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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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– und mein Bauch sagt mir, daß er es ist –, variiert er sein Verhalten stärker als jeder andere Mörder, den ich je gesehen habe. Er könnte vielleicht zerbrechen, die Kontrolle über das verlieren, was ihn antreibt. Aber das glaube ich nicht. Er scheint seine kriminellen Signaturen nach Belieben verändern zu können, was heißt, daß er nicht von irgend etwas so stark getrieben wird, daß er die Kontrolle verliert. Hätten Sie nicht angerufen und mir Rosalind Mays Namen gegeben, hätten wir dieses Verbrechen nie mit den anderen in Verbindung gebracht. Verstehen Sie?«
    »Nur allzu gut.«
    »Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen, Cole. Schön zu wissen, daß jemand bei EROS kapiert hat, daß wir die Guten sind.«
    Ich sage nichts.
    »Haben Sie in letzter Zeit mit Ihrem Freund Turner gesprochen?«
    »Nein. Ich meine, nicht direkt. Er hat mir eine E-mail geschickt. Nichts Wichtiges.«
    Baxter wartet. »Na schön.«
    »Was werden Sie jetzt tun?«
    »Beten, daß er einen Fehler macht.«

13
    L
ieber Vater,
    die Behandlung ist gescheitert.
    Das ist nicht ganz richtig ausgedrückt. Ich wurde von einem Zwischenfall, der in keinem Zusammenhang damit stand, daran gehindert, sie zu vollenden. Als Kali die Patientin brachte, zeigte sie Anflüge von Hysterie. Im Gegensatz zu Jenny, dem Navy-Mädchen, das sich schnell anpaßte, schien diese ihre Nerven nicht in den Griff zu kriegen, nachdem wir sie geholt hatten. Kali hat mir unter vier Augen erzählt, daß Jenny versucht hat, die May während der Nacht zu beruhigenund ihr Kraft einzuflößen (die reinste Ironie, wenn man bedenkt, was für ein Schicksal die beiden erwartete), die alte Frau sich aber nicht trösten ließ. Ich hatte sie am ersten Abend mit vorgehaltener Waffe sedieren müssen, damit sie überhaupt schlafen konnte.
    Ich traf die Vorsichtsmaßnahme, Jenny vor ihrem Ableben mit Kurare zu betäuben, damit sie nicht schreien oder andere Geräusche von sich geben konnte, die die May beunruhigt hätten. Aber es war zwecklos. Als Bhagat und Kali sich bemühten, die May auf den Tisch zu bekommen, sah sie ein paar Blutstropfen, die von Jennys Behandlung zurückgeblieben waren. Sie fing an zu kreischen und schlug um sich, setzte ihre gefesselten Hände wie eine Keule ein. Nicht einmal Kali konnte ihr so viel Angst machen, daß sie sich unterwarf.
    Da unterlief mir mein Fehler. Ich bildete mir ein, daß, wenn ich ihr erklären würde, wie einfach die Behandlung sei und welche Vorteile ihr daraus entstehen würden, die May sich beruhigen würde. Doch meine Ansprache hatte die gegenteilige Wirkung. Als sie hörte, wie ich erklärte, es sei nötig, ihr Sternum zu öffnen, wurde ihr Gesicht leichenblaß, und sie griff nach ihrem rechten Arm. Ich muß nicht betonen, daß ich sie zu retten versuchte, aber es war sinnlos. Innerhalb von vier Minuten war sie tot.
    Sie starb an einem heftigen Herzmuskelinfarkt, und niemand hätte darüber überraschter sein können als ich selbst. Es gab in ihrer Vorgeschichte keine relevanten Risikofaktoren. So unwissenschaftlich es auch klingen mag, ich glaube, die Frau starb an reinem Entsetzen. Als ich die flachen EKG-Linien sah, überfielen mich Zweifel wie Schatten. Sollte ich aufhören? Sollte ich weitermachen?
    Dann dachte ich an Ponce de León, der durch die insektenverseuchten Urwälder Floridas gehastet war, gegen Moskitos und Schlamm und Alligatoren, gegen Eingeborene und Krankheiten angekämpft hatte, immer auf der Suche, der unentwegten Suche nach der mystischen, mythischen Quelleder Jugend. Wie die Vorstellung davon in seinem Gehirn eingebrannt gewesen sein muß, überschäumend wie reines glitzerndes Wasser, klar wie wiederentdeckte Lebenskraft, und der Menschheit ihr Versprechen in Aussicht gestellt hatte, die Möglichkeit, Gottes schärfsten Erlaß aufzuheben. Und die ganze Zeit über trug dieser arme Spanier die wahre Quelle mit sich, nur Millimeter von der Stelle entfernt, wo seine verführerische Vision brannte.
    Das wissen wir nun.
    Bald werde ich allein auf dem Gipfel der Spezies stehen, der einzige Mensch, der den Mut hat, in den Jungbrunnen zu greifen.
    Bald werde ich Gott ins Gesicht spucken.

14
    E
s ist halb elf morgens, und ich bin es leid, mit Bullen zu sprechen: Bullen aus Houston, Bullen aus LA, Bullen aus Oregon, Bullen aus San Francisco. Bullen aus Mill Creek, Michigan. Ich habe dieselbe Geschichte, die ich schon der Polizei von New Orleans und dem FBI erzählt hatte, so oft wiederholt, daß ich sie wie das

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