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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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geschlossenen Tunnel blitzt und dröhnt die kleine .25er wie eine Haubitze, und ich höre nur noch das hohe Zing der Querschläger. Während ich schieße, schwenke ich den Arm durch den Tunnel, um die Chance zu maximieren, ein Ziel zwischen mir und der Bleitür zu treffen. Nach dem achten Schritt werfe ich mich vorwärts, scharre mir wie ein Baseballspieler die Ellbogen auf und prelle mir die Handgelenke, als die leere Pistole gegen die Bleitür schlägt.
    »MACH AUF!« rufe ich und hämmere den Griff der .25er gegen die Tür. Falls Brahma in dem Hauptraum ist, ist Billy mittlerweile tot, aber irgendwie glaube ich das nicht. Billy ist so ein halsstarriger Südstaatler, daß er lieber sterben würde, um seine Ehre – und mich – zu retten, als daß er sich dazu benutzen ließe, mich in den Tod zu locken.
    Als die schwere Tür schließlich nach innen aufgezogen wird, werfe ich mich durch die Öffnung auf irgendeinen Teil von Billy Jackson, der aus voller Lunge aufschreit. Ich schließe die Tür und rolle mich, noch immer im Dunkeln, von ihm herunter.
    »Alles in Ordnung, Billy?«
    »Weiß ich nicht.« Sein Stöhnen klingt wie der mannhafte Versuch, ein Wimmern zu überdecken. »Das Blut sprudelte nur so aus dem Bein. Ich habe es mit meinem Gürtel abgebunden, direkt über dem Loch ... er sitzt beschissen stramm. Wo ist der verdammte Jimmy?«
    Ich taste mit der rechten Hand Billys Schenkel ab und fühle Blut. Jede Menge davon. »Wir müssen dich hier rausschaffen.«
    »Ich brauch ’ne Bahre«, sagt er und stöhnt vor Schmerz. »Aah, dieser verdammte Jimmy. Er hat mich angeschossen!«
    » Was? Weißt du das genau?«
    »Verdammt, nein, ich weiß es nicht genau. He ... was du da mit der Pistole gemacht hast, war aber ziemlich clever. Hast du was getroffen?«
    »Nein.«
    »Heeyyy!«
    Ich mache einen so gewaltigen Satz, daß Billy sich genötigt fühlt, mich mit einer Hand zu beruhigen.
    »Nicht schießen, ja?« ruft die neue Stimme. »Ich bin’s, Jimmy!«
    »Wird auch langsam Zeit, du Arschloch!« bellt Billy zurück.
    »Der Sheriff kommt!« sagt Jimmy, während er mit einer nicht eingeschalteten Taschenlampe durch die andere Tür kommt. »Habe die Scheinwerfer gesehen. Auf dem Highway müssen mindestens zehn Streifenwagen angefahren kommen!«
    »Toll«, sagt Billy. »Leuchte mit dem Ding da mal auf mein Bein.«
    »Gott im Himmel«, keucht Jimmy, als der Lichtstrahl das ausgefranste rote Loch in Billys blutgetränkter Hose beleuchtet. »Verdammte Scheiße, tut mir leid, Bill.«
    »Ich glaube, es ist nicht so schlimm«, sage ich. »Hätte die Kugel eine Arterie getroffen, wäre sein Schenkel jetzt so dick wie ’ne Gasflasche. Drück nur weiter auf die Wunde.«
    Billy schaut nicht besonders erleichtert drein; doch mir ist kaum klargeworden, daß er nicht in Lebensgefahr schwebt, als mir auch schon die wahre Bedrohung bewußt wird. Wenn Brahma nicht in den Tunnels ist, wo dann?
    »Ich muß wieder nach oben! Sind noch Patronen in der Flinte?«
    »Das Baby hier leidet nicht unter Verstopfung«, sagt Billy und gibt mir die Remington. »Du hast noch drei Schuß.«
    Ich pumpe eine Patrone rein, trete die Bleitür auf und schieße in dem Augenblick, in dem ich freie Sicht habe. Bevor das Echo verhallt, bin ich über der Schwelle und stürme den Tunnel entlang. Ich orientiere mich an der kaum sichtbaren Lichtsäule, die die Öffnung der Falltür über mir markieren muß. Bei jedem Schritt spüre ich eine Messerklinge, die aus dem Dunkeln hervorzuckt und sich in meinen Bauch bohrt oder mir den Rücken aufreißt. Zur Einschüchterung feure ich noch einmal und greife dann nach der Leiter. Die letzte Kugel spare ich mir für das Haus auf.
    Ich komme wie ein Grubenarbeiter aus einem zusammengebrochenen Schacht aus dem Loch hervor, richte den Lauf nach vorn und rufe nach Drewe, als ich die Diele betrete. Als sie durch die Schlafzimmertür antwortet, bleibe ich stehen.
    »Alles in Ordnung!« wiederholt sie. »Komm rein!«
    Ich trete zur Seite und drehe langsam den Türknopf, trete die Tür dann auf und springe für den Fall zurück, daß Brahma sie zum Sprechen gezwungen hat. Sie hockt genau da, wo ich sie zurückgelassen habe, kniet hinter dem Bett und hält die langläufige Magnum wie einen Mörser in der Hand.
    »Was ist passiert?« fragt sie.
    »Billy wurde angeschossen. Er wird’s aber überleben. Keine Spur von Brahma.«
    Die Magnum fällt schwer auf die Bettdecke. »Harper«, sagt sie erschöpft, »weiß Mama von

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