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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Stunden sind Enthüllungen detoniert wie Artilleriegeschosse über einem Schützengraben. Ich habe keinen Moment Schlaf gefunden. Als Deputy Daniels und ich gestern abend zu meinem Haus zurückkamen, standen Sheriff Buckner und seine enttäuschten Leute um ihre Streifenwagen. Sie hatten das Haus gestürmt, aber keinen Mörder gefunden. Statt dessen hatten sie eine Ratte gefunden, die Billy Jackson mit seiner Schrotflinte zerfetzt hatte. Billys zweiter Schuß hatte eine elektrische Leitung getroffen, woraufhin die Lampen im Tunnel erloschen waren. Ein Chirurg in Jackson bestätigte kurz darauf, daß die Kugel in Billys Schenkel wahrscheinlich aus der Pistole seines Partners stammte. Man kam überein, daß Brahma überhaupt nicht in dem Tunnel gewesen war.
    Buckner setzte mich in seinen Wagen und verhörte mich die ganze Strecke nach Yazoo City über. Nachdem wir dort eingetroffen waren, ging das Verhör weiter. Zwischen seinen Fragen brüllte er mich an, weil ich das Blut in meinem Büro weggeschrubbt und »seinen« Tatort verändert hatte. Ich warnoch in seinem Büro, als der Kapitän eines Schleppers im Mississippi das Wrack einer gesunkenen Beechcraft Baron fand.
    Der Kapitän war der Ansicht, das Flugzeug sei in den Fluß gestürzt, gesunken, eine Weile über den Grund getrieben worden und habe dann seinen Anker losgerissen, nachdem es sich daran verheddert hatte. Im Morgengrauen fuhr ich mit Buckner zum Uferdamm westlich von Lamont, um mir das Wrack anzusehen. Die Beschädigungen waren schwer, aber nicht so total, wie wir anfangs angenommen hatten. Buckner vermutete, daß der Pilot in der Nähe von Scott eine Notlandung auf der Straße des Uferdamms versucht hatte und unfreiwillig ins Wasser gestürzt war, oder aber versucht hatte, auf dem Fluß zu landen.
    Das Cockpit war leer.
    Wir alle wußten, daß die fehlende Leiche nichts zu bedeuten hatte. Ich hatte einmal gesehen, wie ein Collegeschüler aus New York im Jux von einem Tretboot in den Mississippi gesprungen war. Er dachte, er könne die achthundert Meter bis zum Ufer problemlos schwimmend zurücklegen. Er ertrank, während er vor dreitausend Leuten um Hilfe rief, Südstaatlern, die den Fluß viel zu gut kannten, als daß sie versucht hätten, zu dem Narren hinauszuschwimmen, der für seine Unwissenheit mit dem Tod bezahlen mußte. Man leitete sofort eine Suche ein, doch die Leiche des Jungen wurde nie gefunden. Wahrscheinlich war es bei Brahma genauso, falls er nicht irgendwo zufällig angespült werden würde, in Vicksburg oder Baton Rouge, bevor er mit dem anderen Abfall des Flusses in den Golf geschoben wurde.
    Aber ich wußte trotzdem etwas, das Buckner nicht wußte. Wenn Brahma mir online die Wahrheit gesagt hatte, war er ein erfahrener Schwimmer. Und das versetzte mich in ein ernstes Dilemma. Wenn ich Buckner davon erzählte, würde er wissen wollen, woher ich wußte, daß Brahma gut schwimmen konnte. Und wenn ich gestand, daß ich in direktem Kontakt mit dem Mörder gestanden und es für mich behalten hatte,würde er mich zweifellos wegen Beihilfe zum Mord verhaften.
    Ich sagte ihm nichts.
    Irgendwann während dieses kafkaesken Marathons entdeckte ein Lastwagenfahrer hinter dem Pilotensitz der Beechcraft einen schweren Lederkoffer, der chirurgische Instrumente enthielt. Darunter mehrere Skalpelle – einige davon waren blutbefleckt –, eine Videokamera und ein langes, schmales, »hochmodern« aussehendes technisches Gerät, auf das der Fahrer sich keinen Reim machen konnte. Der Beschreibung zufolge wußte ich, daß es sich nur um das Neuroendoskop handeln könnte, das Miles am Vorabend erwähnt hatte.
    Buckner war der Ansicht, der zurückgelassene Instrumentenkoffer unterstütze die Absturztheorie. Er glaubte, Brahmas Leiche und alle leichten Ausrüstungsgegenstände seien während oder nach dem Absturz aus dem Cockpit gespült worden und nur der schwere Koffer sei zurückgeblieben. Als ich anführte, es sei durchaus möglich, daß Brahma den Koffer zurückgelassen hatte, um genau diesen Eindruck zu erzeugen – und dann von ihm verlangte, er solle Bob Andersons und mein Haus rund um die Uhr bewachen lassen –, ließ der Sheriff mich unter der Voraussetzung frei, daß ich zu mir nach Hause oder zu den Andersons zurückkehren und dort bleiben würde. Ich sagte es nicht, vermutete jedoch, daß ich im Haus der Andersons so bald nicht mehr willkommen sein würde.
    Die Morgensonne stand schon hoch am Himmel, als ich nach Hause kam. Das Innere des

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