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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Ehre. Daran, treu zu bleiben. Zu versuchen, das Richtige zu tun. Und die Konsequenzen zu tragen, wenn man es nicht tut.«
    »Wenn du daran glaubst, glaubst du an die Sünde.«
    »Erin ...«
    »Und daran, daß wir verpflichtet sind, die Dinge in Ordnung zu bringen. Nicht wahr?«
    »Nicht so, wie du es jetzt meinst. Du sprichst nur von noch mehr Schmerz.« Zu nervös, um länger sitzen zu bleiben, stehe ich auf und schüttle das Kribbeln aus Armen und Beinen. »Weißt du, woran ich wirklich glaube? Gottverdammt, das ist mir gerade erst klar geworden. Ich glaube an Drewe. An ihren Optimismus, ihr Vertrauen. Ihre Hoffnung auf ein glückliches Ende, darauf, daß Glück tatsächlich möglich ist. Ich weiß, daß da draußen nur ein Abgrund ist, aber sie weiß es nicht . Oder sie hat sich eingeredet, daß sie es nicht weiß. Wie dem auch sei, es spielt keine Rolle. Ich will auf folgendes hinaus ... falls Glück möglich ist, wird es von Menschen wir ihr möglich gemacht. Von Menschen, die die Kraft haben, sich ihre Illusionen zu bewahren, obwohl alles für das Gegenteil spricht. Obwohl sie vor dem Nichts stehen.«
    Erin beobachtet mich lange schweigend. »Ich verstehe, was du meinst«, sagt sie dann. »Manche Illusionen sind notwendig. Aber die Wirklichkeit, die in meinen Schlafzimmer auf der Piglet-Decke schläft, kann nicht ignoriert oder unterdrückt werden oder so. Holly mag ein Symbol der Schwäche sein, etwas, vor dem wir Drewe abschirmen müssen, aber sie ist auch Wirklichkeit. Und damit sie das Leben führen kann, das sie verdient hat, braucht sie beide Eltern. Und damit meine ich nicht dich. Es tut mir leid, aber so ist es nun mal.«
    »Was willst du also tun?«
    »Ich will es nicht, ich werde es tun. Ich werde Patrick sagen, wie Holly gezeugt wurde. Heute abend.«
    Gott im Himmel.
    »Und du wirst es Drewe sagen.«
    Ich bin wie betäubt. Ich versuche mir einzureden, daß das gar nicht geschieht, doch die Tatsache, daß mein Gehirn versucht, mein peripheres Nervensystem auszuschalten, bestätigt es. Blut strömt aus meinen Extremitäten in die inneren Organe, als würde ich von einem Mann mit einer Machete verfolgt.
    »Harper?«
    Während ich Erins lädiertes Engelsgesicht anstarre – ihre Augen brennen vor unangemessener Gewißheit –, kristallisieren sich mehrere Gedanken mit Lichtgeschwindigkeit heraus. Sie meint es ernst. Sie will es Patrick sagen. Sie will mich zwingen, es Drewe zu gestehen. Worte werden sie nicht aufhalten.
    Aber eins könnte sie aufhalten.
    Sie spricht wieder, aber ich höre nur das Blut in meinen Ohren. Ein Donnern dröhnt wie eine göttliche Stimme: Sie hat dich in diese Lage gebracht ... sie stand vor deiner Tür und ist nackt in deine Dusche getreten. Sie hätte dir sagen können, daß sie schwanger ist, bevor du Drewe geheiratet hast. Sie hätte DAS ALLES verhindern können. Ich fühle Schweiß auf meinen Handflächen, eine elektrisierende Spannung in meinen Armmuskeln. Ich werde gezwungen, die Entscheidung zu treffen, welche Frau mir wichtiger ist, und habe mich entschieden. Mit traumähnlicher Langsamkeit trete ich zwei Schritte auf Erin zu, dann noch einen. Ihre Augen weiten sich vor Verwunderung, während sie spricht. Ich bin fast fünfzig Kilo schwerer als sie ...
    »... aber Holly wäre nicht mehr die gleiche, oder?«
    Ich komme mir vor, als hätte mir jemand gerade eine Ohrfeige gegeben.
    »Hörst du mir überhaupt zu, Harper?«
    Ich nicke träge, schaue zu meinen geballten Fäusten hinab.Hollys Name hat mich aus meiner Trance gerissen. Nicht die Tatsache, daß Drewe weiß, daß ich hier bin, oder daß man mich mit größter Wahrscheinlichkeit erwischen würde, sollte ich Erin etwas antun. Hollys Name. Zu diesem irrwitzigen emotionalen Gleichgewicht gehören nicht zwei, sondern drei Frauen.
    »Ich höre dir zu«, murmele ich, mir schwach bewußt, daß ich gerade vor einer Dummheit bewahrt worden bin, von woraus es kein Zurück gegeben hätte.
    »Hast du heute was genommen?« fragt Erin und betrachtet argwöhnisch meine Augen. »Stehst du unter Drogen oder so?«
    Ich lache hohl. »Verdammt, nein. Du bist die Drogensüchtige.«
    »Das nehme ich dir übel.«
    »Entschuldigung.«
    »Wirst du es ihr sagen oder nicht?«
    »Erin ...«
    »Denn wenn du es nicht tust, werde ich es tun müssen.«
    »Ich werde es ihr sagen, gottverdammt noch mal!«
    Sie ist von meinem Gebrüll genausowenig schockiert wie ein Gettokid von einem Pistolenschuß. »Ich hoffe nur«, füge ich mit verkniffener

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