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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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langsam vor ihrem schwarzen Hintergrund dreht. Dann springt auf dem Bildschirm ein Fenster auf, in dessen oberer linker Ecke Statuszahlen aufblitzen, die der Verbindung vorausgehen. Ich ziehe die Handschuhe aus, die mir schon Krämpfe in den Händen verursacht haben, und warte darauf, daß Jan Krislovs Gesicht erscheint. Statt dessen taucht wie eine menschliche Version der Cheshire-Katze Miles’ grinsendes Gesicht aus dem schwarzen Nichts auf.
    »Bist du da, Harper?«
    Ich setze mich, schaue in die münzgroße Kameralinse, die über meinem Bildschirm montiert ist, und setze den Kopfhörer auf.
    »Nein.«
    »Das Trojanische Pferd hat funktioniert!«
    »Miles ...«
    »Du wirst nicht glauben, was für ein Zeug hier vor mir liegt!«
    »Miles.«
    »Was ist los? Du klingst, als wäre dein Hund gerade von einem Lastwagen überfahren worden. Willst du mir nicht gratulieren?«
    »Erin ist tot.«
    Sein Lächeln verschwindet nicht sofort. Statt dessen scheint es sich abzuschälen wie alte Farbe in einem starken Wind. Er ist zu intelligent, um um eine sinnlose Bestätigung zu bitten oder Unglauben auszudrücken. Ich weiß, das hinter seinen benommenen Augen sein Gehirn bereits alle möglichenAbfolgen von Ereignissen durchspielt, die zu dem Ergebnis geführt haben könnten, daß ich so geradeheraus bekannt gegeben habe.
    »Sag mir, daß es ein Autounfall war.«
    »Nein.«
    »Selbstmord.«
    »Brahma hat sie erwischt, Miles.«
    Er berührt mit einer Hand seine Stirn. »Wo?«
    »Genau hier. In meinem Büro.«
    Mit einer fast kindlichen Parodie von Trauer legt er beide Hände vor die Augen. Dann senkt er eine und führt sie langsam zur Kamera, wie die bittende Hand eines Ketzers, der auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden soll.
    »Harper ...«
    »Wie konnte er wissen, daß er uns hier findet, Miles?«
    Die Millisekunde, die er den Blick senkt, verrät mir, daß die Antwort mir gar nicht gefallen wird. »Wie?« wiederhole ich.
    »O mein Gott.«
    »Miles!«
    »Es ist meine Schuld.«
    »Es ist unsere Schuld, okay?«
    »Nein, es ist meine verdammte Schuld!«
    Der Schmerz auf seinem Gesicht läßt mich innehalten. »Was meinst du?«
    »Die Relaisstation.«
    »Die der Telefongesellschaft? Wovon sprichst du?«
    Er schüttelt langsam den Kopf, und die langsame Bildübertragung läßt seine Bewegungen wie die eines Spastikers erscheinen. »Ich habe dir doch gesagt, wie ich die falsche Identität für ›Erin‹ einhacken würde, und genauso habe ich es gemacht. Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle, Sozialversicherung, ein paar Kreditunterlagen. Ich habe sie Cynthia Griffin genannt.«
    »Und?«
    »Bevor ich damit anfangen konnte, brauchte ich eineAdresse für sie. Das heißt, ich mußte mich im Fernamt der Telefongesellschaft einhacken, um deiner Telefonnummer eine falsche Adresse zuzuordnen. Darauf würde dann alles weitere basieren. Verstehst du?«
    »Ja.«
    »Aber ich hatte mich geirrt, was die Sicherheitsvorkehrungen der Telefongesellschaft betraf. Es hätte Stunden gedauert, um da einzudringen. Ich brauchte einen Kode oder ein Paßwort von einem Insider. Ich wollte jemanden beschwatzen, kam aber an niemanden ’ran. Dann dachte ich nach. Selbst wenn es mir gelang, dort einzudringen, hätte Brahma vielleicht Zugang zu genug Datenbanken, um herauszufinden, daß die Adresse falsch war. Du hast darauf gewartet, als ›Erin‹ loszulegen ...«
    »Du hast meine richtige Adresse benutzt?«
    »Es war die einzige Möglichkeit, um Erin wasserdicht zu machen.«
    »Wasserdicht? Du gottverdammter Idiot!«
    »Schon gut, ich weiß!« Miles’ Stimme ist hoch und zittrig. »Verdammt, ich dachte, wir würden es erfahren, wenn er sich in Bewegung setzt. Durch die Tippfehler. Deshalb habe ich dich immer wieder gefragt, ob er welche macht.«
    »Er hat aber keine gemacht! Während er hierher flog, hat er einfach aufgehört, mit mir zu kommunizieren. Ich habe nur noch diese blöde E-mail erhalten, er habe das JPEG-Bild von Erin bekommen. Mein Gott, ich hätte sofort versuchen sollen, mit ihm zu sprechen. Dann hätte ich gewußt, daß er unterwegs ist!«
    Miles scheint zu zittern, doch aufgrund des körnigen Bilds kann ich nicht sagen, ob es an ihm oder der Verbindung liegt. »O Gott«, krächzt er. »Ich habe sie umgebracht. Gott im Himmel ...«
    » Wir haben sie umgebracht«, berichtige ich ihn. »Du hast mich dazu überredet, aber ich habe ihn hierher gelockt. Und jetzt schrubbe ich Erins Blut von den Wänden.«
    Er wischt sich wieder über die Augen.
    Ich bin

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