@ E.R.O.S.
tatsächlich irgendwo nocheine Basis, ein zweites Spracherkennungsgerät. Wahrscheinlich hat er Geld genug dafür.«
»Die Telefongesellschaft bekommt bei dem Telefon im Lagerhaus ein Besetztzeichen?«
»Ja. Großer Gott, sieh dir das an.«
»Was?«
»Ich stehe jetzt vor den Computern. Das sind tolle Dinger. Sun, Digital Equipment. Ihm steht jede Menge Power zur Verfügung.«
»Aber wo ist Berkmann?«
»Mann, manche dieser Kisten kenne ich nicht mal.«
Ich knie neben Drewe nieder und flüstere in ihre Ohrmuschel. »Sie sind in dem Gebäude. Sprich weiter.«
Sie nickt fast unmerklich.»Catherine hat Klavier gespielt?«
»Ja« , erwidert Berkmann. »Sie war sehr begabt.«
»Ich spiele auch sehr gut«, sagt sie. Das ist eine Lüge.
»Spielst du Beethoven?«
»Ich ziehe Chopin vor. Verrate mir etwas, Edward. Hat deine Mutter dir die Brust gegeben?«
»Natürlich. In den Kellern von Berlin gab es keine Kuhmilch.«
»Bist du beschnitten, Edward? Haben sie deine Hämophilie auf diese Weise entdeckt?«
»Nein. Nur Juden werden beschnitten. Mein Onkel hat sie bemerkt, aufgrund abnormaler Prellungen.«
Über Drewes Schultern hinweg beobachte ich, wie Berkmanns Worte so makellos wie der Abspann eines Films auf dem Monitor erscheinen. Er benutzt eindeutig ein Spracherkennungssystem. Aber wo ist es? Ich wende mich ab und gehe zu dem Schreibtisch zurück, auf dem mein Gateway-Computer steht. Er schnurrt wie ein treuer Hund vor sich hin. Wo könnte ...
»Harper!«
Drewes Schrei reißt mich aus meinen Gedanken. Ich wirbele herum, befürchte, mein Name sei über die Datenleitunghinausgegangen, doch sie hat die Hand auf die Leertaste gelegt.
»Was ist los?« frage ich und trete neben sie.
»In Berkmanns Text treten plötzlich Fehler auf.«
In meiner Brust bildet sich ein Eisklumpen. »Was meinst du? Tippfehler?«
»Eher Auslassungen. Falsche Wörter, Unworte.«
»Okay ... ich überprüfe das. Rede einfach weiter.«
Sie läßt die Leertaste los und nimmt das Gespräch wieder auf, wenn auch mit nicht mehr so beherrschter Stimme.
»Miles?« sage ich ins Telefon.
Nichts.
Ich entferne mich von Drewe, so weit es mir möglich ist, und schnaube: »Miles!«
»Was?«
»Drewe hat bei Berkmann Fehler bemerkt!«
»Tippfehler, meinst du? Ganz plötzlich?«
»Ja! Aber eher Auslassungen, sagt sie.«
»In diesem Raum stehen jede Menge Geräte, Harper, darüber eine Telefonanlage Marke Eigenbau. Ich habe gerade einen Hörer abgenommen und eine Datenübertragung gehört.«
»Dann muß Berkmann dort sein. Es muß einen Raum in dem Gebäude geben, den das SWAT-Team noch nicht gefunden hat.«
»Aber wo?«
Drewes Herrschaft über ihre Stimme läßt von Sekunde zu Sekunde nach. »Miles, was, wenn er das System vor dir ferngesteuert benutzt? Daß du den Hörer abgehoben hast, könnte die Auslassungen verursacht haben, die Drewe sah. Besonders bei einer Handy-Verbindung.«
»Er hat noch nie mit einer Fernsteuerung gearbeitet. Da bin ich mir sicher.«
»Das heißt also, daß es unmöglich ist?«
Miles schnalzt mit der Zunge. »Warum hat er es nicht getan, wenn ihm so ein System zur Verfügung stand? Es ist doch viel einfacher, nur sprechen und nicht schreiben zu müssen,besonders, wenn man ein Flugzeug fliegt oder sich im Dunkeln vor dem Haus eines Opfers versteckt.«
»Vielleicht ist es technisch möglich, aber nicht besonders zuverlässig. Also hat er es einfach nie ausprobiert.«
»Bis jetzt, meinst du?«
Eine heiße Welle der Angst kriecht meinen Rücken hinauf. »Miles, was ist, wenn er die ganze Zeit über gewußt hat, daß wir anhand seiner Fehlerquote erkennen konnten, ob er in Bewegung ist oder nicht? Oder zumindest diese Möglichkeit gehabt hätten? Als er Lenz’ Frau getötet hat, sollte das FBI wissen, daß er in Bewegung war. Also ist er einfach bei seinem alten Muster geblieben und hat keine Spracherkennung benutzt. Er wollte, daß sie die Fehler sehen.«
»Und bei Erin?«
»Er blieb einfach offline, bis er hier war. Auf diese Weise konnten wir keine Fehler bemerken, auch wenn er in Bewegung war.«
Es folgt ein plötzliches, schreckliches Schweigen.
»Er hat es die ganze Zeit über gewußt«, sagt Miles dann leise. »Es ist genau wie mit seiner Hintertür zu EROS. Er hat es sich aufgespart, bis er es brauchte.«
Ich komme mir vor, als wäre ich in einem Fahrstuhl, dessen Kabel gerade gerissen ist.
»Ich nehme den Hörer noch mal ab«, sagt Miles. »Sag mir, was passiert.«
Fast sofort reißt Drewe
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