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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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medizinischen Phänomen täte, versucht, sie mit ihr bekannten Informationen in Einklang zu bringen und eine differenzierte Diagnose zu stellen. Schaudernd wird mir klar, daß ich nicht an dieser Stelle aufhören könnte, wäre Erin nicht tot. Dann müßte ich ihr die ganze tragische Geschichte erzählen und mit ansehen, wie Drewes Welt zerbricht.
    »Kein Wunder, daß Erin mich nicht als ihre Geburtshelferin haben wollte«, sagt sie schließlich. »Der ganze Quatsch, daß Ärzte keine Familienangehörigen behandeln sollten und so weiter. Das sah Erin gar nicht ähnlich. Ich wußte, daß sie wahrscheinlich schwanger war, weil die Hochzeit so überstürzt angesetzt wurde, ging aber einfach davon aus, daß das Kind von Patrick war. Und sie machte sich so gut ... niemand wollte Fragen stellen.«
    »Na ja, jetzt weißt du es.«
    »Sie hat es dir heute nachmittag gesagt?«
    Ich nicke.
    Drewe schüttelt ungläubig den Kopf. »Weiß Patrick es?«
    »Ja. Das ist ja das Problem. Vor der Hochzeit hat Erin ihm gesagt, daß sie schwanger ist, ließ ihn aber schwören, nie zu fragen, wer der Vater sei. Patrick kam wohl eine Weile damit klar, aber dann wurde es für ihn zur Besessenheit, es herauszufinden.«
    »Endlich«, sagt sie und stößt einen langen Seufzer aus. »Endlich ergibt alles Sinn.« Sie schaut zur Seite, durch das Fenster in die Dunkelheit. »Warum hat Erin ihm nicht einfach gesagt, wer der Vater ist? Das wäre doch besser gewesen als das, was sie schließlich durchgemacht haben.«
    Laß es einfach auf sich beruhen, ja. »Keine Ahnung. Vielleicht ...« Plötzlich, ohne daß ich nachgedacht habe, fließen abscheuliche und verdammenswerte Worte einfach so über meine Lippen. »Vielleicht wußte Erin es selbst nicht. Wer der Vater war, meine ich. Vielleicht wollte sie Patrick das nicht eingestehen.«
    Während ich, schockiert von meinen eigenen Worten, dasitze, schätzt ein Teil von mir ihre Wirkung ab. Sie ist tiefgreifend. Drewe glaubt ihnen. Sie kann die Vorstellung akzeptieren, daß Erin in New York mit so vielen Männern geschlafen hat, daß sie den Überblick verlor. Sie kann akzeptieren, daß Erin – in ihrem bekehrten Eifer, unter die Haube zu kommen – dies Patrick verschwiegen hat. Doch am wichtigsten ist, sie kann akzeptieren – ohne mir verräterische Motive zu unterstellen –, daß ich ihr dies verheimlichen möchte.
    »Warum hat sie nicht einfach gelogen?« fragt sie. »Einen fiktiven Vater erfunden?«
    Die Wahrheit kommt mir zu Hilfe. »Eine Lüge hätte letzten Endes nicht funktioniert. Patrick hätte auf jeden Fall versucht, sich zu vergewissern. Ich glaube, er hat es auf irgendeine dramatische Geste abgesehen.«
    Drewes Blick bohrt sich in meine Augen, als würde sie durch ein binokulares Mikroskop schauen. »Sie hat dir das alles heute gesagt?«
    Nein, vor drei Monaten. Sie hat mir gesagt, daß ich der Vater des dreijährigen Engels bin, den Patrick jeden Abend ins Bett steckt, der mich Onkel Harp nennt und mich bittet, Barney zu singen und ihr auf der Gitarre alte Beatles-Songs vorzuspielen, als wäre ich irgendein freundlicher Rattenfänger und nicht die Quelle ihrer Existenz ...
    »Ja.«
    »Ich habe dir ja gesagt, daß sie mit dir sprechen wird.« Drewe verschränkte die Arme über der Brust. »Verdammt noch mal, warum konnte sie es mir nicht sagen? Warum nicht?«
    Der Deputy bremst ab, geht in eine Kurve und schaltet die Sirene aus. Yazoo City ist eine bläuliche Lichtwolke weit vor uns. Bald werden wir auf den Highway 3 abbiegen, der zu Bobs Grundstück führt.
    »Harper?«
    »Was?«
    »Wo ist Erin jetzt?«
    »Keine Ahnung. Soll ich den Deputy fragen?«
    Sie schüttelt den Kopf. In Drewes Familie stellt man einem Fremden solch eine Frage nicht. Man läßt keinen außerhalb des Klans wissen, daß man ihn für etwas braucht.
    Als die Lichter der Stadt näherkommen, überspült mich eine Welle des Abscheus vor mir selbst. Ich habe gerade eine Frau verleumdet, die sich nicht verteidigen kann, weil sie tot ist ...
    »Wie hat Daddy geklungen, als du mit ihm gesprochen hast?« fragt Drewe. Ihre Stimme ist in meinem Ohr wie ein Schrei.
    »Ruhig. Ich weiß, das klingt dumm.«
    »Nein, das sieht ihm ganz ähnlich. Aber die Sache wird ihn umbringen. Er hat Erin vergöttert.«
    »Er hat noch immer dich.«
    Sie schließt die Augen.
    Wir fahren jetzt an den Häusern des Außenbezirks vorbei, die vom Mond erhellt werden, gelegentlich von Licht, das aus einem Fenster fällt, oder von Neonlampen. Häuser im

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