@ E.R.O.S.
kein einziger Tippfehler! Nun halten Sie die Klappe, und lesen Sie endlich!«
Ich konzentriere mich auf den Dialog, der sich meinen Bildschirm hinabbwegt:
LEVON>
Könntest du Gott schaffen ... welche Eigenschaften oder Kräfte würdest du ihm geben?
SARAH>
Wie meinst du das? Ich kann Gott nicht schaffen. Es gibt ihn bereits.
LEVON>
Aber wenn es ihn _nicht_ gäbe. Wie würdest du ihn dir vorstellen?«
»Was sind das für Zeichen?« fragt Lenz. »Die sind mir schon in Ihren Ausdrucken aufgefallen. Betonungen?«
»Ja. Wie Kursivschrift.«
SARAH>
Na ja ... ich würde ihn allmächtig machen, wie er es ist.
LEVON>
Ist er das?
SARAH>
Natürlich.
LEVON>
Und was ist mit dem Teufel?
SARAH>
Was soll denn mit ihm sein?
LEVON>
Hat Satan keine Macht?
SARAH>
Eine gewisse. Die Macht der Versuchung, schätze ich. Aber Gott hat mehr Macht.
LEVON>
Warum gedeiht dann das Böse auf der Welt?
SARAH>
Weil Menschen schwach sind. Wir wählen das Böse.
LEVON>
Aber warum _läßt_ Gott es uns wählen? Warum gibt es überhaupt das Böse?
SARAH>
Nun, um uns auf die Probe zu stellen. Wegen des freien Willens.
LEVON>
Aber warum muß Gott uns auf die Probe stellen, Sarah, wenn er uns geschaffen hat? Wenn Gott allwissend ist, muß er schon im voraus gewußt haben, daß wir fehlbar sind. Also ist die Probe doch bedeutungslos, oder?
SARAH>
Du verwirrst mich. Nicht jeder entscheidet sich für das Böse. Einige entscheiden sich für das Gute.
LEVON>
Natürlich. Wir alle wählen_manchmal_das Gute. Aber wir wählen auch manchmal das Böse. Hast du nie etwas getan, dessen du dich später geschämt hast?
SARAH>
Mir gefällt diese Konversation nicht.
LEVON>
Es tut mir leid. Ich bin ein rechter Schnüffler, was? Wie steht es denn damit? Wie würde Gott_aussehen_, würdest du ihn schaffen?
SARAH>
Na ja ... väterlich, schätze ich. Stark. Stark, aber fair. Gerecht.
LEVON>
Warum nicht mütterlich? War deine Mutter nicht gerecht, Sarah?
SARAH>
Natürlich war sie das.
LEVON>
Aber? War sie nicht stark?
SARAH>
Sie war stark. Auf ihre Weise. Aber
LEVON>
Aber was?
SARAH>
Nicht so stark wie ein Vater. Nicht stark genug, um mich zu schützen.
LEVON>
Wovor zu schützen? Vielleicht vor deinem Vater?
SARAH>
Was willst du damit andeuten?
LEVON>
Ich wollte dich nicht beleidigen, Sarah. Aber manchmal spüre ich gewisse Dinge. Schmerz. Ich spüre jetzt Schmerz. In dir nehme ich etwas Dunkles wahr. Eine Verletzung. Niemand denkt gern an diese spirituellen Nischen, aber wir alle haben sie. Ich würde Gott ganz anders machen als du, Sarah. Ich würde Gott zu einer Frau machen, zu einer Mutter, einer starken Mutter. Stark genug, um die Schwächen der Väter auszugleichen. Stark genug, um den Vätern zu_trotzen_. Es gibt einige solche Frauen auf der Welt.
SARAH>
War deine Mutter so?
LEVON>
Nein. Meine Mutter war wie ein Seidenschleier in einem starken Wind.
»Er ist es «, flüstert Lenz, und seine Blicke kleben auf dem Bildschirm. »Ich erinnere mich ganz genau ... in Ihren Ausdrucken stand etwas Ähnliches. Großer Gott.«
»Bleiben Sie ganz ruhig, Doktor.«
»Wir müssen ihn aufspüren!«
»Baxters Leute kümmern sich darum. Ich mache mir viel größere Sorgen um diese Frau, mit der er spricht.«
»Seine Fehlerrate liegt noch bei null«, sagt Lenz. »Er ist ihr noch ziemlich fern.
»Verdammt, hoffentlich haben Sie recht.«
»Seien Sie still, Cole! Wir verpassen etwas!«
Plötzlich kommt mir ein erschreckender Gedanke. Ich tippe auf dem Toshiba eine Systemsuche ein, und meine Befürchtung bestätigt sich: Brahma benutzt nicht den Strobekker-Zugriff. Ich ergreife Lenz’ Arm. »Baxters Techniker können diese Verbindung nicht zurückverfolgen! Es ist nicht Strobekkers Zugriff! Sie wissen nicht, wonach sie suchen müssen. Rufen Sie sofort EROS an und nennen Sie ihnen das neue Pseudonym und den Namen des Raums!«
Lenz drückt auf einen Schnellwahlknopf am nächsten Telefon. Ich überfliege den Text, der während des Gesprächs auf dem Bildschirm erschienen ist.
LEVON>
Mein Name ist nicht Levon, Sarah.
SARAH>
Das weiß ich.
LEVON>
Möchtest du gern meinen richtigen Namen wissen?
SARAH>
Ich bin mir nicht sicher. Du machst mir ein wenig angst. Ich spreche gern mit dir. Aber du siehst zuviel. Ich fürchte, du willst auch zuviel.
LEVON>
Wir alle haben Bedürfnisse, Sarah.
SARAH>
Was brauchst du?
LEVON>
Liebe.
SARAH>
Was für eine Liebe?
LEVON>
Selbstlose Liebe. Die Liebe, die eine gute Mutter ihrem Kind gibt.
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