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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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College war, im letzten Jahr vor dem Medizinstudium, hatte ich dich fast zwei Jahre lang nicht gesehen. Du hast in dieser Zeit vielleicht zweimal angerufen. Ich hatte vier Jahre lang nur studiert, nichts anderes getan. Ich hatte gerade die Aufnahmeprüfung abgelegt und war überzeugt, sie völlig in den Sand gesetzt zu haben.«
    »Aber du hast sie mit einer Quote von achtundneunzig Prozent bestanden.«
    »Das wußte ich damals aber nicht, okay? Ich war nun mal am Boden zerstört. Ich hatte den Eindruck, alles sei ein Fehler gewesen. Ich liebte dich seit Jahren, lebte praktisch wie eine Nonne, wußte aber, ich war einem Mann treu, der im ganzen Land herumbumste. Es kam mir verrückt vor. Es war verrückt.«
    »Drewe ...«
    »Eines Abends akzeptierte ich eine Einladung von einem Jungen. Wir gingen Pizza essen und dann ins Kino, nichts Besonderes, aber ich mochte ihn. Er hatte einige meiner Kurse belegt und brachte mich oft zum Lachen. Wie dem auch sei, als er mich nach Hause brachte, bat ich ihn herein.«
    »Drewe, du mußt nicht ...«
    »Und als wir uns küßten«, fährt sie energisch fort, »wurde mir klar, wie gut es sich anfühlte, einfach von jemandem im Arm gehalten zu werden. Und ich habe einfach ... einfach keinen Widerstand geleistet, was er auch tat. Bei fast allenJungs, mit denen ich ging, hatte ich ständig ›Bitte nicht!‹« oder ›Es tut mir leid!‹ sagen müssen. Und ich war es ganz einfach leid. Ich konnte es einfach nicht mehr. Er küßte mich, und ich merkte, gewissermaßen schockiert, daß ich feucht war. Und ich trug ein Kleid, und ich ... ich tat es ganz einfach.«
    Ich verspüre den kindischen Drang, die Hände vor mein Gesicht zu schlagen. Drewe beobachtet mich mit einem fast trotzigen Blick, und ihre grünen Augen blitzen, als solle ich es ja nicht wagen, sie zu kritisieren.
    »Was soll ich darauf sagen?« frage ich. »Es tut weh.«
    »Daß ich es getan habe? Oder daß ich dir nichts davon gesagt habe?«
    »Ich verstehe, warum du es getan hast. Es überrascht mich, daß du es nicht öfter getan hast. Aber warum konntest du es mir nicht sagen?«
    Sie schüttelt den Kopf, als könne sie nicht glauben, was sie gehört hat. »Ich habe genau das getan, was du getan hast! Versucht, deine Gefühle zu schonen.«
    »Das weiß ich. Ich hab’s kapiert, okay? Ich weiß nicht, warum es so weh tut. Wahrscheinlich, weil ich dich immer auf solch ein Podest gestellt habe, als wärest du ein Übermensch. Verdammt, Drewe, du machst die Leute das glauben.«
    » Was? Als ich jung war, habe ich mich so ausgeflippt benommen, damit die Leute mich nicht für prüde hielten! Als ich schließlich versuchte, ich selbst zu sein, machten mich alle zu einer Heiligen. Ich kann nicht dafür, was die Leute denken!«
    »War es das einzige Mal?«
    Sie schaut zu Boden, dann wieder hoch zu mir, noch immer trotzig.
    »Mein Gott, Drewe ...«
    »Ich habe nicht mit anderen Männern geschlafen, aber wieder mit ihm. Ein paar Tage lang habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen. Aber dann sprach ich wieder mit ihm. Ich schliefeine Woche lang jede Nacht mit ihm. Dann hörte ich damit auf.«
    Das ganze Szenario kommt mir völlig unbegreiflich vor, als würde mir jemand erzählen, meine Mutter sei insgeheim mit irgendeinem Fremden verheiratet. »Warum hast du aufgehört?«
    »Zum einen, weil ich fürchterliche Angst hatte, schwanger zu werden. Zum anderen, weil ich wußte, daß ich ihn nicht liebte. Ich mochte ihn, liebte ihn aber nicht. Ich liebte dich. Und ich wußte, das, was ich mit ihm machte, hätte ich nicht mit ihm machen sollen. Ich hätte warten und es dann mit dir machen sollen. Obwohl du mir gegenüber keinerlei Verpflichtung eingegangen bist.«
    »Das, was du mit ihm gemacht hast?« Ich zögere, versuche, meine Phantasie unter Kontrolle zu bringen. »Was hast du mit ihm gemacht?«
    Sie schüttelt den Kopf und tritt einen Schritt auf mich zu. »Nur Sex. Es spielt keine Rolle.«
    »Dann sag’s mir. Nur normaler Verkehr? Oder alles?«
    » Nur Verkehr? Ist das nicht das Schlimmste, was man in dieser Hinsicht machen kann?«
    »Nein. Ich weiß nicht. Hast du ...«
    »Hör auf, Harper. Das ist falsch. Es ist gefährlich.«
    »Ja, ich glaube schon. War er ...?«
    »Was? Besser als du? Größer als du? Du bist doch kein Jugendlicher mehr, Harper. Du bist doch wohl weiter als ein Junge aus der siebten Klasse.«
    Ich wirbele herum und packe die Martin in ihren Koffer. So dumm es auch sein mag, ich kann in diesem Augenblick nur denken,

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