@ E.R.O.S.
Frau zu suchen, die mir Erben schenken konnte, die unserer Gene würdig waren.
ERIN>
Hast du es getan?
MAXWELL>
Ich habe es versucht. Aber es war mir bestimmt, einen anderen Weg zu beschreiten, Erin. Während der Sommerferien ging ich mit meinem Vater auf Reisen. In Europa war ich natürlich schon gewesen, aber noch nie im Osten. Und der Osten war Richards große Leidenschaft. Er war von den Fruchtbarkeitskulten im Tal des Indus wie besessen, blutige Rituale um Sex und Tod, um die herum die indische Kultur sich entwickelt hatte. Er war von einem autoritären Vater erzogen worden, einem Anhänger christlich-germanischer Jenseitsvorstellungen und Kriegermythen. Doch er hatte gesehen, wie sein Vater zusammengebrochen war und unter der Belastung des Unglücks Selbstmord begangen hatte. Richard suchte eine größere Kraft. Das zog ihn nach Indien, dem großen Born und getreuen Bewahrer des Mutterprinzips. In Indien nahmman mir meine Illusionen. Die Starken herrschten, die Schwachen dienten oder gingen zugrunde. Ich fand Frauen, die für jämmerliche Summen alles taten, was ich von ihnen verlangte. Der Umstand, daß ich am nächsten Tag schon Kilometer entfernt sein würde, ermöglichte es mir, meine Ängste zu überwinden und mit ihnen zu kopulieren, aber es gab trotzdem noch ein Problem. Inderinnen haben dunkle Haut und dunkles Haar. Sie paßten nicht in meine Schablone der ätherischen Catherine, die in ihrem Märtyrersarg lag.
Als wir wieder in Amerika waren, hatte ich noch immer mit meinen sexuellen Problemen zu kämpfen, doch sie behinderten nicht mein akademisches Vorankommen. Ich schien wie in Flammen zu stehen. Doch während man mich an gehobener Stelle zum Genie erklärte, heuerte ich Prostituierte an, damit sie reglos in weißen Gewändern dalagen, während ich sie sanft bestieg. Ich glaube, ich wurde langsam wahnsinnig. Selbst diesen Huren, die so viel Verderbtheit gesehen hatten, machte irgend etwas in mir angst. Eine verlor während des Akts ihre Fassung und fiel über mich her, und ich mußte zur Gerinnungsfaktortherapie ins Krankenhaus. Mich überkamen Selbstmordgedanken. Dann griff Richard ein. Er stopfte mich mit Amphetaminen voll, schleppte mich nach Indien und veränderte für immer mein Leben.
ERIN>
Was war an dieser Reise anders?
MAXWELL>
Ich fand jemanden.
ERIN>
Eine Frau?
MAXWELL>
Ja.
ERIN>
Eine wie deine Mutter?
MAXWELL>
Nein. Ich fand eine Frau, die der Tod im Leben
war. Verstehst du? Das Christentum predigt ewiges Leben durch den Tod, aber das ist ein falscher und erschöpfter
Traum. Vielmehr finden wir auf der Straße zum Tod ewiges Leben.
Da haben wir es, sage ich stumm. Gott im Himmel.
ERIN>
Ich weiß nicht genau, ob ich das verstehe.
MAXWELL>
Du wirst es verstehen. Während dieser letzten Reise nach Indien zogen wir kreuz und quer durch den Subkontinent, auf der Suche nach Ritualen und Kulten, die die Engländer schon längst verboten hatten, die aber gerüchteweise noch in abgelegenen Gegenden gepflegt wurden. Richard war kein gewöhnlicher westlicher Dilettant. Er hatte Freunde im ganzen Land, in den von Menschen wimmelnden Städten ebenso wie in den kleinen Dörfern auf den Ebenen. In einem abgelegenen Stammesdorf durften wir zusehen, wie ein kleiner Junge durch die Felder geschleppt wurde, während die Bauern ihm das Fleisch in Streifen vom Körper schnitten, um es dann auf ihren Äckern zu begraben und auf diese Weise deren Fruchtbarkeit zu gewährleisten.
Von dort wanderten wir zu einem Dorf im Hochland, in dem der sogenannte Shakti-Kult den Tantrismus der Linken Hand praktizierte. Die meisten heiligen Männer Indiens praktizieren die Askese als Weg zu dem, was die westliche Kultur Erlösung nennen würde. Doch die Anhänger des Tantrismus der Linken Hand sind Adepten. Für sie ist Selbstverleugnung Vergnügen. Ihr Sakrament verlangt, daß sie jedes Tabu auf rituelle Weise brechen. Kein Abendländer hat diese Riten je beobachtet. Doch Richard verschaffte uns mit Hilfe eines Gurus Zutritt. Um Mitternacht saßen auf einem Friedhof elf Paare in einem Kreis. In ihrer Mitte saß eine junge, nackte Frau. Sie skandierten Mantras, dann regneten Substanzen wie Fleisch und Alkohol auf die Frau nieder, Substanzen, die tabu waren und alle gemeinsam zu sich nahmen. Danach zogen die anderen Frauen ihre Untergewänder aus, und der Guru legte sie in eine Kiste. Jeder Mann ging zu der Kiste und nahm ein Untergewand heraus. Damit wurde die Frau bestimmt, mit der er sich während
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