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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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ihre Schwester anrufen und sich nach mir erkundigen? Wird Erin glauben, ich sei unter der Anspannung zusammengebrochen und einfach abgehauen? Wird sie es wirklich auf sich nehmen, Drewe die Wahrheit zu sagen?
    »Darf ich Sie bitte etwas fragen?« sage ich zum zehntenmal zu Mayeux.
    »Scheint so«, sagt Detective Overstreet so langgezogen und breit, daß man die Ironie wirklich nicht überhören kann, »als hätte er allmählich die richtige Einstellung, Mike.«
    »Was haben Sie auf dem Herzen?« fragt Mayeux, noch immer nach vorn schauend.
    »Wenn Sie mir nicht sagen, worum es geht, kann ich Ihnen auch nicht helfen.«
    »Habe dir doch gesagt, daß er clever ist«, sagt Mayeux.
    Overstreet kichert.
    »Auf diese Weise ist er so reich geworden«, fährt Mayeux fort. »Bei diesem Typ ist alles eine geschäftliche Transaktion.«
    Ich sage nichts mehr, und das daraus entstehende Vakuum bleibt ein paar Minuten lang bestehen.
    »Ich habe ein paar Nachrichten auf Ihren Anrufbeantworter gesprochen«, sagt Mayeux schließlich. »Sie haben nicht zurückgerufen.«
    »Ich weiß. Es tut mir leid. Hören Sie, zu diesem Zeitpunkt war wirklich die Hölle los. Außerdem klangen Ihre Nachrichten gar nicht so dringlich.«
    »Sie klangen für ihn nicht dringend genug«, sagt Mayeux, wobei er seinen Cajun-Akzent übertreibt.
    »Dringend« , wiederholt Overstreet wie ein zurückgebliebener Ed McMahon.
    Mayeux lacht. »Aber jetzt kommt es Ihnen dringlich vor?«
    Ich atme tief ein und versuche, meine Stimme ruhig zu halten. »Ich sage Ihnen alles, was Sie wissen wollen. Das alles ist überflüssig.«
    »Ach ja? Na schön, versuchen wir es mal. Wo ist Miles Turner?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Siehst du?« Mayeux dreht sich zu Overstreet um. »Ich hatte es im Gefühl, daß es so kommen würde.«
    »Mein Gott, Detective, ich habe es im Augenblick wirklich nicht leicht. Ich muß mich um etwas Wichtiges kümmern.«
    »Ein schlechter Zeitpunkt«, sagt Overstreet. »Wir hätten seine Sekretärin anrufen sollen!«
    »Ich habe keine verdammte Sekretärin!«
    Die Stille, die auf diesen Ausbruch folgt, ist bedrohlicher als alle Worte. Overstreet mag es eindeutig nicht, wenn die von ihm verhafteten Personen fluchen. Während der Ford aufder zweispurigen Asphaltstraße in östliche Richtung donnert, lehne ich mich zurück und lasse den Blick über die endlosen Felder schweifen. Hier und dort rollen rote oder grüne Erntemaschinen wie große Metallkäfer durch das weiße Meer. Die stahlgrauen Wolken, die ich am heutigen Morgen gesehen habe, haben sich nicht – wie alle anderen in diesem trockenen Sommer – aufgelöst. Sie haben sich gemächlich zusammengeballt wie eine geisterhafte Konföderiertenarmee, die sich aus den verstreuten Überresten von tausend Scharmützeln zusammenzieht, eine sich zäh bewegende graue Masse, die langsam aus unbekannten Regionen Verstärkung erhält.
    »Versuchen wir es noch mal«, schlägt Mayeux vor. »Wo ist Miles Turner?«
    »Ich kann Ihnen nicht sagen, was ich nicht weiß.«
    »Sie werden in Ihrer Zelle genug Zeit haben, es sich wieder in Erinnerung zu rufen.«
    »Das ist verrückt, Detective.«
    Er nickt zur Windschutzscheibe. »Das denke ich mittlerweile seit einigen Tagen.«
    Ein anderes Bild von Erin blitzt vor meinem geistigen Auge auf. Sie steht Drewe in einem hell erleuchteten Raum gegenüber, beide Frauen schreien sich an, beide sind in Tränen aufgelöst. Zum Teufel mit Mayeux und seinen Psychospielchen. Es ist an der Zeit, auf die Notbremse zu treten. »Detective Overstreet?«
    Der Cop aus Mississippi grunzt hinter dem Lenkrad. »Ja?«
    »Mir steht doch ein Anruf zu, oder?«
    »Irgendwann.«
    »Na schön, aber um Ihretwegen besser früher als später. Denn ich bezweifle, daß es der Person, die ich anrufen werde, gefallen wird, daß ein Cop aus Louisiana hierher kommt und den Schwiegersohn eines seiner sehr engen Freunde verhaftet.«
    Ganz langsam, wie ein Hund, der sich nach der Quelle eines mäßig interessanten Geräuschs umsieht, verlagert Overstreet auf dem Sitz sein Gewicht. Seine Unterarme scheinenso dick wie meine Schenkel zu sein. »Und wen wollen Sie anrufen, mein Sohn?«
    Ich versuche, nicht an ihm vorbei zu schauen, ob wir vielleicht von der Straße abkommen. »Den Gouverneur des Staates Mississippi. Sobald Sie mich an ein Telefon lassen.«
    Sein Gesicht verändert sich nicht. Er hat solche Drohungen schon tausendmal gehört.
    »Er verarscht dich«, sagt Mayeux.
    »Nimm du mal das Lenkrad«,

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