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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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verzieht das Gesicht.
    »Kannst du dir irgendeinen Grund vorstellen, warum jemand Zirbeldrüsen sammelt? Haben sie irgendeine medizinische Verwendung?«
    »Ich glaube nicht. Als ich an der Tulane studiert habe, führten sie dort ein paar Experimente damit durch, ich glaube, sie standen im Zusammenhang mit Brustkrebs. Aber ich erinnere mich nicht mehr an die Ergebnisse.« Sie hielt inne. »Aber man kann Melatonin in Reformhäusern kaufen. Mein Gott, das erinnert mich an diese PBS-Sendungen, bei denen sie über asiatische Heilmittel sprechen. Du weißt schon, daß Japaner Wilderern Hunderttausende von Dollar für Rhinozeroshörner, Tigerhoden und so weiter bezahlen. Alles nur, um Impotenz zu heilen oder die verlorene Jugend zurückzuholen oder so.«
    Meine Meinung über die Geistesschärfe meiner Frau wurde erneut bestätigt. Sie hat bereits eine Theorie entwickelt, die mir logischer vorkommt als die der Polizei von Kalifornien, die der Ansicht ist, bei den EROS-Morden könne es um kultische Handlungen gehen.
    »Und was genau ist Melatonin? Was bewirkt es?«
    »Es ist ein Hormon, das den Schlafzyklus reguliert, die zirkadianischen Rhythmen. Du weißt doch, was einen Jetlag verursacht. Manche Leute nehmen es, um einem Jet-travel-Syndrom vorzubeugen oder es zu lindern.«
    »Fällt dir im Zusammenhang damit sonst noch was ein?«
    Drewe berührt mit dem Zeigefinger ihre Nasenspitze und richtet den Blick auf einen Punkt in der Dunkelheit. Ich kenne diese Haltung gut: Sie konzentriert sich. »Ich glaube, sie steuert die Ausschüttung von Serotonin und vielleicht auch von anderen Hormonen. Ich glaube, ich habe in einer Fachzeitschrift etwas darüber gelesen. Neurobiologisches Zeug, etwas mit Zirbeldrüse und Alterungsprozeß. Komisch, wie das zu dieser östlichen Medizin paßt, nicht wahr? Aber das hat nichts zu bedeuten. Mörder lesen weder das JAMA noch das Journal of Neuroscience .«
    »Warum nicht?«
    »Na ja ... es wäre schon möglich.« Drewe verzieht das Gesicht. »Männer sind Abschaum«, sagt sie. Eine regelmäßig von ihr gebrauchte komische Bemerkung, die mir heute gar nicht so spaßig vorkommt.
    »Und was haben wir heute vor?« frage ich leichthin und verfalle in unser übliches spöttisches Geplänkel.
    »Noch mehr Diktate.« Sie hebt beide Arme über den Kopf. »Das Kreuz, das ich allein tragen muß.« Sie sammelt die Teller ein. »Ach ja, morgen mußt du deins tragen.«
    Ich verspüre ein plötzliches Frösteln. »Wovon sprichst du?«
    »Nimm’s leicht«, sagt sie und bedenkt mich mit einem seltsamen Blick. »Ich meine deine vierzehntägliche Bürde. Das Sonntagsessen mit den Schwiegereltern.«
    Sie wendet sich ab und öffnet das Fliegengitter vor der Tür, doch mein Frösteln legt sich nicht. »In letzter Zeit hast du dich dabei immer angestellt«, sagt sie über die Schulter, »als müßtest du zum Zahnarzt oder so.«
    Wäre es das doch nur.
    Ich gehe ebenfalls ins Haus und zu meinem Arbeitszimmer. Nach dem Streß der letzten Wochen hat die Fahrt nach New Orleans mich erschöpft. Nach einem Monat der Anspannung habe ich endlich getan, was ich schon vor langem hätte tun sollen. Monatelang bin ich viel zu lange aufgeblieben und habe zu wenig geschlafen, mich in der Ebene drei auf die Lauer gelegt, in der Hoffnung, David Strobekkers fehlerfreie Übertragungen zu erkennen. Aber diese Nacht werde ich schlafen.
    Als ich mich ausziehe, hallt Drewes letzter Kommentar in meinem Hinterstübchen nach. In letzter Zeit hast du dich dabei immer angestellt, als müßtest du zum Zahnarzt oder so. In Wirklichkeit ist der Besuch bei ihren Eltern ein Gang über ein Minenfeld. Ihr Elternhaus ist ein Ort, an dem ein falsches Wort oder ein unbedachter Blick eine sofortige Explosion auslösen kann. Drewe weiß davon nichts. Wie die meisten gefährlichen Minen wurden auch diese vor langer Zeit von Leuten gelegt, die kaum wußten, was sie taten. Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, und es ist unmöglich, sie zu entschärfen. Einst hielt ich es für möglich, aber jetzt weiß ich es besser. Wenn wir versuchen, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen, entzieht sie sich uns; wenn wir versuchen, uns der Vergangenheit zu entziehen, greift sie mit Fingern nach uns, die alles zerstören können, was wir kennen und lieben.
    In dieser Nacht überlasse ich David Strobekker dem FBI.
    Ich habe meinen eigenen Dämon.

7
    L
ieber Vater,
    wir sind in der Dämmerung in der Nähe von Virginia Beach gelandet und brachten der Erde den Geruch

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