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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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des Meeres.
    Wir nannten mehreren Taxen falsche Ziele, ließen uns in Reichweite der Patientin bringen und sind dann zu Fuß zu ihrem Haus gegangen.
    Keine EROS-Tändeleien bei dieser. Sie ist ein Navy-Mädchen, jung und einfach und zäh. Ich konnte von Glück sagen, Kali bei mir zu haben.
    Wir drangen in das Haus ein, als sie duschte, und was für ein Prachtstück war sie! Feste rosa Haut leuchtete unter den Wassertropfen. Einen Moment lang wünschte ich mir, wir könnten nach dem alten Protokoll vorgehen.
    Aber ...
    Als ihr Schrei erstarb, versuchte ich es mit Humor. »Hallo, Jenny, wir sind vom DonorNet. Ich wette, Sie haben nicht gedacht, daß wir Hausbesuche machen.«
    Sie hat im Schlafzimmer Widerstand geleistet, versucht, an eine Schublade heranzukommen (in der ich später eine Pistole fand). Kali konnte sie nur mit einem Schnitt über den Oberschenkel aufhalten. Eine Menge Blut, aber im Grunde nur eine oberflächliche Wunde, die keine Auswirkung auf ihre Rolle bei der Prozedur haben wird.
    Kali half ihr beim Anziehen und zwang sie dann, uns ihre Wagenschlüssel zu geben. Jenny jammerte und bettelte nicht. Sie versuchte, sich einen Ausweg einfallen zu lassen.
    Ich fuhr ihren Wagen zu der Start-und-Lande-Bahn. Kali paßte auf dem Rücksitz auf sie auf. Ich hatte vor, der Patientin im Flugzeug ein leichtes Beruhigungsmittel zu geben, doch trotz meiner Beschwörungen wollte sie sich nicht unterwerfen. Ich war gezwungen, sie mit einem Ketaminpfeil außer Gefecht zu setzen. Ich mußte des weiteren ihren Wagen neben der Rollbahn zurücklassen. Irgendwann wird man ihnfinden. Aber es gibt keine Aufzeichnungen, die beweisen, daß wir dort gelandet sind. Keine Aktennotizen. Man kann unseren Flug nicht nachvollziehen. Ein weiteres Fragezeichen für die Polizei.
    Kali sitzt jetzt hinter den Kontrollinstrumenten. Meine dunkle Shakti leitet mich durch die Sterne. Wir rasen mit dreihundert Stundenkilometern in die Geschichte. Die Patientin liegt gefesselt hinter uns, stumm wie der Tod, in ebenso seliger Unwissenheit über den Beitrag, den sie leisten wird, wie der Affe, dem Salk seinen Impfstoff gegen Poliomyelitis verdankte.
    Ich spiele mit dem Gedanken, meinem offiziellen Bericht eine redigierte Fassung dieser Briefe als Addendum beizufügen; vielleicht gehören auch sie ja zu meinem Lebenslauf. Auf den unvorbereiteten Geist werden sie wohl eine schockierende Wirkung haben, doch für Medizinhistoriker werden sie erbaulich sein.
    Aber genug davon.
    Die Dinge sind, was sie sind,
    und wie das Schicksal es gewollt,
    so sie werden auch erfüllt.

8
    E
s ist dieser verdammte Nigger-Bauunternehmer«, sagt Bob Anderson.
    »Robert, nicht vor Holly«, schimpft Margaret, seine Frau.
    Bob Anderson ist mein Schwiegervater. Er zeigt über den Patio mit den mexikanischen Fliesen auf ein kleines Mädchen, das am flachen Ende des Swimmingpools spritzt.
    »Sie kann mich nicht hören, Marg. Und ganz gleich, wie man es dreht und wendet, es läuft auf den Nigger-Bauunternehmer hinaus.«
    Patrick Graham, mein Schwager, verdreht die Augen undsieht mich an, wobei er sorgfältig darauf achtet, daß nur ich ihn sehen kann. Patrick und ich gingen gemeinsam zur Schule und sind genau gleich alt. Er ist Onkologe in Jackson, Mississippi, und mit Erin verheiratet, der jüngeren Schwester meiner Frau. Seine verdrehten Augen drücken ein Gefühl aus, das zu komplex für Worte und unserer Generation von Südstaatlern doch wohlbekannt ist. Sie besagen: Es gefällt uns vielleicht nicht, aber wir können nichts dagegen tun, uns nur mit ihm streiten, und es lohnt sich nicht, mit unserem Schwiegervater zu streiten, weil er sich sowieso nicht ändern wird, komme, was da wolle.
    »Es« steht natürlich für Rassismus.
    »Was brabbelst du da, Dad?« fragt Drewe.
    Meine Frau trägt ein gelbes schulterfreies Kleid und steht über den schmiedeeisernen Tisch gebeugt, auf dem die Überreste der gegrillten Rippchen liegen, die wir gerade verschlungen haben. Erin natürlich ausgenommen. Die Schwester meiner Frau ist strikte Vegetarierin, was in Mississippi noch immer fast so schlimm ist, als sei man bei den Hare Krishnas. Diese vierzehntägliche Zusammenkunft jeden zweiten Sonntag bei den Schwiegereltern, die dreißig Kilometer von Rain entfernt am Stadtrand von Yazoo City wohnen, ist ein Familienritual. Es führt kein Weg daran vorbei, ob es nun regnet oder die Sonne scheint, und heute scheint sie: Wir haben fünfunddreißig Grad im Schatten.
    »Jetzt bring ihn doch

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