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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Ranchstil, ziemlich weit von der Straße zurückgesetzt, und in der Ferne das grüne und weiße Blitzen der Landelichter des neuen Flughafens. Bobs Villa liegt ganz in der Nähe und trotzdem eine Welt entfernt. Vielleicht jetzt auch eine Welt von mir entfernt. Die Lügen, die ich gerade erzählt habe, mögen vielleicht meine Ehe retten, tragen aber nichts dazu bei, Bobs Zorn zu besänftigen. Selbst falls es Drewe möglich sein sollte, mir zu verzeihen, wird Bob mich aus der Familie ausstoßen. Vielleicht nicht offiziell, doch seine Mißbilligung wird die Wirkung einer päpstlichen Bulle haben.
    Wird Drewe mir verzeihen? Sie leidet zur Zeit natürlich noch immer unter dem Schock. Aber sie wird sich schnell erholen, besonders, da es nun an ihr liegt, dem Rest der Familie Kraft zu geben. Wird sie auch später genauso bereitwillig akzeptieren, was ich heute abend gesagt habe? Ich spüre bereits eine gefühlsmäßige Ferne, die mit dem Trauma von Erins Tod nichts zu tun zu haben scheint. Könnte sie, wie ich es michschon oft gefragt habe, mehr wissen, als sie sich eingestehen will? Natürlich, sagt eine so deutliche Stimme, daß ich sie wie ein Flüstern neben mir wahrnehme. Sie weiß es seit Wochen. Vielleicht sogar seit ein paar Monaten. Deshalb hat sie dich gefragt, ob du mit Erin schläfst. Sie weiß keine Einzelheiten, aber das, was Frauen immer wissen. Daß etwas nicht stimmt. Mir wird klar, daß ich wie ein Junkie war und geglaubt habe, mit meiner Sucht leben zu können, und daß sie mein Leben eigentlich nicht beeinträchtigte. Aber das ist falsch.
    Sie zerstört mich.
    »Da vorn ist es«, sagt Drewe zu dem Deputy. »Die dritte Auffahrt.«
    »Alles klar«, erwidert Daniels.
    Warum lüge ich? Habe ich die Neigung von meinem Vater geerbt, einem Mann, der in jedem Bereich seines Lebens bis auf einen auf unbedingte Ehrlichkeit bedacht war? Selbst als ich unsere Ehe einging, hatte ich Geheimnisse. Sie kommen mir jetzt trivial vor, doch warum habe ich sie Drewe nicht vor der Hochzeit eingestanden, wenn sie das wirklich waren? Wie ein Kind, das nicht bereit ist, den Schmerz einer Impfung zu ertragen, um Immunität vor einer Krankheit zu erlangen, hatte ich Angst, ihr sorgsam gehegtes Vertrauen wieder schwanken zu sehen oder es vielleicht sogar ganz zu zerstören.
    Als der Deputy auf Bobs lange, geschwungene Auffahrt biegt, komme ich mir vor, als sei ich von Raum und Zeit losgelöst, als würden Erin und Drewe jeden Augenblick Arm in Arm durch den Ziegeltorbogen treten, wie ich es Hunderte von Malen in meinem Leben gesehen habe. Zwei nasse kleine Mädchen in Badeanzügen. Lächelnde Teenager, die sich für den Schulball herausgeputzt haben. Braut und Brautjungfern vor Erins Polterabend ...
    Der Streifenwagen hält mit einem harten Quietschen der Bremsen an.
    Drewe schaut zu der von Scheinwerfern erhellten Villa. Der Efeu, der den Torbogen überwuchert, funkelt noch vorRegentropfen und sieht in dem künstlichen Licht eher schwarz als grün aus. Ich beuge mich zu ihr, rieche ihr nasses Haar, das ebenso real ist wie die Berührung ihrer Hand. Sie dreht sich um und umarmt mich, küßt mich dann leicht auf die Wange und greift nach der Türklinke.
    Ich schlucke schwer. »Deputy«, sage ich, »ich muß kurz mit meiner Frau unter vier Augen sprechen. Kann ich mit ihr aussteigen?«
    Drewe sieht mich an, weiß nicht genau, worauf ich hinauswill. Ich spüre noch immer den Druck ihrer Lippen auf meinen, die Erinnerung an Erins letzten Kuß. Mit diesem Gefühl kommt etwas Ernüchternderes, ein Echo von Erins letzten Worten: Ich weiß jetzt, was der kleine Tod ist. Das ist das Leben, das wir geführt haben ... Wir haben so getan, als sei alles in Ordnung, müssen Tag für Tag eine weitere Lüge auf all die andern stapeln, um zu verhindern, daß das Kartenhaus über uns zusammenbricht. Das ist der Tod. Jeden Tag ein klein bißchen sterben ...
    »Ich glaube nicht, daß dem Sheriff das gefallen würde«, sagt Daniels.
    »Und wie wäre es, wenn Sie aussteigen? Nur eine Minute.«
    Sein ausrasierter Hals versteift sich. Er dreht sich auf dem Sitz um und sieht Drewe an. »Geht das in Ordnung, Ma’am?«
    Drewe sieht mich an, versteht noch immer nicht. »Ja ... bitte.«
    »Na schön. Ich lasse meine Tür offen, gehe aber ein paar Schritte und rauche eine.«
    »Danke.«
    Als er den Wagen verlassen hat, nehme ich Drewes Hände in meine. Aber als unsere Blicke sich begegnen, zieht sie die Hände zurück und faltet sie auf dem Schoß. Sie fragt

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