@ E.R.O.S.
verhören.«
»Genau das werde ich tun«, knurrt Buckner. »Na schön, verschwinden Sie von hier. Daniels? Daß Sie mir Cole ja wieder zurückbringen!«
Während Drewe und ich zu dem ausgewählten Deputy gehen, murmelt er: »Mein Gott, das verpasse ich wirklich nicht gern.«
Als ich in den Streifenwagen steige, höre ich, wie Buckner durch das Megaphon etwas zum Haus hinüberruft. Er ist kein großer Unterhändler. Nur drei Sätze.
» HE, SIE DA DRIN! WENN SIE MICH ZWINGEN, SIE DA RAUSZUHOLEN, WERDEN SIE DAS HAUS NICHT LEBEND VERLASSEN! SIE HABEN GENAU SECHZIG SEKUNDEN, UM SICH ZU ERGEBEN! «
Dann fängt er zu zählen an.
38
V
erdammt, das verpasse ich wirklich nur ungern«, jammert Deputy Daniels zum dritten Mal und schaut in den Rückspiegel, während der Streifenwagen die glatte Straße entlangpoltert. »So was erlebt man hier vielleicht einmal alle zehn Jahre.«
»Es ist niemand im Haus«, sage ich und drücke Drewe an mich.
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Er hat zu viele Gelegenheiten gehabt, da zu verschwinden. Er hätte uns beide töten können und hat es nicht getan. Genauso war es mit Billy und Jimmy. Falls er überhaupt dort war.«
»Er hat Billy angeschossen, oder?«
»Billys Partner hat Billy angeschossen.«
»Was?«
»Das hat zumindest Billy gesagt, und ich glaube, er hat recht.«
Daniels dreht sich auf seinem Sitz um. Er hat vor Aufregung Glubschaugen. »Das gibt’s doch nicht. Ist aber typisch für Jimmy. Keine Ahnung, wie viele Illegale er schon angeschossen hat. Er ist einfach zu schnell mit dem Finger am Abzug.«
Drewe zerrt an meinem Ärmel. Ich sehe ihr ins Gesicht, erschrocken von der Intensität in ihren Augen. »Was hatte Erin bei uns zu suchen?« fragt sie leise. »Hast du sie mitgebracht?«
Ich bedeute ihr zu warten, aber sie weiß, daß wir in zwanzig Minuten voneinander getrennt werden, und sie will unbedingt Antworten bekommen. Ich beuge mich auf dem Sitz vor. »Officer, könnten Sie die Sirene einschalten und aufs Gas drücken? Meiner Frau ist schlecht. Sie muß wirklich dringend nach Hause.«
»He, je eher wir dort ankommen, desto eher bin ich wieder zurück.« Er greift nach oben und schaltet das Blaulicht ein, dann tritt er aufs Gaspedal.
»Keine Sirene?«
»Verdammt, die brauchen wir hier draußen doch nicht, oder? Hier ist doch alles frei einzusehen.«
»Hier laufen ’ne Menge Kühe frei herum. Und auch Rehe.«
Er schnaubt über meine Vorsicht, schaltet die Sirene aber trotzdem ein und fährt noch schneller.
Der Wagen hat den Regen bereits hinter sich gelassen. Ich rutsche etwas tiefer in den Sitz zu Drewe hin, als wolle ich esmir bequemer machen, und spreche leise unter dem Geheul der Sirene. »Ich weiß nicht, warum sie bei uns war. Sie hat deiner Mutter gesagt, sie wolle etwas mit dir besprechen.«
»Ich weiß. Aber warum? Du bist nach Jackson gefahren und hast mit ihr gesprochen, wie ich dich gebeten habe?«
»Wie du mich gebeten hast.«
»Ich erinnere mich kaum daran, daß du hereingekommen bist. Ich weiß nicht mehr, was du gesagt hast. Was ist passiert, als du bei Erin warst?«
Ich zögere. »Sie hat gesagt, es sei alles in Ordnung.«
»Und du hast ihr geglaubt?«
»Was hätte ich denn tun sollen?«
»Du bist einfach wieder gefahren? Nachdem ich dir gesagt hatte, was ich befürchtete?«
»Sie hätte sich nichts angetan, Drewe. Das war mir klar. Ich wollte dich anrufen, aber als ich nach Hause kam, haben zwei Detectives dort gewartet und mich verhaftet. Erin ist offensichtlich irgendwann danach zu uns gefahren.«
Sie wendet den Blick ab. Ihre Lippen sind verkniffen. »Das ergibt doch keinen Sinn. Was verbirgst du vor mir, Harper?«
Du willst es gar nicht wissen.
»Zuerst wollte Erin mich nicht sehen, dann fährt sie hundertzwanzig Kilometer, um mit mir zu sprechen? Das haut doch irgendwie nicht hin.«
»Drewe ...«
Sie schaut mit funkelnden Augen zu mir zurück. »Meine Schwester ist tot, Harper. Jedes Versprechen, das du ihr gegeben hast, nichts zu verraten, ist jetzt bedeutungslos. Du mußt mir helfen, das zu verstehen.«
»Ich wollte es dir nicht sagen.«
Sie rückt so weit von mir weg, daß sie mir direkt ins Gesicht sehen kann. Offensichtlich wartet sie schon seit einer ganzen Weile auf irgendeine dunkle Enthüllung, und sie wappnet sich dagegen wie ein Angeklagter, der das Urteil erwartet.
»Patrick ist nicht Hollys Vater.«
Sie blinzelt schnell dreimal, verarbeitet die Information, wie sie es auch bei einem seltenen
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