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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Durchsuchungsbefehl vor unseren Bürotüren.«
    »Was? Bei EROS? Wann?«
    »Vor zwei Stunden. Special Agents aus der New Yorker Niederlassung.«
    »Was haben sie zu sehen bekommen?«
    »Nicht viel. In dem Augenblick, in dem die Rezeption sie anrief und sagte, das FBI sei im Haus, hat Jan die Kundenhauptliste im Aktenraum eingeschlossen. Sie hat sich geweigert, ihnen einen Schlüssel zu geben, und das Ding ist der reinste Tresor. Eigentlich ist es ein Tresorraum. Es erinnert mich an den Luftschutzraum deines Großvaters – Eisenhower-Chic. Es hat ein Zeitschloß: zweiundsiebzig Stunden, bis man das Ungetüm öffnen kann. Das FBI hätte es vielleicht aufsprengen oder aufschweißen können, aber sie haben es nicht versucht. Sie haben einfach zwei Leute davorgestellt. Sie haben nicht mal unsere Server beschlagnahmt. Jan meint, die Razzia sei eine reine Einschüchterung.«
    »Das glaube ich nicht, Miles. Alle sechs Frauen, von denen ich dir erzählt habe, wurden in diesem Jahr umgebracht. Karin Wheat ist die siebente. Und David Strobekker, der Mann, den ich für den Mörder hielt, der achte.«
    »Das hat das FBI auch gesagt.«
    »Jetzt hör schon auf, Mann. Wach auf und riech den verdammten Braten! Ich hab’ gehört, wie ein Typ was von Telefonüberwachung geflüstert hat, und man solle die NSA hinzuziehen ... so ein George Orwell-Zeug.«
    »Was das angeht, so wird Jan dem FBI erlauben, eine Abhöranlage hier im Büro zu installieren.«
    Ich bin von den Socken. »Aber du hast doch gerade gesagt, sie hätte die Kundenliste vor ihnen versteckt.«
    »Hat sie auch. Aber Jan ist nicht blöd. Sie weiß, daß sie auf einem ganz schmalen Grat der Legalität wandelt. Es besteht das Problem, ob sie zu einer Warnung verpflichtet sein könnte, die Abonnenten zu warnen, meine ich. Sie ist der Meinung, wenn sie mit dem FBI kooperiert, um Strobekker – oder wen auch immer – aufzuspüren, beweist sie, daß sie dem FBI nicht nur um des Behinderns selbst willen im Wege steht.«
    »Wenigstens ist zumindest irgendeiner da oben zu einem vernünftigen Gedanken fähig. Was glaubst du, wie lange wirdes dauern, Strobekker aufzuspüren, sollte er sich noch mal einloggen?«
    »Wenn er dumm genug ist, haben sie ihn sofort. Ich persönlich bin allerdings der Ansicht, daß sie nicht die geringste Chance haben.«
    »Verdammt noch mal, das hört sich ja fast an, als wärest du froh darüber!«
    Miles lachte leise. »Ich hab’ dich seit ’ner ganzen Weile nicht mehr so aufgeregt gehört. Hat dir Karins Tod so sehr zu schaffen gemacht?«
    Ich schlucke. »Du kanntest sie?«
    »Natürlich. Wir haben ziemlich viele Messages ausgetauscht, wenn nicht viel los war. Karin war eine der Säulen der dritten Ebene. Eine überaus interessante Frau.«
    Meine Gedanken rasen. »Das ... das weiß ich. Aber ...«
    »Aber du hast bei Gesprächen mit ihr nie eins meiner Pseudonyme gesehen, was? Das denkst du doch gerade.«
    »Ja.«
    »Ich habe viele Namen, Harper. Nicht mal du kennst alle.« Er hält kurz inne. »Du sagst den Frauen doch auch nicht immer, daß du ein Sysop bist, oder? Daß du weißt, wer sie wirklich sind? Das würde doch den Spaß verderben, oder? Erstaunlich, wie sehr sie sich öffnen, wenn sie glauben, sich hinter der Anonymität eines Kodenamens zu verbergen, was? Besonders die Schauspielerinnen. Es gibt nichts Besseres, als es online mit einer Drei-Millionen-Dollar-Schauspielerin zu treiben, die glaubt, du würdest glauben, sie sei eine ganz andere, was? Dann kannst du auf ihr spielen wie auf deiner Gitarre, oder?«
    Ich sage nichts.
    »Und wie nimmt Dr. Drewe Welby das alles auf? Hat sie dich endlich kleingekriegt und dich zum FBI geschickt?«
    »Ich bin nicht zum FBI gegangen«, fauche ich. »Ich hab’ die Polizei von New Orleans angerufen. Das FBI war an dem Fall schon dran. Verdammt, Miles, es geht hier um Mord.«
    »Na und?«
    »Na und?«
    »EROS ist wie ein organisches System, Harper. Es entwickelt sich ständig. Starke Emotionen fließen jeden Tag hindurch. Sexuelle Emotionen. Wir sind daran gewöhnt, einen gewaltigen Input zu überwachen, oder Durchsatz, wenn du so willst. Aber ein Output war stets als Möglichkeit angelegt. Und Sex hing schon immer sehr eng mit dem Tod zusammen. Ich verstehe einfach nicht, wieso sich jetzt alle so überrascht zeigen.«
    »Miles, laß jetzt mal dein beschissenes Philosophieren. Begreifst du nicht, daß die höchste Verpflichtung von EROS darin besteht, die Sicherheit seiner Kunden zu

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