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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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welch bedrohlicher Lage wir uns befinden. Ich weiß, er kann mich sehen, kann sich den richtigen Augenblick aussuchen ...
    »Harper!«
    Drewe ist gestürzt. Etwas hat sie zum Stolpern gebracht, und sie liegt jetzt auf einem flachen Stein, der so lang und breit wie ein Sarg ist. Ich zerre sie hoch, schaue mich dabei noch immer hektisch um. Sie hält sich einen Ellbogen, als sei er gebrochen.
    »Kannst du laufen?«
    »Ja«, keucht sie.
    Ich laufe los, aber sie zerrt mich zurück. »Die Schlüssel!«
    Sie läuft zu dem Stein zurück und tastet dessen Oberfläche ab wie jemand, der nach Kontaktlinsen sucht.
    »Drewe?«
    »Ich habe sie! Lauf!«
    Als die Steine um uns immer dichter stehen, suchen wir uns weiter einen sicheren Weg zwischen ihnen hindurch und weichen dabei den kleinen Schildern mit den Bronzedächern aus, auf denen »Grabpflege« geschrieben steht. Sie könnten genausogut Landminen sein. Wir sind fünf Meter von dem Büro entfernt, als ein dunkelhaariger Mann in einer braunen Jacke dahinter hervortritt.
    Drewe schreit auf und läuft nach rechts. Während Adrenalin wie hydraulische Flüssigkeit in meine Glieder schießt, leere ich mit einem wilden Schrei meine Lungen und greife an. Der Mann ruft meinen Namen und hebt eine Hand, aber ich sehe nur seine Kehle. Ich falle ihn wie eine Wildkatze an, lege beide Hände um seinen Hals, während er zurücktaumelt. Der Aufprall treibt ihm die Luft aus den Lungen, und bevor er sich erholen kann, versetze ich seinem Gesicht drei schnelle rechte Haken. Zorn und Furcht blitzen in seinen Augen auf, während Blut aus seiner gebrochenen Nase über seine Augen läuft. Als ich fühle, daß er unter mir erschlafft, stoße ich mich mit beiden Händen an seiner Brust ab, rapple mich hoch und laufe die letzten paar Meter zum Büro des Friedhofsdirektors. Drewe sitzt bereits im Explorer. Ein scharfes Geräusch läßt mich zusammenfahren – dann wird mir klar, daß sie gerade die Tür geöffnet hat. Ich springe hinter das Lenkrad, während sie über die Konsole auf den Beifahrersitz kraxelt. Mit einer einzigen Bewegung lasse ich den Motor an, lege den Gang ein und trete aufs Gas. Die Reifen drehen sich wild auf dem Kies, bevor sie fassen, und dann schlittern wir, wie von einem Katapult abgeschossen, auf die schmale Asphaltstraße.
    »War er es?« ruft Drewe und ringt nach Luft.
    »Runter!« Der Explorer rast mit achtzig Sachen an den Grabsteinen vorbei, und ich beschleunige noch immer.
    »War er es?«
    »Ich habe keine Ahnung!«
    »Du weißt es nicht?«
    »Er scheint es gewesen zu sein!«
    »Hast du ihn umgebracht?«
    Ich schüttle den Kopf, versuche, nicht von der Straße abzukommen und gleichzeitig in den Rückspiegel zu sehen. »Ich habe ihn aber so schwer verletzt, daß er mich vorbeilassen mußte.«
    Drewe rutscht auf dem Sitz hinab und tastet ihren Ellbogen ab. »Vielleicht war er es gar nicht«, sagt sie, noch immer schwer atmend. »Ich meine, diese Brille hätte doch jedem gehören können.«
    »Jemand soll sie ins Grab gelegt haben? Nein. Er ist hier.«
    »Das weißt du nicht genau. Ich glaube, du hast ihn nicht getötet, weil du dir nicht sicher warst.«
    Als der Explorer durch das Friedhofstor und auf den Highway rast, muß ich an ein ganz bestimmtes Bild denken: zwei große, atemberaubend gekleidete und frisierte junge Frauen am Rand der Trauermenge, und neben ihnen ein Mann mit einem grauen Hut und einer Sonnenbrille.
    »Er ist hier, Drewe. Er will uns töten.«
    »Und warum hat er es dann nicht getan?«
    »Das weiß ich nicht.«

42
    V
om Friedhof fuhr ich direkt zu Sheriff Buckner in Yazoo City. Ich beantwortete Drewes Fragen über Berkmann, so gut ich konnte, ohne die Existenz des Videobands zu enthüllen. Ich sagte ihr, wer er war, daß das FBI ihn mit Miles’ Hilfe identifiziert und Miles mir via Computer ein Bild von ihm geschickt habe. Der Umstand, daß Drewes frühere Theorien über den Fall sich als so zutreffend erwiesen hatten, verschaffteihr nur wenig Trost. Sie schien entschlossen zu sein, sich selbst – und mir – einzureden, daß Berkmann bei dem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war.
    Sheriff Buckner war bei Erins Beerdigung gewesen, doch als Drewe und ich in sein Büro geführt wurden, hatte er die Füße auf den Schreibtisch gelegt und aß ein Sandwich mit Shrimps. Als er mich sah, schüttelte er sofort den Kopf. Bevor ich etwas sagen konnte, wischte er sich Remouladensoße vom Mund, legte das Sandwich auf den Schreibtisch, stand auf und sprach

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