirm leuchten. »Er weiß es«, sagt er. »Lenz hat ihn bedrängt, und er ist abgehauen.«
»Vielleicht auch nicht. Viele Gespräche nehmen so ein Ende. Eine Person ist immer gieriger als die andere.«
»Maxwell«, murmelt Miles. »Brahma treibt seine Spielchen aber auch überall, Mann.«
»Was meinst du?«
»Der Name. Welcher ›Maxwell‹ fällt dir sofort ein?«
»Maxwell Smart?«
Er schüttelt den Kopf. »Denk mal an die Beatles. Abbey Road. «
» Abbey Road ... ›Maxwell’s Silver Hammer‹!«
Miles fängt zu singen an: »Joan was quizzical, studied paraphysical science in the home. Late nights all alone with her test tubes, oh-oh-oh-oh ...«
Ich setze ein mit: »Maxwell Edison, majoring in medicine, calls her on the phone ...«
»Brr«, wirft er ein. »Maxwell war Arzt.«
»Und der Chor. Großer Gott.«
Gemeinsam stimmen wir nun den unheimlichen Text an: »Bang-bang Maxwell’s silver hammer came down upon her head. Bang-bang Maxwell’s silver hammer made sure that she was dead.«
Wir starren uns in betäubtem Schweigen an.
»Das ist
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