@ E.R.O.S.
wird.«
»Und die Ermordeten haben das nicht getan«, sagt Mayeux.
»Genau. Und besonders zwei Frauen – das dritte und vierte Opfer – waren online sehr aktiv. Und dann, päng , waren sie eines Tages weg. Aber das Geld wurde weiterhin eingezogen. Das paßte nicht ins Muster. Ich will nicht sagen, daß so etwas noch nie zuvor passiert ist, keineswegs. Deshalb habe ich auch nicht sofort die Polizei angerufen. Doch je länger die Zahlungen eingingen, ohne daß die Frauen sich online zeigten, desto unbehaglicher wurde mir zumute. Ich sah mir das Buchhaltungsprogramm an, um herauszufinden, wie viele Abonnentinnen weiterhin regelmäßig anonym abbuchen ließen, sich aber nicht mehr ins System einloggten. Es waren etwa fünfzig, so viele, daß ich schon dachte, ich sei paranoid; und genug, daß die Firma zu dem Schluß kam, der Sache weiter keine Bedeutung beimessen zu müssen. Aber dann fiel mir ein, daß die Opfer drei und vier häufig mit diesem Strobekker gesprochen hatten. Also hielt ich ihn im Auge. Dann druckte ich seine Gespräche aus. Und ich erkundigte mich in der privaten E-mail nach ihm. So kam ich an die Namen des ersten und zweiten Opfers. Und während ich Erkundigungen über ihn einzog, brachte er die Opfer fünf und sechs um. Während dieser Zeit hat er auch mit mindestens zwanzig anderen Frauen gesprochen.«
»Versucht die Firma nicht, Kontakt mit Kunden aufzunehmen, wenn ihr Konto nicht mehr gedeckt ist?« fragt Mayeux. »Für den Fall, daß es sich nur um ein Versehen handelt?«
»Nein. Beide Partner haben vereinbart, daß die Firma davon ausgeht, der Kunde verlange ihre Dienste nicht mehr, wenn ein anonymes Konto auch nur ein einziges Mal nicht gedeckt ist, und der Zugriff wird dann sofort beendet.«
»Das kapier’ ich nicht«, sagt Mayeux’ Partner. »Keine Firmawürde doch auf so viel Schotter verzichten, ohne sich zu vergewissern, daß der Kunde wirklich aussteigen will.«
Wie kann ich es ihnen erklären? »Jan Krislov ist die Alleinbesitzerin von EROS. Und ob Sie es glauben oder nicht, es geht ihr dabei nicht ums Geld.«
»O ja, ich glaub’s«, murmelt Baxter.
»Warum verlangt sie dann so verdammt viel für den Service?« fragt Mayeux’ Partner hartnäckig.
Ein schwaches Lächeln legt sich auf Arthur Lenz’ Patriziergesicht. Das allein bewirkt, daß sich alle Blicke auf ihn richten. »Die hohe Gebühr fungiert als erstes grobes Auswahlraster«, sagt er leise. »Nicht wahr, Mr. Cole?«
»Was für ein Auswahlraster?« fragt Mayeux’ Partner.
Lenz antwortet für mich. »Indem Miss Krislov eine exorbitante Gebühr verlangt, sorgt sie dafür, daß ihre Online-Umgebung nur jenen zugänglich ist, die im Leben eine gewisse gesellschaftliche Stellung erreicht haben.«
»Ein fehlerhaftes System«, sagt Mayeux. »Es setzt voraus, daß reiche Leute keine Arschlöcher sind.«
»Ich habe ja gesagt, daß es ziemlich grob ist«, gesteht Lenz zu. »Aber ich kann mir vorstellen, daß es recht gut funktioniert.«
»Es funktioniert perfekt«, sage ich, unfähig, meine Bewunderung zu verbergen. »Weil es für die Mitglieder noch andere Einschränkungen gibt.«
In Lenz’ Augen flackert Neugier auf. »Zum Beispiel?«
»EROS steht jeder Frau offen, die die Gebühr bezahlen kann, aber jeder Mann, der beitreten will, muß eine Textprobe zur Einschätzung vorlegen.«
»Wer begutachtet die Probe?«
»Jan Krislov.«
»Nach welchen Kriterien?«
Ich kann der Versuchung nicht widerstehen und zeige auf Mayeux’ Partner. »Er würde sich nicht qualifizieren.«
Mayeux legt einen Arm über die Brust seines Partners. »Wie viele Leute gehören dieser Sache an?« fragt er.
»Fünftausend. Die eine Hälfte Männer, die andere Frauen. Das numerische Verhältnis wird strikt beibehalten.«
»Schwule erlaubt?« fragt Lenz.
»Sogar gern gesehen. Und in diesem Verhältnis enthalten.«
Mayeux schüttelt den Kopf. »Sie wollen uns sagen, daß diese Krislov persönlich zweieinhalbtausend Textproben von Männern begutachtet hat, die über Sex schreiben?«
»Zweieinhalbtausend Proben persönlich gebilligt . Begutachtet hat sie wesentlich mehr. Wir haben zur Zeit eine Warteliste von zweitausendachthundert Männern.«
»Dann sitzt Jan Krislov bis spät in die Nacht am Schreibtisch und liest ihre privaten Penthouse -Leserbriefe«, sagt Baxter mit hämischer Stimme. »Ich kenne ein paar Senatoren, für die das ein gefundenes Fressen wäre.«
»Ist wahrscheinlich besser, als sich Jay Leno anzusehen«, läßt der
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