@ E.R.O.S.
der sie – genau wie hier – keine unmittelbare Gefahr wahrnimmt. Das ist dann auch der letzte Fehler, den Sie je macht.«
»Als hielte sie sich für einen Mord bereit.«
»Ganz genau.«
»Was haben Sie nun vor?«
»Beruhigen Sie sich, Cole. Er ist ihr noch ziemlich fern. Ich rufe Turner an und lasse mir ›Sarahs‹ wirkliche Identität geben. Dann kann Baxter die Polizei ihres Wohnorts bitten,ihr Haus zu beobachten und dafür zu sorgen, daß ihr nichts passiert.«
»Glauben Sie wirklich, daß das ausreicht?«
Lenz drückt die Schnellwahlnummer von EROS. »Das FBI kann innerhalb von vier Stunden eine Überwachung rund um die Uhr organisieren. Wenn sie in einer Großstadt wohnt, innerhalb von nicht einmal einer Stunde. Daniel hat das Budget bereits bewilligt bekommen.«
»Sie gehen davon aus, daß er ihr noch nicht nahe gekommen ist, indem Sie sich auf die Null-Fehler-Rate verlassen. Aber was, wenn er seine Methoden geändert hat? Sie haben gesagt, daß er sein Opferprofil bereits geändert hat. Was, wenn das auch für seine Jagdmethode gilt? Scheiße! Wir müssen das Netz abschalten!«
» Beruhigen Sie sich, Cole. Sie klingen wie ein Cop, der gerade von der Akademie kommt.«
»Na schön ... na schön. Ich versuche nur, an alles zu denken.«
Lenz spricht in gemäßigtem Tonfall mit Miles. Obwohl ich nur einen Teil des Gesprächs verstehen kann, bekomme ich mit, daß die Rückverfolgung des Anrufs nichts gebracht hat. Ich schaue hinüber, um mich zu vergewissern, daß Lenz mich nicht beobachtet, und schicke eine Kopie des vollständigen Gesprächs zwischen Levon und Sarah an meine persönliche Mailbox im EROS-Server.
»Sarahs richtiger Name ist Phoebe Tyler«, erklärt Lenz und tippt eine andere Schnellwahlnummer ein. »Sie ist tatsächlich sechsundvierzig Jahre alt und wohnt in Aurora, Illinois. Die Zweigstelle in Chicago kann in fünfunddreißig Minuten ein Team bei ihr haben. Sie werden sich mit einer List vergewissern, daß sie in Ordnung ist, und dann eine Überwachung rund um die Uhr organisieren. Daniel? Hier Arthur ...«
Ich betrachte eines der kalten Pizzastücke, als Lenz »Was?« ruft. Als ich aufschaue, faucht er: »Na schön!« und unterbricht die Verbindung.
»Was ist los?«
»Schon wieder Strobekker.«
»Er hat Phoebe Tyler nicht ermordet. Das ist unmöglich!«
Lenz steht auf, stützt sich mit den Händen auf dem Tisch ab und lehnt sich über das Faxgerät. »Nein. Er hat Daniel noch eine Nachricht geschickt.«
Ich schließe erleichtert die Augen. »Wann?«
»Dreißig Sekunden nach dem Ende des Gesprächs zwischen Levon und Sarah.«
»Mann, der Typ muß unsere Nummer ja auswendig kennen. Was für eine Nachricht?«
»Daniel faxt sie uns gleich rüber. Das ist eindeutig eine Reaktion auf den Versuch des FBI, seine Telefonnummer zurückzuverfolgen, oder?«
»Ich kann mir nichts anderes vorstellen.«
»Kann Strobekker wissen, daß wir sein Gespräch mit Sarah mitgehört haben?«
»Das glaube ich nicht. Ich meine, wäre er als SYSOP im System oder hätte er Zugriff auf das Hauptinhaltsverzeichnis, würde Miles es wissen. Aber das heißt nicht, daß es unmöglich ist. Eine Menge Leute wissen viel mehr über Computer als ich.«
Das Faxgerät klingelt. Lenz nimmt den Hörer ab und drückt auf die START/TEST- Taste. »Daniel spielt mit dem Gedanken, Turner zu verhaften«, sagt er, ohne aufzuschauen.
»Was?«
Sein Blick bleibt auf das Faxgerät gerichtet. »Die in den Fall verwickelten örtlichen Polizeibehörden machen ziemlich Druck. Sie wollen Sie beide verhaften lassen.«
»Gottverdammt! Ich bin diese Einschüchterungen leid!«
»Keine Angst, niemand wird Sie verhaften. Aber wenn wir Turner verhaften, können wir uns die örtlichen Gendarmen vielleicht eine Weile vom Hals halten. Ermittlungen, die in den Zuständigkeitsbereich mehrerer Behörden fallen, sind immer schwierig. Und diese ist schlimmer als die meisten.«
Ich lese die Nachricht, als das Blatt sich aus dem Faxgerät rollt:
Ihr habt nicht aufgehört, Jagd auf uns zu machen. Ich habe anständig darum gebeten. Wenn ihr nicht damit aufhört, werde ich gezwungen sein, bei eurem Spiel mitzumachen, und zwar auf eurem Niveau. Ich bezweifle, daß die Ergebnisse euch gefallen werden.
Denkt an Dallas.
»Da ist die Drohung«, sagt Lenz.
»Warum macht der sich Sorgen, daß wir ihn jagen«, frage ich, »wenn er dermaßen davon überzeugt ist, daß wir ihn nicht finden werden?«
»Guter Einwand. Ist Ihnen der Wechsel
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