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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Plastiksäcken, Teile in Spezialbehältern für biologische Proben.«
    »Verdammt noch mal, das interessiert mich nicht! Wo ist Berkmann?«
    »Wir müssen da rein!« ruft Miles plötzlich. » Scheiße , warten Sie ... Ich muß diese Computer sehen! Dann kann ich Ihnen sagen, wo dieses Arschloch ist!«
    Ich höre Daniel Baxters tiefe Stimme, die abgehackte Kadenz von Befehlen. »Wir gehen rein«, sagt Miles dann, der wieder wie ein Sprinter keucht. »Drewe soll weitersprechen!«
    »Es läuft prima bei ihr, Mann. Nun macht schon!«
    »Als ich noch ein Kind war, hat mein Vater mich einmal auf die Jagd mitgenommen«, sagt Drewe. »Mit einem Gewehr. Ich habe es verabscheut. Es kam mir wie ein sinnloses Gemetzel vor. Aber dann lernte ich Bogenschießen und habees geliebt. Ich kroch durch den Wald, zog mir am ganzen Körper Kratzer zu und ließ die Rehe unbehelligt. Spannte den Bogen, hielt den Atem an, wartete darauf, daß der Bock mit seinem gewaltigen Geweih aus seiner Deckung trat. Meine Arme zitterten, weil ich den Bogen voll gespannt hatte, und dann der Schuß, der Pfeil drang in dem Augenblick, da das Tier ihn fliegen hörte, in sein Herz ein. Ich kam mir vor wie eine Göttin.«
    »Das war nur ein Vorgeschmack deiner wahren Natur.«
    »Edward? Ich möchte dir etwas erzählen. Etwas, das ich meinem Mann nie erzählt habe. Etwas, wonach er mich nicht einmal gefragt hat.«
    »Was?«
    »Einen Traum.«
    »Ja.«
    »Er fing an, als ich auf dem College war, lange nachdem ich mit dem Jagen aufgehört hatte.«
    »Das ist ein immer wiederkehrender Traum?«
    »Ja. Ich gehe im Winter durch einen Wald. Schnee auf dem Boden, Eis in den Bäumen. Ich trage nicht genug Kleidung, um mich warm zu halten, nur ein altes Kleid, keinen Mantel. Ich sehe viele Rehe, aber sie verhungern. Ich gehe an ihnen vorüber. Dann, durch die kahlen schwarzen Bäume, sehe ich etwas Weißes über dem bläulichen Schnee blitzen. Es ist ein großer Hirsch, mit einem Fell wie von Hermelin von den Geweihsprossen bis zum Schwanz, das Geweih schwarz wie nasse Zweige, die Unterseite des Schwanzes wie ein Säbel. Kein Albino, denn seine Augen sind bodenlose blaue Ringe. Immer tiefer folge ich ihm in den Wald hinein. Mein Hals brennt vor Kälte. Einmal kann ich einen längeren Blick auf ihn werfen, und ich sehe, daß er verletzt ist, ein Blutspritzer auf seinem weißen Bauch, als sei er von einem Pfeil getroffen worden, aber entkommen. Nur ein Schuß ins Herz kann ihn zur Strecke bringen. Als die Dämmerung sich senkt, verfolge ich ihn zu einer Höhle. Er bleibt vor der Öffnung stehen, als sei er in dem Schatten völlig sicher. Ich spanne den Bogen.Als er mich dann sieht, schieße ich, und der Pfeil bohrt sich in sein Herz.«
    Im Raum herrscht absolute Stille.
    »Ziehst du den Kadaver in der Höhle ab?«
    »Der Bock stirbt nicht. Als er zitternd im Höhleneingang liegt, verwandelt er sich in einen Menschen. In einen jungen Mann, mit Haut wie Alabaster. Aber die alte Wunde in seinem Bauch bleibt. Dann gehe ich zu ihm in die Höhle, und er wendet sich von mir ab und geht auf die Knie. Und obwohl ich an meinem Schoß nichts sehen kann, bin ich es, die in ihn eindringt. Ein Teil von mir gleitet in ihn, und als er sich erhebt, ist seine Verletzung verheilt, ist er wieder ganz gesund. Doch als ich mich erhebe, sehe ich, daß ich nun die Wunde habe. Und ich bin kein Mädchen mehr, sondern eine Frau, und nun laufe ich, während er mich verfolgt. Er kommt immer näher, und dann ... dann wache ich auf. ch wache stets auf, bevor er mich einholt.«
    Berkmann sagt nichts.
    Ich kann mir nicht vorstellen, daß Drewe diese Geschichte aus dem Stegreif erfunden hat. Die Einzelheiten sind zu lebhaft. Wie wenig wir in Wirklichkeit doch über die Menschen wissen, mit denen wir zusammenleben.
    »Du hast diesen Traum noch immer?« fragt Berkmann schließlich.
    »Ja. Und er ... erregt mich. Manchmal habe ich einen Orgasmus, wenn ich in der Höhle bin, manchmal nicht. Manchmal empfinde ich nur Furcht. Nacktes Entsetzen.«
    »Es ist so einfach. So klar. Verstehst du nicht? Du bist eine Jägerin, die gefangen werden muß. Eine Heilerin, die geheilt werden muß. Ich bin das verletzte Tier, Drewe. Ich ...«
    »Berkmann ist nicht in dem Gebäude«, sagt Miles in mein Ohr. »Wir sind jetzt im Obergeschoß. Das SWAT-Team hat es bestätigt.«
    Mein Puls rast. »Er spricht noch immer, Miles.«
    »Vielleicht hat er die Wahrheit gesagt, als er behauptete, er sei außer Landes. Vielleicht hat er

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