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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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die unsere Augen und Körper trennt, und das, was getrennt in unser beider Seelen wohnt, zu vereinigen, wie es eines Tages unausweichlich geschehen muß. Was ist das für eine Kraft, die so brennend nach Einheit strebt? Die sich ungewollt zu erklären droht? Was ist es, wenn nicht die Wahrheit? Ein Wissen, das allein Erin und ich besitzen, darüber, wie die Dinge wirklich sind.
    Und was ist die Wahrheit der Dinge, wie sie wirklich sind?
    Holly Graham ist meine Tochter.

9
    I
st dir bei Patrick auch etwas Komisches aufgefallen?« fragte Drewe.
    Wir sind bereits zehn Kilometer vom Haus ihrer Eltern weg und fahren die zweispurige Asphaltstraße zu unserer Farm entlang, die noch zwanzig Kilometer entfernt ist. Mit jedem Kilometer, den wir zurücklegen, nimmt meine Besorgnis ab.
    »Nein«, antworte ich. »Er kam mir vor wie an jedem Wochenende. Er ist froh, nicht im Krankenhaus zu sein, und wünscht sich, Golf spielen zu können, statt im Haus deiner Eltern zu sitzen.«
    Drewe schnalzt mit der Zunge. »Ich glaube, er und Erin haben Probleme.«
    »Was?« sage ich etwas zu scharf. In Wirklichkeit weiß ich, daß Erin und Patrick Probleme haben. »Sie machten auf mich einen ganz normalen Eindruck.«
    Drewe sieht mich an, doch zum Glück steckt hinter ihrem Blick nur halbe Kraft. »Wahrscheinlich hast du recht. Manchmalstellt sich bei mir einfach das Gefühl ein, daß Erins neues Leben – ihre Häuslichkeit, meine ich – in Wirklichkeit nur eine Fassade ist, daß sie innerlich niemals New York und all diese anderen Dinge hinter sich gelassen hat.«
    »Neues Leben? Es sind drei Jahre, Drewe. Da legt sie sich aber toll ins Zeug, nur um uns etwas vorzuspielen.«
    Sie lächelt. »Du hast recht. Mein Gott, Holly wird jede Woche hübscher, was?«
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Und Erin ist so gut zu ihr. Hast du gehört, wie sie Daddy wegen seines Rassismus angefahren hat? Ich glaube, sie hat ihn wirklich in Verlegenheit gebracht.«
    »Unmöglich.«
    Sie boxt mich gegen die Schulter. »Ich war auch von dir ziemlich beeindruckt.«
    »Was meinst du?«
    »Du hast Holly um den kleinen Finger gewickelt.«
    Jetzt geht es los.
    »Weißt du«, sagt sie – und trotz ihres Versuchs, so beiläufig wie noch gerade eben zu klingen, nehme ich die Klangvariation wahr –, »ich nehme jetzt seit über fünf Monaten keine Pille mehr.«
    Ich weiß genau, wann sie die Pille abgesetzt hat. Ich erinnere mich an das Datum aufgrund des Streits, den wir wegen ihrer einseitigen Entscheidung hatten. Meine Frau hat nichts für zweideutige Aussagen übrig. Wenn sie ein Ziel ins Auge gefaßt hat, will sie es auf dem kürzesten Weg erreichen. Ihres Erachtens ist es für uns an der Zeit, Kinder zu bekommen. Wenn ich anderer Meinung sei, dann nur, weil ich mich nostalgisch an meine verantwortungslose Jugend klammere, was aber sinnlos sei. Beide haben wir beim Sex nie gern Kondome oder etwas anderes benutzt; daher ging sie davon aus, daß, wenn sie die Pille nicht mehr nähme, es nur eine Frage von ein paar Wochen sei, bis sie schwanger würde.
    Die ersten vier Monate waren die Gnadenfrist, die nötig waren, damit die künstlichen Hormone aus ihrem System ausgeschwemmtwurden. In dieser Zeit hatte sie ein – genetisch bedingtes – persönliches Interesse daran, unseren sexuellen Kontakt auf ein Minimum zu beschränken. Doch jetzt haben wir bereits fünfeinhalb Monate überschritten, und trotz ihres Vertrauens in meine nicht zu bändigende Lust ist Drewe noch immer nicht schwanger. Das liegt nicht an einer Fehleinschätzung meines Charakters. Sie hat lediglich vergessen, EROS in ihre Rechnung mit einzubeziehen. Die Computerforen – und gewisse Frauen darin – haben sich für meine sexuelle Energie als durchaus zufriedenstellende Ersatzbefriedigung erwiesen. Ich glaube, Drewe ahnt dies, und das erklärt ihren bitteren Groll auf die Zeit, die ich als Sysop im Forum verbringe.
    »Du liebst Holly so sehr«, sagt sie, und ich spüre, daß sie mich dabei ansieht. »Das sehe ich doch. Ich verstehe nicht, warum du kein eigenes Kind haben willst.«
    »Aber ich will eins haben«, sage ich wahrheitsgemäß. »Ich will zwei.«
    »Aber was? Jetzt noch nicht? Harper, ich bin dreiunddreißig. Mit fünfunddreißig schnellt die Wahrscheinlichkeit für Mongolismus und hundert andere Dinge dramatisch in die Höhe.«
    »Wir haben schon einmal darüber gesprochen, Drewe«, sage ich so neutral, wie es mir möglich ist.
    Die Temperatur im Wagen sinkt um zehn Grad. »Dann

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