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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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so etwas zu erfahren). Einer der drei – ein Ex-Marine namens Sid Moroney – gestand ein, daß er des öfteren CIA-Übungen auf den Straßen Washingtons und der Vororte abgehört hatte, und brüstete sich, ein Notizbuch zu haben, in das er die Frequenzen eingetragen hatte, die die rührigeren, hinter Kürzeln verborgenen Regierungsstellen am häufigsten benutzten. Diese Findigkeit brachte ihn an die Spitze unserer Liste, und Miles teilte ihm mit, wir würden ihm so schnell wie möglich eine E-mail mit allen erforderlichen Angaben schicken.
    Wir stritten uns eine Viertelstunde lang darüber, wie Moroney am besten an uns weiterleiten konnte, was er belauschte. Wir wollten es live hören, wußten aber auch, daß meine Telefone vielleicht angezapft waren. Schließlich einigten wir uns darauf, daß ich mit dem Gateway via CompuServe mit Sid Moroney in Verbindung blieb, während Miles den EROS-Computerauf irgendwelche Aktivitäten zwischen »Lilith« und »Maxwell« überwachte. Sid konnte mich bezüglich der Beschattung auf dem laufenden halten, indem er auf einem Plauderkanal von CompuServe Nachrichten an eine vertrauliche Adresse schickte. Sollte irgend etwas Drastisches geschehen, würde er meine Büronummer wählen und die Sprechmuschel seines Telefons gegen den Lautsprecher seines Funkgeräts drücken, damit wir den Funkverkehr selbst hören konnten. Das stellte ein gewisses Risiko dar, doch Miles war der Ansicht, daß es sich bei einem Ereignis, dessen Bedeutung einen Anruf rechtfertigen würde, wohl nur um den Höhepunkt dieser Hetzjagd handeln konnte – der uns beide entlasten würde.
    Bislang ist das Warten allerdings noch von keinem Höhepunkt gekrönt worden. Moroney hat Funksprüche abgefangen, die schließen lassen, daß eine Beschattung in der Nähe des Schutzverstecks in McLean im Gange ist. Bislang habe ich von ihm über CompuServe sechs Berichte bekommen, in denen er Funksprüche beschreibt, bei denen einem wirklich das Blut in den Adern zu gefrieren droht, zum Beispiel: »Alpha? Hier Rot. In Kensington alles ruhig.« »Zehn vier, Rot. Gelb? Seid ihr da? Bestätigung, Alpha. In Wimbledon alles klar. Morgen muß die Müllabfuhr kommen, alle setzen in Bademänteln die Mülltonnen raus.« »Bleiben Sie dran, Gelb. Out.« Und so geht es seit dreieinhalb Stunden. Der Begriff »Alpha« erinnert mich an Daniel Baxter in dem Einsatzfahrzeug in Quantico, doch da ich die Stimme nicht hören kann, kann ich es nicht mit Sicherheit sagen.
    Da es mir möglich erscheint, daß unsere Namen entschlüsselt werden, erklärte ich Drewe diesmal, was wir vorhatten. Doch als es elf Uhr wurde und der Zeiger weiterrückte, schwenkte sie eine weiße Fahne und zog sich ins Wohnzimmer zurück. Ich befürchtete schon, daß Moroney sich langweilen und ähnlich verfahren würde, doch nach ein paar Anfragen fand ich heraus, daß eine Pritsche neben seinem Funkgerät steht und er, wie ein guter Marine, die Fähigkeitentwickelt hat, wichtige Funksprüche selbst im Schlaf mitzukriegen.
    Ich schlafe selbst schon halb, als der Ballon aufsteigt.
    »Aber hallo«, sagt Miles, der zwei Meter hinter mir am EROS-Computer sitzt. Als ich mich mit meinem Stuhl vor dem Gateway umdrehe, hebt er eine Hand, um jede Unterbrechung im Keim zu ersticken.
    »Brahma hat sich gerade eingeloggt«, sagt er mit gleichbleibendem Tonfall. »Er benutzt das Pseudonym ›Maxwell‹.«
    »Was macht er?« frage ich, reibe mir die Augen und richte mich auf dem Stuhl auf.
    »Er sucht nach ›Lilith‹.«
    »Wo?«
    Seine Schultern versteifen sich. »Lenz ist jetzt da. Sie gehen in einen privaten Raum. Ich schalte den Ton ein.«
    Brahmas digitaler Bariton füllt den Raum mit einer fast beruhigenden Kadenz aus.
    »Was ist mit seinen Tippfehlern?« frage ich.
    »Das überprüfe ich gerade. Habe schon drei gefunden. Er benutzt eindeutig nicht sein Spracherkennungsmodul.«
    Miles justiert die Lautsprecher und schaut dann zu mir hinüber. Dieses Gespräch scheint sich bereits von denen zu unterscheiden, an die wir uns gewöhnt haben. Diesmal übernimmt Brahma die Initiative.
    »Zeigt Lenz wenigstens etwas Zurückhaltung?« frage ich.
    »Sieht so aus. Jetzt müssen wir abwarten.«
    Wir warten nicht lange. Keine fünf Minuten später blitzt eine Nachricht von Sid Moroney auf dem Bildschirm des Gateway auf.
     
    Habe gerade ein hektisches Gespräch gehört. »Hier ist Alpha. An alle
Einheiten. Wir haben das Handy des UNSUB aufgespürt. Er befindet sich eindeutig im Großraum

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