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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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wir es an diesem Tag nicht auf Kaninchen abgesehen hätten.Sondern zum Beispiel auf einen Bären, der mich blutend am Boden liegend gesehen und die Sache zu Ende geführt hätte. Auch so ergeht es einem manchmal. Es kommt immer darauf an, welche Beute man jagt.

11
    L
ieber Vater,
    Panikkar hat heute morgen angerufen und gesagt, er müsse mich sprechen. Ich befürchtete das Schlimmste und lag damit nicht falsch. Als er kam, war ich im Keller und kümmerte mich um Jenny. Als ich nach oben ging, wartete er mit Kali im Arbeitszimmer. Panikkar sagte mir – ich zitiere –, er und Bhagat »könnten es nicht mehr ertragen«. Ich erwartete, daß er fortfuhr, er sei zur Polizei gegangen, die jeden Augenblick eintreffen würde.
    Da lag ich völlig falsch. Statt eine Predigt moralischer Empörung zu halten, verlangte er mehr Geld. Er muß gedacht haben, nun, da die Behandlung so kurz bevorstünde, könne er mich auspressen wie eine Zitrone. Die Verlogenheit des Menschen ist sein Untergang. Ich war bereit, ihm mehr zu zahlen, doch als Panikkar die Summe nannte, war ich wie vor den Kopf geschlagen. Als ich ihm meine Lage zu erklären versuchte, sah ich im Schatten hinter ihm eine Bewegung. Wie eine Gottesanbeterin schwang Kali ihren schlanken braunen Arm über seine Schulter und stieß ihm ihr Messer in den Bauch.
    Ich konnte nichts tun. Das hervorspritzende Blut ließ keinen Zweifel daran, daß der erste Stich die abwärts führende Bauchhauptschlagader durchtrennt hatte. Bevor ich drei Sätze äußern konnte, hatte sie ihn schon ausgeweidet, wobei Panikkar entsetzt seinen aufgerissenen Leib anstarrte. Wie es ihrer Namensschwester entsprach, entfernte Kali seinen Kopf und befestigte ihn mit den Haaren an ihrem Gürtel. Mir warnatürlich klar, wie gefährlich diese Entwicklung war, doch nach Panikkars ständiger Meckerei war sie auch seltsam befriedigend. Gott sei Dank war er es und nicht Bhagat. Anästhesie ist ein hübscher Luxus, besonders für den Patienten. In Zukunft kann ich die Klassifizierung selbst vornehmen.
    Ich fürchtete jedoch, falls Panikkar sich nicht bei Bhagat melden und ihm berichten würde, was bei dem Gespräch herausgekommen war, würde dieser zur Polizei gehen. Aber Kali wußte, was zu tun war. Sie rief Bhagat an und sagte ihm, die Behandlung würde wie geplant an diesem Abend stattfinden. Bhagat wollte mit Panikkar sprechen, doch Kali erwiderte, Panikkar sei mit mir im Keller an der Arbeit. Sie sagte, Bhagat würde den Bonus bekommen, den Panikkar herausgeschlagen habe, aber erst nach Abschluß der Prozedur. Als Bhagat Besorgnis erkennen ließ, sagte Kali ihm, er solle an der Hintertür parken. Panikkar würde ihm versichern, daß alles in Ordnung sei.
    Als Bhagat kam, schaltete Kali die Innenbeleuchtung ein und hielt Panikkars abgetrennten Kopf an einer Stange vor das Türfenster. Von außen sah Bhagat lediglich Panikkars Gesicht (das sowieso nie sehr lebhaft gewesen war) und eine winkende Hand. Der Narr stieg aus dem Wagen und kam lächelnd herein.
    Kali zwang ihn, sich zu setzen, und erklärte in ihrer Sprache, was sich zugetragen hatte, allderweil Panikkars Kopf an ihrem Gürtel baumelte. Der Ausdruck auf Bhagats Gesicht spottete jeder Beschreibung. Kein einziges Wort kam über seine Lippen. Als er sich erhob, um zu gehen, erklärte Kali ihm, daß die Behandlung wie geplant durchgeführt würde. Er könne sich noch zwei Stunden ausruhen, bevor er dann in die Gänge kommen müsse.
    Zum Teufel mit Panikkar. Heute abend gehe ich rein.

12
    A
ls ich erwache, rechne ich damit, die feinen blauen Linien des beginnenden Tageslichts um die schweren Jalousien vor den Fenstern herum zu sehen, aber da ist nur Dunkelheit.
    Mein Telefon klingelt.
    Ich muß aufstehen, um abzuheben. Schweiß wird kalt auf meiner Haut, als ich mir quer durch das klimatisierte Büro den Weg zum Telefon ertaste.
    »Hallo?«
    »Ist da Opa Kohl?« fragt eine flüsternde Stimme.
    »Was?«
    Das Flüstern wird lauter. »Ist da Harper Cole?«
    »Ja. Verdammt, wer ist da? Wenn Sie ein Cop sind, rufen Sie mich morgen früh an.«
    »Ich bin kein Cop.«
    Die Stimme klingt nervös. Nervös und jung. »Ich schlafe. Was wollen Sie?«
    »Hier spricht David Charles. Erinnern Sie sich an mich?«
    »Nein.«
    »Sie haben ein paar Mal mit mir telefoniert. Ich bin einer der Techniker von EROS.«
    Meine Augen gehen auf. »Ja, ich erinnere mich an Sie.«
    »Nein, tun Sie nicht. Macht aber nichts. Ich bin einer von Miles’ Assistenten.«
    »Was kann ich

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