@ E.R.O.S.
Das ist dir doch sicher klar.
MAXWELL>
Ich habe Vertrauen in dich.
ERIN>
Vergiß nur eins nicht, Max. Ich bin meines dunklen Prinzen würdig. Nachdem du das Foto von mir gesehen hast, wirst du das wissen. Die nächste Frage ist: Bist du meiner würdig?
MAXWELL>
Du hast noch immer keine Ahnung, mit wem du sprichst. Du bist wie der Wüstenwanderer, der sich gebückt hat, um einen goldenen Schimmer im Sand zu berühren. Als er versuchte, den Gegenstand aufzuheben, stellte er fest, daß er sich nicht bewegen ließ. Erst nachdem er zahlreiche Bagger herangeschafft hatte, wurde ihm klar, daß er den Finger eines riesigen goldenen Buddhas berührt hatte, der im Sand vergraben war. Das hast du heute getan. Du hast meine Fingerspitze berührt.
ERIN>
Leb wohl, Max. Süße Träume.
Vor Erschöpfung und Aufregung zitternd, logge ich mich aus dem Plauderraum aus und schiebe die Diskette mit Miles’ Trojanischem Pferd ins Diskettenlaufwerk. Die Anweisungen, die er mir gegeben hat, sind leicht verständlich. Zuerst öffne ich das EROS-UUEncoder-Programm und konvertiere die .jpg-Datei zu einer .uue-Datei, die sich auf einundzwanzig Seiten unentzifferbaren Text beläuft. Dann sehe ich zu, wie der Dateistatus-Anzeiger sich langsam verändert, während die .uue-Datei als E-mail nach Finnland gesendet wird: 18 % ... 39 % ... 58 % ... 79 % ... 98 % ... Und dann:
NACHRICHT GESENDET
WEITERE DATEIEN LADEN?
J? N
Ich drücke N und betrachte den hellen Monitor, bis die Büste von Nofretete erscheint. Meine Hände zittern noch immer. Ich erhebe mich langsam und schaue zum Ablagekorb des Laser-Jet III. Ein ordentlicher Papierstapel hat jedes unglaubliche Wort aufgezeichnet, das Brahma in der vergangenen Stunde gesprochen hat. Aber spielt das noch eine Rolle? Sehr bald wird er Miles’ Trojanisches Pferd herunterladen. Während Bilder seiner wahnsinnigen Geschichte durch mein Gehirn taumeln, meldet sich an einer ruhigen Stelle meines Kopfs eine Stimme. Es ist die von Arthur Lenz, und sie wiederholt die französische Redewendung, die er verfrüht in dem Schutzversteck in Virginia geäußert hat. Commencement de la fin . Der Anfang vom Ende.
Vielleicht treffen die Worte jetzt zu.
31
I
ch überfliege gerade einige Passagen der Brahma-Ausdrucke, als das hohe Klingeln durch das Büro gellt, das auf eine Satelliten-Bildverbindung mit dem EROS-Hauptquartier in New York hinweist. Auf dem Bildschirm des EROS-Computers löst Nofretetes Kopf sich auf und erscheint statt dessen Jan Krislovs Gesicht. Ein kleines Fenster mit stets aktuellen Statusberichten über die Bildverbindung öffnet sich neben Jans linkem Ohr.
»Hallo, Harper«, sagt sie mit ihrer kalten Stimme. Ihre Lippen bewegen sich so abgehackt wie auf einem langsamen digitalen Video, aber der Ton ist völlig klar. Ich setze den Kopfhörer mit Mikrofon auf.
»Hallo, Jan.«
»Jemand möchte mit Ihnen sprechen«, sagt sie. »Einen Moment.« Sie wendet den Blick von der Kamera ab. »Alles klar, es kann losgehen.«
Jans Gesicht bleibt auf dem Monitor, doch nach einem hartenKlicken sagt eine von Rauschen durchsetzte Stimme: »Harper?«
»Ich höre dich, Miles.«
»Hast du das Trojanische Pferd gefunden?«
»Ja.«
»Haben diese gottverdammten Deputies deine Computer beschlagnahmt?«
»Nein.«
»Gott sei Dank. Oder besser gesagt Daniel Baxter. Die örtlichen Cops wußten, daß er EROS benutzt, um Brahma in die Falle zu locken, und wollten nicht riskieren, daß das ganze System zusammenbricht, weil sie an deinem Ende herumpfuschen.«
»Verdammt noch mal, weshalb hast du ein Bild von Erin benutzt, um dein Trojanisches Pferd zu tarnen?«
»Das war die richtige Entscheidung, Harper. Und du weißt es. Sie ist nicht in Gefahr. Absolut nichts von dem, was wir getan haben, führt zu der richtigen Erin. Sie ist nicht mal auf der Karte.« Er hält inne. »Du hast es doch benutzt, oder?«
Ich sage nichts.
»Haben die Cops die falsche Diskette gefunden, die ich in die Jacke gesteckt habe?«
»Ja.«
Durch das Rauschen dringt ein scharfes Lachen. »Komm schon. Du hast ihn dazu gebracht, Erins Foto runterzuladen, oder?«
»Hatte ich denn eine Wahl, verdammt noch mal?«
»Ja!« ruft er begeistert. »Ich wußte, du würdest es schaffen. Was ist passiert?«
»Brahma hat mir seine ganze Lebensgeschichte erzählt, bis hin zu seinem Großvater. Er schien sie ewig zurückgehalten zu haben. Und es ist eine irre Geschichte.«
»Also?«
»Er ist Arzt, genau wie Drewe es vermutet hat.
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