@ E.R.O.S.
örtliche FBI-Agent sich vernehmen. »Für eine Frau, meine ich«, fügt er schnell hinzu.
Dr. Lenz beugt sich auf seinem Stuhl vor. »Ich bezweifle, daß diese Textproben so ordinär sind, wie Sie annehmen. Nicht wahr, Mr. Cole?«
»Nein. Wir haben ein paar sehr begabte Leute bei EROS.«
Mayeux’ Partner schnaubt.
»Zum Beispiel Karin Wheat«, sagt Lenz.
»Noch etwas«, füge ich hinzu, »nicht alle Männer bei EROS sind wohlhabend. »Einige haben Textproben abgeliefert, die Miss Krislov so beeindruckt haben, daß sie ihnen kostenlosen Zugriff verschafft hat. Eine Art Stipendium-Programm. Sie meint, das verbessert die allgemeinen Erfahrungen der Frauen.«
Die Sekretärin nickt. Ich deute die Geste als: Weiter so, Mädchen.
»Ich wäre sehr daran interessiert, einige dieser Online-Gespräche kennenzulernen«, sagt Lenz. »Haben Sie zufällig welche dabei?«
»Ja.«
»Ist Ihnen irgend etwas aufgefallen«, fügt Baxter hinzu, »das diese Frauen gemeinsam hatten?«
Ich halte einen Augenblick lang inne. »Die meisten von ihnen haben viel Zeit auf Ebene zwei verbracht – meiner Ebene. Ihre Phantasien waren ziemlich konventionell, womit ich meine, daß es eher um Romantik als um Sex ging. Sie konnten schon mal recht ungewöhnlich sein, aber es waren keine abartigen Sachen dabei, keine Folter oder abstoßende Körpersubstanzen. Aber, um die Wahrheit zu sagen, weiß ich überhaupt nichts darüber, wie die Frauen im wirklichen Leben waren. Nur in ihren Phantasien ...«
»Ihre Phantasien könnten das Wichtigste an ihnen sein«, sagt Lenz. »Eventuell«, stimme ich zu, »aber den Eindruck habe ich nicht. Ich weiß nicht genau, warum. Was hatten sie im wirklichen Leben gemeinsam?«
»Das geht Sie verdammt noch mal nichts an«, schnappt Mayeux’ Partner.
»Ich verstehe. Na ja, ich sehe das wohl auch so.«
Dr. Lenz beugt sich zu Baxter vor. »Alle Opfer außer Karin Wheat, die siebenundvierzig war, waren noch keine sechsundzwanzig Jahre alt«, sagt er. »Alle hatten eine Collegeausbildung, alle außer einer waren weiß, und die war Inderin.«
»Indianerin, meinen Sie?« fragt Chief Tobin.
»Eine Inderin«, sagt Mayeux’ Partner und schlägt eine Akte auf den Tisch. »Mit so einem Punkt auf der verdammten Stirn.«
»Ich erinnere mich an keinen indischen Namen«, sage ich fast zu mir selbst.
»Pinky Millstein«, sagt Baxter. »Mädchenname Jathar. Verheiratet mit einem Strafverteidiger, der ziemlich oft auf Reisen war. Man hat auch an einem der anderen Tatorte ein Haar eines Inders oder einer Inderin gefunden. Sagt Ihnen das irgend etwas?«
»Na ja ... einer von Strobekkers Decknamen ist Shiva. Das ist doch indisch, oder?«
»Ja, allerdings«, sagt Dr. Lenz leise. »Shiva der Zerstörer. Wie lauten seine anderen Pseudonyme?«
»Prometheus. Hermes.«
Der Psychiater zeigt keinerlei Regung. »Was ist mit den Opfern? Fällt Ihnen irgend etwas ein, das ihre Online-Namen miteinander verbindet?«
»Nicht, daß ich wüßte.«
»Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen?«
»Strobekker selbst. Ganz gleich, was für ein Pseudonym er benutzt, sein Stil ist unverkennbar.«
»Inwiefern?«
»Er ist zum einen sehr gebildet; und auch sehr gefühlsbetont. In einem Augenblick schreibt er aus dem Stegreif Gedichte, im nächsten verblüfft er mit ein paar äußerst scharfen Einsichten in die Psyche einer Frau, fast so, als könne er jede Frage beantworten, die sie im Sinn hat, bevor sie sie stellt. Aber am seltsamsten ist: Er muß so gut maschineschreiben können wie kaum ein anderer auf der Welt. Er ist blitzschnell, und ihm unterläuft nie ein Fehler.«
»Nie?« fragt Lenz und beugt sich vor.
»Nicht während der ersten fünfundachtzig Prozent des Kontakts.«
»Was meinen Sie damit?«
»Beim sechsten Opfer, und bei Karin Wheat, bemerkte ich ein paar Tage, bevor die Frauen offline gingen, daß Strobekker anfing, Tippfehler zu machen – wie jeder andere es auch tut. Als ich mir die Sache noch mal ansah und die Ausdrucke der Gespräche zwischen dem Mörder und den Opfern ansah, stellte ich fest, daß er bei jeder Beziehung so um die Fünfundachtzig-Prozent-Marke herum anfing, Tippfehler zu produzieren. Natürlich wußte ich da noch nicht, daß jemand umgebracht worden war.«
»Sie hören sich an, als hätten Sie diese Sache bis zur Wissenschaft destilliert«, sagt Baxter.
»Ich arbeite mit Zahlen.«
»Indem Sie dieses Sex-Ding betreiben?« fragt Mayeux.
Ich kichere verbittert. »Nein, EROS habe ich nur zum Spaß
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