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@ E.R.O.S.

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Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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könnte. 1979 war Erins Gesicht auf den Titelseiten von sechs bundesweit erscheinenden Zeitschriften zu sehen. Vier Tage, nachdem sie ihren High-School-Abschluß gemacht hatte, verließ sie Rain, Mississippi, und ging mit fünfhundert Dollar und dem Namen einer Agentur für Models in der Handtasche nach New York. Zwei Monate später hatte sie einen Vertrag der Ford Agency in der Tasche. In schneller Abfolge kamen Arbeit auf dem Laufsteg, die sechs Titelbilder und einige Fernsehspots. Dann folgte eine kurze Unterbrechung und danach kamen die Innenseiten der Zeitschriften. Noch eine Unterbrechung, und dann setzten sie hauptsächlich ihre Hände, Füße, Brüste und ihr Haar ein.
    Kein tragischer Unfall hatte ihr Gesicht verunstaltet. Wäre das Aussehen das einzige Kriterium, noch immer würde Erin von den Zeitschriftenständern an den Supermarktkassen hinablächeln, statt ihre Tochter aus dem flachen Teil des Swimmingpools ihrer Eltern zu holen. Erins Probleme lagen innerhalb ihres Kopfes, nicht außerhalb.
    Doch zuerst das Äußere. Während Drewe der helle Typ ist, ist Erin der dunkle. Ich laste das den Genen an. Bob Anderson hat schottisch-englisches Blut, Margaret cajun-französisches. Drewe hat die Gene ihres Vaters, Erin die ihrer Mutter. Und diese Unterschiede gibt es auch unter dem Strich. Drewes Haar ist kräftig, rötlichbraun und leicht gelockt. Erins ist dünn und glatt und so braun, daß es fast schwarz wirkt. Drewes Augen sind grün und leuchtend vor schneller Auffassungsgabe; Erins sind mandelförmig und so schwarz und tief wie das Schwemmland von Lousiana. Drewe hat eine hübscheStupsnase, während Erins lang und gerade und mit katzenartig geblähten Nüstern versehen ist. Und während Drewes Lippen rosa sind wie Pinselstriche auf einer Royal-Doulton-Figurine, sind Erins voll und braun, und ihre Oberlippe ist mit feinen, gelblichbraunen Härchen gesprenkelt. Beide Mädchen sind so um die einsfünfundsiebzig, aber Erin wirkt dabei groß.
    Ich will meine Frau nicht heruntermachen. Jeder Mann mit Augen im Kopf würde Drewe eine Schönheit nennen. Sie ist durchaus zurückhaltend – außer in ihrem Job –, und ihre Kraft und Klugheit betonen ihre Eleganz nur. Schließlich ist sie Ärztin. Erin ist ein ehemaliges Model, das zur Jetset-Gespielin und dann zur Hausfrau wurde. Doch während ich beobachte, wie Erin ihr Kind an der Hand zu dem schmiedeeisernen Tisch führt, werden mir die körperlichen Unterschiede klar: Drewe ist Femina, Erin Felida: eine Katze.
    Es ist eine schwierige Kunst, eine andere Frau zu beobachten, ohne daß die eigene etwas davon mitbekommt. Im ersten Teil seines Lebens kann man sie mit uneingeschränkter Freiheit betrachten, und dann muß man plötzlich lernen, sein Interesse zu verbergen. Der Kampf ist genauso hoffnungslos, als wolle ein Physiker Eisenspänen beibringen, einem Magneten nicht zu folgen. Aber bei Erin habe ich viel Übung.
    Seit ich an der High School mit Drewe ging, waren Erin und ich fast natürliche Feinde. Wir haben uns ständig beharkt und uns benommen, als wären wir miteinander verwandt. Während ich aufwuchs, gewöhnte ich mich daran, ihre atemberaubenden Beine zu ignorieren, wenn wir im Sommer am Pool herumhingen. Aber manchmal war es einfach unmöglich, sie zu ignorieren.
    Als wir einmal eine High-School-Party am See hatten, betranken sich einige der älteren Semester so gewaltig, daß sie nackt baden gehen wollten. Es dämmerte schon, und ein paar Mädchen fühlten sich sicher oder kühn genug, um in den länger werdenden Schatten ihre Badeanzüge auszuziehen und vom Pier ins silberne Wasser zu springen.
    Als Drewe das mitbekam, stand sie auf, warf ihr »wildes« Gehabe über Bord und ging zum Wagen zurück. Sie hatte offensichtlich nicht die Absicht, sich vor Fremden nackt auszuziehen, ganz gleich, wie betrunken sie waren. Außerdem war ihr Coolness-Quotient nicht gefährdet. Sie schaute nicht zu mir zurück, aber ich wußte, sie erwartete von mir, daß ich ihr folgte. Und ich wollte ihr auch nachgehen. Doch als ich aufstand, hörte ich, wie eine Stimme leise sagte: »Harper.«
    Ich drehte mich um und sah, daß Erin hinter mir stand. Sie trug das Bikinihöschen, aber ihre Brüste mit den braunen Warzen waren nackt. Während ihr Blick nicht von meinen Augen wich, hakte sie einen Finger in das Höschen und trat gemächlich heraus.
    Sie war wunderschön. Und sie wußte es. Ich stand da, blinzelte in die Dämmerung und versuchte zu begreifen, was ich sah. Im

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