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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Stimme hinzu, »dir ist klar, was deshalb alles passieren könnte.«
    Sie lacht leise und wendet sich ab. »Das weiß ich besser als jeder andere. Ich denke Tag und Nacht daran. Du und ich, wir könnten alles verlieren, was wir lieben. Aber siehst du es nicht ein, Harper? Das ist gleichzeitig die einzige Möglichkeit, wie wir die Dinge, die wir lieben, wirklich bekommen können.«
    »Das sind keine Dinge, Erin. Es sind Menschen.«
    Sie sagt nichts.
    »Du läßt dich auf keinen Fall umstimmen?«
    Sie schüttelt den Kopf und dreht sich wieder um. Ihre Augen sind groß und ernst. »Es ist die richtige Entscheidung, Harper.«
    Ich zische kurz und verächtlich.
    »Erinnerst du dich an Chicago?« fragt sie.
    »Dir zufolge schon.«
    Zwei rote Flecken erscheinen auf ihren Wangen. »Ja, ich weiß. Erinnerst du dich an diese seltsame Sache, die da passiert ist? Was du bei mir bewirkt hast, das noch niemand vorher geschafft hat?«
    Sie tritt bis auf einen halben Meter an mich heran und legt eine sonnengebräunte Hand auf ihren flachen Bauch. »Du meinst, daß du ohnmächtig wurdest?«
    Sie nickt. »Weißt du noch, daß wir darüber gesprochen haben? Daß es wie ein kleiner Tod war? Eine kurzzeitige Verbindung mit dem, was hinter dem Leben ist?«
    »Ja.«
    »Wir haben es genau verkehrt herum gesehen. Das war gar nicht der Tod. Das war das Leben . Die reinste Destillation davon, die Liebe, die wir füreinander empfunden haben. Ich weiß jetzt, was der kleine Tod ist. Das ist das Leben, das wir geführt haben. Wir haben unser Geheimnis verborgen, so getan, als sei alles in Ordnung, müssen Tag für Tag eine weitere Lüge auf all die andern stapeln, um zu verhindern, daß das Kartenhaus über uns zusammenbricht. Das ist der Tod. Jeden Tag ein klein bißchen sterben. Empfindest du das nicht auch so?«
    Mir will einfach nicht in den Kopf, daß da Erin spricht. In ihrer Stimme liegt absolute Gewißheit, in ihren Augen, in der Verhärtung um ihren perfekten Mund und dem vorgeschobenen Kinn.
    »Es gibt wohl nichts mehr zu sagen«, seufze ich resigniert.
    Sie tritt zurück und glättet ihr Sommerkleid. »Doch, eins noch. So verrückt es sich anhört, ich bin froh, daß du Hollys Vater bist. Du bist ein guter Mensch, Harper. Aber das ist Patrick auch, und er ist mein Ehemann. Er ist jetzt Hollys Vater. Und er dreht durch. Ich habe ihm gegenüber die Pflicht, das Richtige zu tun.«
    »Indem du mich zwingst, meine Frau zu vernichten?«
    »Drewe ist stärker, als du glaubst. Sie ist stärker als wir beide.«
    »Hoffentlich hast du recht.«
    Mit charakteristischer Kühnheit kommt Erin zu mir, hebt eine Hand und legt sie auf meine linke Wange. Ihre Finger verweilen einen Augenblick lang dort, kühl und trocken in der Hitze des Hauses. Sie übertragen die Sinnlichkeit, die sie schon immer verkörpert hat, und noch etwas mehr.
    »Wir werden uns wahrscheinlich ziemlich lange nicht mehr sehen«, sagt sie. Sie sieht mich mit großen Augen fest an.
    »Erin ...«
    Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und bringt mich mit einem sanften Kuß auf die Lippen zum Schweigen. Dann dreht sie sich um und geht aus dem Zimmer. Dort, wo sie mich berührt hat, brennt mein Gesicht. Als ich das Haus verlasse, wird mir mit demütigender Traurigkeit klar, daß dieses erwachsene Mädchen, das einst lediglich dafür bekannt war, den bestaussehenden Arsch im Staate Mississippi zu haben, nun viel mehr als das hat. Sie ist jetzt eine Frau, und sie hat mehr Mut als ich.
     
    Die Rückfahrt nach Rain dauert anderthalb mal so lang wie die Fahrt nach Jackson. Ich spiele keine Musik ab; ich schalte nicht mal die Klimaanlage ein. Ich fahre einfach mit heruntergekurbelten Fenstern und lasse den heißen Wind zerren wie die Finger eines Grabräubers.
    Ich hätte nie gedacht, daß es tatsächlich einmal dazu kommen wird. So unglaublich es einem vorkommen mag, ich hatte mir tatsächlich eingeredet, daß die Parzen während der Nächte, da ich mich mit Erin im Bett gewälzt hatte, Urlaub gemacht hatten oder daß sie zumindest jemand anders beobachtet hatten. Vielleicht hatte meine Eitelkeit mich überzeugt, daß die guten Dinge, die ich im Leben getan hatte, irgendwie ein Guthaben aufgebaut hatten, von dem die Rechnungen des Schicksals abgezogen werden konnten, ohne daß ich etwas aus eigener Tasche hinzuzahlen mußte.Aber ich habe mich geirrt. Der Fälligkeitstag ist da, und die Bank will keine Rate, sondern den Gesamtbetrag auf einen Schlag eintreiben.
    Einen Augenblick lang frage

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