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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Frau zu sprechen. Vielleicht ist sie doch noch zu dem Schluß gekommen, daß es ein Fehler wäre, die Wahrheit zu sagen. Ist sie mir hinterhergefahren, um mich aufzuhalten? Unwahrscheinlich. Sie war eisern entschlossen, die Lüge endlich vom Tisch zu schaffen. Warum ist sie also hierher gekommen?
    Dann wird es mir klar. Sie muß zum Schluß gekommen sein, es sei ihre und nicht meine Aufgabe, Drewe die Wahrheit zu sagen. Drewe und ich sind jetzt verheiratet; zum Zeitpunkt der Affäre waren wir es nicht. Aber Drewe und Erin waren Schwestern. Und dieser Logik zufolge hat Erin den größeren Betrug begangen. Von allen Alternativen ist das die edelste, und Edelmut war Erins vorherrschender Geisteszustand, als ich sie zum letztenmal sah. Lebend, meine ich.
    Während ich leise im Dunkeln schaukle, muß ich an die reine Panik denken, die mich durchfuhr, als ich dachte, Holly sei verschwunden. Wäre sie wirklich vermißt worden, wäre ich derjenige gewesen, dem man ein Beruhigungsmittel hätte verabreichen müssen. In diesem Land werden jeden Tag Kinder ihren Eltern gestohlen, von Unmenschen, die nicht minder brutal als Brahma sind. Ich habe in Chicago zwei solcheEltern kennengelernt. Und obwohl Erin nun für mich verloren ist, für uns alle, danke ich Gott oder dem Schicksal oder wem auch immer, daß ich jetzt nicht auf der Suche nach meiner Tochter über die Felder jage, daß sich Holly in Sicherheit und den liebevollen Armen ihrer Großmutter befindet.
    Ist sie in Sicherheit? flüstert eine Stimme in meinem Kopf. Weißt du das genau?
    Das Knarren des Schaukelstuhls hört auf. Ich erhebe mich schnell, gehe in die Küche und schlage die Nummer des Sheriffs vom Yazoo County nach, die ich mir dann einpräge.
    »Sheriff Buckner, bitte«, sage ich zu der Telefonistin. »Hier spricht Harper Cole aus Rain. Es geht um den Doppelmord.«
    Nach etwa einer Minute ist Buckner am Apparat. »Was gibt’s, Cole?«
    »Ich habe gerade mit Dr. Anderson gesprochen.«
    »Ich auch. Ich habe gerade aufgelegt.«
    »Sie sollten ein paar Leute zu seinem Haus schicken und es bewachen, bis er zurückkommt. Vielleicht sogar bis morgen früh.«
    Buckner spuckt aus, wahrscheinlich in einen Napf, und läßt sich mit der Antwort Zeit. »Der Doc hat mir gesagt, daß sich ein Freund von ihm um alles kümmert.«
    »Sie verstehen mich falsch, Sheriff. Erins dreijährige Tochter ist dort. Sie könnte in Gefahr sein. Besonders, wenn Bobs Freund die Telefonleitung kappt. Haben Sie verstanden, was ich gesagt habe?«
    Ich kann mir bildhaft vorstellen, wie Buckner sich in seinem Sessel aufrichtet. »Wollen Sie damit sagen, daß dieser Serienmörder es vielleicht auf Bob Andersons Enkelkind abgesehen hat?«
    »Ich sage nur, daß niemand weiß, wozu er imstande ist.«
    »Gottverdammt! Sie haben hier aber einen mächtigen Wirbel verursacht!«
    »Schicken Sie die Leute rüber?«
    »Und ob, verdammt noch mal! Ich spiele mit dem Gedanken,das Haus von einem Einsatzkommando abriegeln zu lassen.«
    »Tun Sie das bloß nicht! Wenn Mrs. Anderson Cops sieht, weiß sie, daß irgend etwas nicht stimmt. Sie wird versuchen, ihre Nachbarn anzurufen. Können Sie Ihre Leute außer Sicht halten?«
    »Sie müssen mir nicht sagen, wie ich meine Arbeit zu tun habe, mein Junge. Ich kümmere mich darum. Übrigens hat der Doc bereits ein Flugzeug erwischt. Er sprach auf dem Weg zum Flughafen von Memphis über ein Autotelefon mit mir.«
    Ich rechne schnell nach. »Wann wird er hier sein? In anderthalb Stunden?«
    »Eher in einer halben. Bob Anderson trödelt nicht herum. Er hat das hohe Tier um Hilfe gebeten, mit dem er sich da oben getroffen hat, und bekam eine Maschine von King Air. Einer meiner Deputies wartet am Flughafen auf ihn.«
    Gott im Himmel. Ich sehe mich benommen in der leeren Küche um.
    »Sind Sie noch dran, Cole?«
    »Ja.«
    »Ich muß los. Muß die Fahndung organisieren.«
    Nachdem ich aufgelegt habe, schaue ich wieder zu Drewe hinüber. Sie schläft noch. Aber für wie lange? Bei Vistaril könnte sie noch acht Stunden schlafen oder jede Minute aufwachen. Was werde ich tun, wenn sie zu sich kommt? Was kann ich ihr sagen? Früher oder später wird sie die unbequemen Fragen stellen. Sollen wir überhaupt hier in diesem Haus bleiben? Nein. Drewe wird zu ihren Eltern wollen. Aber sie wird trotzdem hier aufwachen. Auch Bob könnte hier auftauchen. Ich sollte wohl damit rechnen. Er wird sich zuerst um seine Frau kümmern, aber dann wird er Erins Leiche sehen wollen, wo auch immer

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