@ E.R.O.S.
lang in einem Bett in Chicago landeten und irgendwie das wunderschöne Kind hervorbrachten, das nun ahnungslos im Auge eines aufziehenden Gefühlshurrikans steht?
Eins ist gewiß: Alles, was wir miteinander geteilt haben, ist endgültig verschwunden. Als Erin sich vor ein paar Tagen auf mein Bett setzte und zu weinen anfing, stellte sich bei mir eine Reaktion ein, fühlte ich mich von ihr angezogen. Trotz ihrer Verzweiflung spürte ich Begierde, die Möglichkeit einer Erfüllung, wie verrückt sie auch gewesen sein mochte. Doch heute ist da gar nichts mehr. Hätte man diesen Raum irgendwie mit einer Landschaft ihrer Gefühle überlagern können, säßen wir nun in einer verbrannten grauen Wüste, in der es keine Vegetation mehr gibt und bald auch kein Wasser mehr geben wird. »Es ist wohl ganz gut, daß du hier bist«, sagt sie schließlich. »Das macht alles einfacher.«
»Inwiefern?«
»Patrick und ich haben ein paar Diskussionen gehabt.«
»Handgreifliche.«
»Das ist völlig irrelevant und allein meine Schuld.«
»Das bezweifle ich.«
»Laß es lieber.«
»Ist während dieser ... Diskussionen mein Name gefallen?«
Ein schwaches Lächeln legt sich auf ihre Lippen. »Mein Gott, du bist so berechenbar. Deine Sorgen gelten lediglich dir. Oder vielleicht befürchtest du, daß Drewes kostbare Illusionen zerstört werden. Richtig? Darüber machen sich doch alle Sorgen. Nur darüber.«
»Ich mache mir auch um dich Sorgen. Und um Holly.«
»Verschone mich damit, ja? Du bist hier, weil Drewe dir gesagt hat, du solltest zu mir fahren, und weil du da nicht rauskommen konntest, ohne ihr die Wahrheit über uns zu sagen. Stimmt’s?«
Sie wartet nicht auf meine Bestätigung. »Aber du mußt dir darüber nicht mehr den Kopf zerbrechen. Deine schlimmste Befürchtung trifft genau ins Schwarze. Die Probleme zwischen Patrick und mir drehen sich lediglich um Hollys Vater, um nichts anderes.«
Ich weiß nicht genau, was mit meinem Gesicht geschieht, aber es muß trotzdem auf irgendeine schreckliche Weise komisch sein, denn Erin lacht mich aus. »Setz dich lieber«, rät sie mir.
Ich gehe vorsichtig rückwärts zu einem Sofa und lasse mich darauf fallen.
»Alles wird herauskommen«, sagt sie mit sachlichem Tonfall.
Ich betrachte durch den dunklen Raum ihr Gesicht, eine Studie in Selbstbeherrschung. »Warum?«
»Weil es nicht anders geht. Es war dumm von uns zu glauben, es würde nicht rauskommen.« Sie legt ihre langen Finger gegeneinander und studiert mich über sie hinweg. »Du hast entsetzliche Angst davor, daß Drewe die Wahrheit nicht ertragen kann, nicht wahr?«
»Glaubst du denn, daß sie sie ertragen kann?«
Erin spricht plötzlich mit Drewes Stimme, zitiert einen Satz, von dem ich sicher bin, daß Drewe ihn nie gesagt hat. »›Erin hat auf der Schule jeden gutaussehenden Jungen gevögelt, aber der liebe, süße Harper war darüber erhaben‹. Das glaubt sie doch, nicht wahr?«
»Sie weiß, daß ich nicht darüber erhaben bin.«
»Ach, du hast ein paar Cheerleader gebumst. Aber das ist nicht dasselbe, oder? Schließlich hat Prinzessin Drewe sich deshalb nicht zurückgewiesen gefühlt. Aber daß du zu mir gekommen bist, das ist etwas anderes.«
»Ich bin nicht zu dir gekommen, Erin. Du bist zu mir gekommen. Und es war zehn Jahre nach der High School.«
»Das macht es in ihren Augen doch nur schlimmer , du Blödmann. Du warst damals kein kleiner, geiler Siebzehnjähriger mehr. Du warst mit ihr verlobt. Du hättest es besser wissen und ihr treu bleiben sollen.«
»Ich glaube, Drewe kennt uns vielleicht besser, als wir ahnen. Ich bezweifle, daß die Anziehungskraft zwischen uns so geheim war, wie wir immer glaubten. Vielleicht weiß sie, daß wir nicht darüber erhaben sind, hofft aber, daß wir es nicht tun.«
»Aber wir haben es getan, nicht wahr?«
Ich sage nichts.
Sie schüttelt den Kopf. »Du denkst noch immer daran, oder?«
»Woran? An Chicago?«
»Ich kenne dich, Harper. Du sagst dir, du würdest deine Seele verkaufen, wenn es nie geschehen wäre. Du liegst des Nachts schwitzend wach, versprichst der Dunkelheit, könntest du es nur irgendwie ungeschehen machen, würdest du so etwas nie wieder tun. Und fünf Minuten später stehst du im Bad und holst dir einen runter, denkst daran, wie es sich anfühlte, in mir zu sein. Wie es sich anfühlte, als das Supermodel Erin deinen kostbaren Pimmel lutschte.«
»Erin ...«
Ich gaffe sie an, als sie mit einer heftigen Bewegung das fliederfarbene
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