@ E.R.O.S.
sprechen wir jetzt noch mal darüber.«
Als ich nicht antworte, seufzt sie und schaut auf die staubigen Baumwollfelder hinaus, die am Wagen vorbeiziehen. Ein Meer aus Weiß bedeckt das Land, so weit das Auge reicht. »Ich weiß, ich setze dich unter Druck«, sagt sie bedächtig, »aber ich verstehe einfach nicht, was in dir vorgeht.«
Und ich hoffe, du wirst es auch nie verstehen.
Nachdem wir einen Kilometer schweigend zurückgelegt haben, fragt sie: »Werden wir je wieder zusammen schlafen?«
Als wäre die Situation nicht schon kompliziert genug. Fünf Minuten, nachdem wir darüber gesprochen haben, daß sie die Pille abgesetzt hat und ob wir Kinder haben wollen, macht siesexuelle Annäherungsversuche, die ich ihrem Tonfall nach für Leidenschaft halten soll?
»Ich vermisse es nämlich wirklich«, sagt sie und schaut starr durch die Windschutzscheibe.
»Ich auch«, murmele ich. Was kann ich sonst sagen?
»Zweifelst du meine Motive an?«
An ihrer Stimme erkenne ich, daß sie sich wieder zu mir umgedreht hat. Als ich das Rascheln von Stoff höre, schaue ich zum Nebensitz. Drewe hat ihre Bluse geöffnet. Der Verschluß ihres BHs befindet sich vorn, und sie öffnet auch den. Zweimal im vergangenen Monat haben solche Avancen zu ernstem Streit geführt. Doch ihre Brustwarzen belegen ihre Aussage . Vielleicht ist das ein ehrlicher Annäherungsversuch.
Sie dreht sich auf ihrem Sitz zur Seite, hebt einen nackten Fuß über die Konsole des Explorers und senkt ihn auf meinen Schoß. Sie kann sehr gut mit diesem Fuß umgehen. Kichernd wie ein Schulmädchen gelingt es ihr, Gürtel, Knopf und Reißverschluß meiner Jeans zu öffnen.
»Offensichtlich vermißt du es auch.«
»Hat man dir das beim Medizinstudium beigebracht? Für den Fall einer Handverletzung?«
»Hm-hm. Wir üben an Assistenzärzten. Den jungen, knackigen.«
»Okay, okay.«
Mit einer fließenden Bewegung hebt sie ihr Sommerkleid hoch und steigt über die Konsole. Dann dreht sie sich zu mir um, setzt die Füße links und rechts neben meinen Sitz und senkt sich zwischen meinen Körper und das Lenkrad. Ich wende den Blick lange genug von der Straße ab, um zu sehen, wie sie ihr weißes Baumwollhöschen zur Seite zieht und mühelos auf mich hinabgleitet.
Das plötzliche Knirschen von Schotter unter dem rechten Vorderrad verrät mir, daß wir von der Straße abkommen. Ich reiße das Lenkrad nach links und schaue auf, trete dann das Gaspedal durch und ziehe den Wagen haarscharf um eine riesigegrüne Erntemaschine herum. Drewe lacht, küßt meinen Nacken und drückt sich härter hinab.
»Mein Gott, du schreckst vor nichts zurück«, sage ich.
»Du kannst ja anhalten«, flüstert sie.
Klar.
Wir sind noch keine zehn Minuten zu Hause, als das Telefon klingelt. Es ist Bob Anderson.
»Haben wir etwas bei euch vergessen?« frage ich und taste in meiner Gesäßtasche nach dem Portemonnaie.
»Nichts dergleichen.« Bob verstummt. Nach zehn Sekunden oder so frage ich ihn, ob etwas nicht in Ordnung ist.
»Keine Ahnung, Harp«, sagt er gedehnt. »Aber eine Viertelstunde, nachdem ihr gefahren seid, hat Bill Buckner angerufen.«
»Der Sheriff vom Yazoo County?«
»Genau. Er hat mir gesagt – nur, weil wir uns so gut kennen –, daß er gestern abend und heute schon wieder mehrere Anrufe von außerhalb bekommen hat. Anrufe, die dich betreffen.«
Scheiße. »Mich?«
Bob läßt wieder Schweigen eintreten. Ich reagiere zuerst. »He, Dr. Anderson, ich weiß wahrscheinlich, worum es geht.«
Er sagt nichts.
»Wir hatten ein paar kleine Probleme mit dem EROS-Network.«
»Probleme.«
»Es hat einen Mord gegeben.«
»Mehr als einen, wenn ich Bill richtig verstanden habe; ’ne schlimme Sache.«
Drewe starrt mich neugierig an. »Hör zu, Dr. Anderson, ich hab’ mich gestern mit der Polizei von New Orleans getroffen und bin ziemlich sicher, daß alles unter Kontrolle ist.«
»Bill hat gesagt, ein paar Anrufe seien vom FBI gekommen.«
»Ich hab’ mich auch mit denen getroffen.«
Bob denkt darüber nach. »Harper«, sagt er schließlich, »brauchst du Hilfe, mein Sohn?«
»Danke, Dr. Anderson, aber ich glaube wirklich, daß alles unter Kontrolle ist.«
»Ich kenne eine Menge Leute«, sagt er mit einer Stimme, die keinen Zweifel daran läßt, daß er nicht gern so spricht. »In allen möglichen Positionen.«
»Das glaube ich dir gern. Und wäre ich wirklich in Schwierigkeiten, dann wärst du der erste, den ich anrufen würde.«
Bob wartet noch einen
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