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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Mittelklasseszene passen, die ich in der zweiten dieser Strophen beschrieben habe, und vielleicht auch, daß sie niemals alles sein würde, was ich brauchte – genau, wie kein Mensch all seine Dämonen in Schach halten kann. Ich erinnere mich an den Abschiedskuß in ihrem Haus am Tag ihres Todes und singe die letzte Strophe.
     
    Two roads lead from this spot
    One’s easy, the other’s not
    They say pleasure’s born from pain
    But I don’t ride that train
    I can go East, I can go West
    Choose on, and I lose the rest
    But for a man who wants it all
    This is sure some easy call
     
    All I want is everything
    Girl you know it’s true
    All I want is everything
    But all I need is you
     
    Als der letzte Akkord verklingt, läßt eine Stimme hinter mir mich erstarren.
    »Was tust du da?«
    Ganz langsam lege ich die Gitarre auf den Boden, stehe auf und drehe mich zu Drewe um. Sie steht knapp im Schatten des Zelts, trägt ein schwarzes Kleid, schwarze Schuhe, einen schwarzen Hut und eine Ray-Ban-Sonnenbrille. Sie kommt mir vor wie ein menschgewordener Vorwurf.
    »Mich verabschieden«, erwidere ich. »Das hätte sie gewollt. Ich mußte es tun.«
    »Du hast mir gesagt, du hättest diesen Song für mich geschrieben.«
    »Das habe ich auch. Aber er gefiel ihr.«
    Drewe sagt nichts. Ich blicke über ihre Schulter und halte nach einem Wagen Ausschau, sehe aber nur die leere Friedhofsstraße.
    »Was hat mein Vater dir gesagt?«
    »Er ließ mich wissen, daß er nichts gegen meine Anwesenheit hat.«
    »Das war aber nicht alles.«
    »Aber alles, was ich dir erzählen werde.«
    Sie verzieht angewidert den Mund. »Noch mehr Geheimnisse?«
    »Wenn du es so willst.«
    Sie seufzt, dreht sich dann um und geht langsam davon.
    »Er hat mir gesagt, ich solle tun, was immer nötig ist, um mit dir ins reine zu kommen«, rufe ich. »Daß wir mit unserem Leben weitermachen sollen.«
    Sie bleibt stehen, dreht sich wieder um und kneift die Augen zusammen, um sie vor der Sonne zu schützen. »Und was hast du darauf erwidert?«
    »Nichts. Ich glaube nicht, daß ich die Sache mit dir ins reine bringen kann. Ich glaube, es kommt darauf an, ob du mit dem, was du weißt, mit mir noch zusammenleben kannst. Oder ob du es überhaupt willst.«
    »Und du glaubst, darauf kann man ein Leben aufbauen?«
    »Es ist ein Anfang. Ich liebe dich, Drewe. Ich habe dich geliebt und respektiert, seit wir Kinder waren.«
    »Und warum hast du dann meine Schwester gefickt?«
    Die Gossensprache schockiert mich, doch wenn irgend etwas sie dazu hatte veranlassen können, dann mein Verhalten. »Weil ich nicht mit dir schlafen konnte.«
    »Nein!« ruft sie verbittert. »Wir haben damals zusammen geschlafen! Du hattest mir einen Heiratsantrag gemacht!«
    »Und du hast gesagt, wir sollten uns noch ein Jahr Zeit lassen, um ganz sicherzugehen.«
    »Das war in deinem Interesse! Ich war mir sicher! Ich dachte, du wärest es nicht, und offensichtlich hatte ich recht.«
    »Ich war mir sicher, Drewe.«
    »Du hast auch noch mit anderen Frauen geschlafen, oder?«
    »Nein.«
    Sie geht ein Stück zurück, verschränkt die Arme schützend vor der Brust. »Ich hasse das«, sagt sie leise. »Ich hasse es.«
    »Ich ebenfalls.«
    »Ich versuche, den Menschen zu vertrauen, will es, aber wenn man einer Sache auf den Grund geht, ist immer alles so ... so häßlich.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Doch!«
    »Bei dir stimmt es nicht. Ich meine, du bist die Ausnahme. Und darüber bin ich froh. Das gibt mir wirklich Hoffnung für die Welt.«
    Sie nimmt die Sonnenbrille ab und sieht mir in die Augen. »Ich bin keine Ausnahme, Harper.«
    »Was meinst du damit?«
    »Genau das, was ich gesagt habe. Niemand ist völlig rein. Jeder hat eine Vergangenheit.«
    »Wovon sprichst du?«
    Sie zögert, zwingt sich dann zum Weitersprechen. »Wenn du etwas über mich erfahren könntest ... was würde dich am meisten schockieren? Am stärksten verletzen?«
    In meinem Kopf kommt ein seltsames Summen auf, dasverhindert, daß ich klar denken kann. »Ich bin nicht sicher, ob ich ...«
    »Du bist nicht der einzige Mann, mit dem ich geschlafen habe, Harper.«
    Sie tritt schnell einen Schritt zurück, als hätte die kühne Erklärung sogar sie selbst schockiert. »Du glaubst mir nicht?«
    »Aber du hast doch gesagt ...«
    »Ich ließ dich in diesem Glauben, weil du es unbedingt glauben wolltest und weil es fast der Wahrheit entsprach.«
    »Fast?«
    Sie klappt die Bügel der Sonnenbrille in ihren Händen auf und zu. »Als ich am

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