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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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– oder bei denen mir übel geworden wäre, wenn ich sie mir vorgestellt hätte. Ich erkannte, daß ich mein gesamtes Leben wie besessen um Kompensation bemüht gewesen war. Ich war mit einer unheilbaren Krankheit geboren worden und mit Gebrechlichkeit geschlagen. Ich hatte zugesehen, wie meine empfindliche Mutter aus Liebe gestorben war, und dann eine Frau gesucht, die ihr gleichkam. Doch die Tochter des Thug war Catherines Antithese. Außen kalt und hart, im Kern jedoch weich und unergründlich. Ich hatte mich so lange vor hemmungslosem Sex gefürchtet. In meiner Vorstellung war die Yoni – die Öffnung der Frau – eine Spalte, durch die ein Mann in den geistlosen schwarzen Rachen der Natur zurückfallen würde. Die Frauen, die mich haben wollten, versuchten nur, mich zu versklaven, Kinder zu gebären, die meiner Linie unwürdig waren. Aber die Tochter des Thug zerstreute meine Furcht. Sie lehrte mich, daß Samen, nachdem er ins Feuer der Yoni ejakuliert wurde, aufgehalten und zurückgegeben werden konnte. Daß ich mich nicht in ihr auflösen, sondern mich vielmehr von irdischer Lust reinigen und die Sterne berühren würde. Sie war der Tod, der sich zu greifbarem Fleisch und Blut verwandelt hatte.
    Einen Tag bevor mein Vater und ich aufbrechen wollten, ergriff ich beim Abendessen das Wort. Ich bemühte mich, so gut es mir möglich war, in seinem Dialekt zu sprechen, und bat den Thug bescheiden um die Hand seiner Tochter. Er öffnete sein stinkendes Maul, rülpste und lachte mir insGesicht. Ich war erniedrigt, blind vor Zorn und Verlegenheit. Aber natürlich wußte Richard genau, was zu tun war. Mit einem erheiterten Lächeln zog er eine Lederbörse aus seinem Gewand, legte tausend englische Pfund auf den Tisch und sagte dem Fettsack, daß er mir das Mädchen schenken wolle. Der Thug steckte das Geld ein und stimmte ohne weitere Einwände zu. Zuerst verstand ich nicht. Ich dachte, mein Vater hätte ihm eine exorbitante Summe gezahlt, damit ich eine weitere Nacht mit dem Mädchen verbringen konnte. Aber als ich mich gerade zum Narren machen wollte, wurde mir die Situation klar. Mein Vater hatte das Mädchen gekauft. Nicht für eine Nacht, sondern für immer.
    ERIN>
Du meinst, wie eine _Sklavin_?
    MAXWELL>
Genau. Der Thug hatte seine Tochter für zweitausend Dollar verkauft. Ich hatte keine Ahnung, wie sie auf diese Vereinbarung reagieren würde, aber als wir am nächsten Morgen aufbrachen, folgte sie uns mit einer Baumwolltasche in ihrer Hand.
    Als wir vierzehn Tage später auf dem Flughafen von Delhi auf die Maschine warteten, mit der wir das erste Teilstück unserer Reise nach Hause zurücklegen wollten, brach mein Vater zusammen. Mit fünfundfünfzig Jahren war er bereits älter als die meisten Hämophilen seiner Generation, und die Anstrengung der Reise hatte schließlich eine tödliche Blutung ausgelöst. Ich heiratete die Tochter des Thug, um ihr die amerikanische Staatsbürgerschaft zu verschaffen. Bei der Zeremonie sagte ich einem indischen Beamten, ihr Name sei Kali, und niemand erhob Einspruch. Bis zum heutigen Tag nenne ich sie Kali. Wir blieben bei Richard, bis er starb, schütteten seine Asche dann in den Ganges und nahmen das nächste Flugzeug außer Landes.
    Das ist mein frühes Leben, Erin. Der Samen, aus dem ich entstanden bin. Kali ist noch immer bei mir, als meine Konkubine. Da sie einsah, daß ich es nicht ertragen konnte, Kinder von ihr zu bekommen, erlaubte sie mir, siezu sterilisieren. In dieser reinen Form hat sie mich von der körperlichen Lust befreit, auf mich aufgepaßt und mein Unterbewußtsein in Schach gehalten, während sie mir bei meinem Lebenswerk half.
    Welches Urteil fällst du über mich, Erin?
     
    Ein Dutzend ungeklärte Kleinigkeiten von Miles’ Berichten über die Tatorte der EROS-Morde ergeben plötzlich Sinn: das Haar der Inderin; die möglicherweise weiblichen Bißspuren; die postmortalen Vergewaltigungen, die brutale Form von Brahmas Fixierung auf seine tote Mutter; sogar Mrs. Lenz’ Tod, der von Kali herbeigeführt worden sein mußte, während Brahma das FBI mit seinem Handy durch McLean führte.
     
    MAXWELL>
Bist du noch da, Erin?
    ERIN>
Du hast mich belogen, Max.
    MAXWELL>
In welcher Hinsicht?
    ERIN>
Du hast mir gesagt, du wärest nie verheiratet gewesen. Aber du hast Kali geheiratet. Du bist noch immer mit ihr verheiratet.
    MAXWELL>
Das war nur eine Vernunfthochzeit! Damit sie mit mir in die USA reisen konnte.
    ERIN>
Es ist offensichtlich mehr als

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