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@ E.R.O.S.

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Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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»Amateursatelliten«, »Tauschbörse«, »Hardware Marke Eigenbau« und »Nützliche Hilfsmittel«.
    »Miles, ich garantiere dir, daß sich einige dieser Typen mit viel mehr als nur dem Amateurfunk beschäftigen. Diese Tom-Swift- Scheiße mit Zigarrenkisten voller Vakuumröhren ist schon längst Vergangenheit. Heutzutage sind das High-Tech-Typen.«
    »Ein paar alte Hacker am MIT haben sich mit Amateurfunk beschäftigt«, sagt er, und ich spüre, daß er mich unbedingt aus dem Stuhl vertreiben und die Sache selbst übernehmen will.
    »Die einzige Frage ist«, grübele ich, »wohnt jemand, der die richtigen Geräte dafür hat, in der Nähe von McLean, Virginia?«
    »Ganz bestimmt«, sagt Miles aufgeregt. »McLean ist Einzugsgebiet von DC und nicht weit von Langley entfernt. Da muß einfach jemand hocken. Einige dieser Burschen holen sich bestimmt einen runter, während sie sich vorstellen, den Funkverkehr von CIA und FBI abzuhören.«
    »Ich weiß nicht«, sage ich, während ich die Angaben auf dem Bildschirm genauer lese. »Sieh dir doch mal diese Themen an. ›Die Regeln der Bundes-Kommunikations-Aufsichtsbehörde‹ und ›Die richtige Zulassung‹. Vielleicht stehen sie nicht auf solche Sachen.«
    »Warum läßt du mich nicht mal mit ihnen sprechen?« schlägt Miles vor. Er steht so dicht neben mir, daß es mir unangenehm ist.
    »Bitte sehr«, sage ich und erhebe mich vom Stuhl.
    Er setzt sich und entwirft sofort eine Forum-Nachricht. »Wir müssen es einfach nur richtig anfangen. Ich bin kein Flüchtling vor dem Gesetz, sondern ein ... Reporter. Für die Times Picayune . Genau wie du.« Er hält inne und denkt nach. »Wir haben gerade einen Tip über eine ungesetzliche FBI-Operation in DC bekommen. Vielleicht ist sogar das ATF darin verwickelt. Wie klingt das?«
    »Wie ein weiterer schlechter Film.«
    Er lacht. »Das ist klasse, Mann. In zwei Stunden werden wir eine Live-Übertragung von Lenz’ kleiner Falle haben, einfach über dein Telefon. Wie zwei Blechdosen, die mit einem Draht von zweitausend Kilometern Länge verbunden werden.«
    »Und was, wenn mein Telefon tatsächlich abgehört wird?«
    »Ach, ja«, sagt er und runzelt die Stirn. »Tja ... ich muß mir einfach etwas einfallen lassen.«
    Das Knallen der Haustür katapultiert Miles aus dem Stuhl und zum nächsten Fenster. »Sieh nach!« befiehlt er.
    »Harper, ich bin’s.«
    »Drewe«, beruhige ich ihn. »Es ist nur Drewe.«
    Er tritt vom Fenster zurück, lehnt sich gegen die Wand und legt eine Hand über sein Herz. »Das ist ein ganz gewaltiger Streß, Mann. Womit habe ich das verdient?«
    »Darauf antworte ich nicht.« Ich gehe zur Tür. »Ich mache uns lieber was zum Abendessen.
    Die Bürotür wird geöffnet, bevor ich sie erreicht habe.
    Drewe steht auf der Schwelle, eine große braune Papiertüte in der Hand. Sie lächelt, und ihr strahlendes Gesicht bessert unverhofft meine Stimmung. Doch es ist offensichtlich, daß sie den Raum nicht betreten will. Statt dessen greift sie in die Tüte und zieht eine Pappschachtel hervor, die mit roten Schnörkeln bedruckt ist. Eine beunruhigend gelbe Flüssigkeit tropft an einer Seite heraus.
    »Chinagerichte«, sagt sie. »Ich dachte, eine Abwechslung könnte nicht schaden.«
    »Du bist eine Göttin «, sagt Miles mit echter Ehrfurcht. »Ich werde deine Füße küssen und ewig auf dem Altar deiner unendlichen Freundlichkeit beten.«
    Drewe lacht. »Sprich einfach nicht beim Essen, und ich bin schon zufrieden.«
    Als sie geht, setzt Miles sich wieder hinter den Gateway.
    »Kommst du?« frage ich.
    Er hebt eine Hand. »Ich schicke nur noch eben die Nachricht ab. Bin gleich da.«
    Als ich hinausgehe, höre ich, wie er sagt: »Das ist besser als Sex.« Und das von einem Mann, der so ziemlich jede sinnliche Aktivität gesehen und gehört hat, die der menschliche Geist sich ausdenken kann, und vielleicht sogar daran teilgenommen hat. Ich drehe mich um und schaue zurück. Das ist der neue Ausdruck dieses Jahrhunderts, denke ich, ein Mensch in digitaler Glückseligkeit. Und doch ist er so alt wie der erste Hominide, der gebannt in ein Lagerfeuer schaute.
    Wir werden von dem fasziniert, das uns vernichten kann.

27
    M
iles unterbot seine eigene Vorhersage um über eine Stunde. Als wir mit dem Essen fertig waren, hatten drei Funkamateure im Großraum Washington, DC, ihr Interesse zum Ausdruck gebracht, uns bei der Aufzeichnung des FBI-Funkverkehrs zu helfen (natürlich im Interesse des heiligen Rechts der Öffentlichkeit,

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