@ E.R.O.S.
die rechte Hand hoch und wirbelt auf ihrem Stuhl herum, ein besorgter Blick im Gesicht.
»Noch mehr Fehler?« flüstere ich.
Sie nickt heftig.
»Wir haben Fehler, Miles. Ob Berkmann das mitbekommen hat?«
»Wahrscheinlich. Vielleicht glaubt er aber, es seien nur Störungen in der Leitung.«
»Er ist nicht in New York, Miles.« Ich zögere, die Gewißheit auszusprechen, die sich in meinem Gehirn kristallisiert hat. »Ich schätze, wir wissen, wo er ist.«
»Harper ...«
»Sag Baxter, er soll jemanden so schnell wie menschenmöglich hierherschicken. Ich lege jetzt auf.«
»Warte!«
»Ciao, Kumpel. War schön, dich gekannt zu haben.«
Mit einem unheimlichen Gefühl der Resignation lege ich auf, gehe dann zur Bürotür und schließe sie ab. Die schweren Jalousien verhindern praktisch, daß jemand von außen hineinsehen kann. Von meinem Schreibtisch nehme ich einen Notizblock und einen Kugelschreiber und kritzle: Berkmann könnte hier sein. Bleib ruhig. Ich rufe Hilfe. Rede weiter. Dann trage ich den Block zu Drewe hinüber und halte ihn so, daß sie ihn sehen kann.
Ihre Fassung schmilzt wie Eis, das man ins Feuer geworfen hat. Meine unmittelbare Besorgnis gilt ihrer Stimme. Berkmann kann nicht hören, daß Furcht in ihr knistert wie Elektrizität, aber wenn sie die Beherrschung zu sehr verliert, funktioniert das Spracherkennungsprogramm vielleicht nicht mehr. Als sie sich bemüht, das Gespräch fortzusetzen, rufe ich die Nummer ihres Vaters an. Es gibt zwei andere Möglichkeiten – Sheriff Buckner und Wes Killen –, doch Bob wird schneller kommen. Außerdem habe ich ihm ein Versprechen gegeben.
Während das Telefon klingelt, gehe ich zu einem der beiden vorderen Fenster, schiebe die Jalousie zur Seite und spähe in die blaue Dämmerung hinaus. Der Wagen des Deputys steht noch mit der Schnauze zur Straße am Ende unserer Auffahrt. Wegen der einbrechenden Dunkelheit und der Position des Wagens kann ich nicht erkennen, ob der Hilfssheriff darinsitzt oder nicht.
»Hallo?«
»Mrs. Margaret, hier ist Harper. Ich muß sofort mit Dr. Anderson sprechen.«
»Sie sind nicht da.« Margarets Stimme ist kalt. »Ich bin mit Holly allein hier.«
»Wer ist sie?«
»Bob und Patrick. Sie sind zum Friedhof gefahren, um Erin zu besuchen.«
»Am Abend?«
»Sie wollten es so. Sie sind erwachsene Männer.«
»Haben Sie ein Handy dabei?«
»Nein. Sie haben Bobs alten Wagen genommen. Du hörst dich so komisch an. Was ist ...«
Ich unterbreche die Verbindung und wühle Wes Killens Handynummer aus meiner Gesäßtasche. Mein Daumen berührt die Tasten, als Berkmanns Stimme erklingt und mich so erschreckt, daß ich erstarre.
»Was ist los, Drewe?«
»Nichts. Warum?«
»Dein Spracherkennungsprogramm läßt Wörter aus und produziert Fehler. Als stündest du unter großem Streß.«
Drewe schaut mit bleichem Gesicht zu mir. Ich bedeute ihr, sie solle weitermachen, während ich Killens Nummer wähle.
»Ist es so unverständlich, daß ich unter Streß stehe? Nach allem, was du mir über meinen Mann erzählt hast?«
»Was macht Harper gerade?«
»Wes Killen.«
»Hier spricht Harper Cole! Ich brauche Sie! Berkmann lebt!«
»Ich habe gerade mit Baxter telefoniert«, sagt Killen. »Ich laufe schon zu meinem Wagen. Kennen Sie Mike Mayeux? Den Cop aus New Orleans?«
»Ja.«
»Er ist da draußen; bei Ihnen.«
»Was?«
»Er war nie der Ansicht, daß Berkmann bei dem Absturz umgekommen ist. Er nahm sich ein paar Tage frei, um Ihr Haus zu beobachten. Er wollte nicht, daß Sie es wissen. Sie sollten sich ganz natürlich benehmen.«
»Gott sei Dank! Hören Sie, zwei Männer sind zu Erins Grab unterwegs. Familienangehörige. Geraten Sie nicht in Panik, wenn Sie Scheinwerfer sehen.«
»Ich sehe sie bereits. Sind Sie bewaffnet, Cole?«
»Ich habe einen achtunddreißiger Colt und eine fünfundzwanziger Automatik.« Durch das Telefon höre ich, wie der Motor von Killens Wagen anspringt.
»Gehen Sie in ein Schlafzimmer«, sagt er. »Schalten Sie das Licht aus, stecken Sie Ihre Frau unter das Bett und hocken Sie sich mit dem Achtunddreißiger in eine Ecke. Lassen Sie das Licht im Korridor an. Wenn Berkmann die Tür öffnet, sehen Sie seine Silhouette. Der einfachste Schuß auf der Welt. Knallen Sie ihn ab.«
»Beeilen Sie sich!«
»Ich bin in zwanzig Minuten bei Ihnen.«
Drewe spricht jetzt viel zu schnell, ihre Stimme klingt rauh wie ein durchgescheuertes Kabel. Während die Nachricht, daß Mayeux hier ist, wie Amphetamin auf
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